In der Grafschaft Hanau-Münzenberg wurde Mitte des 16. Jahrhunderts nach und nach die Reformation eingeführt. Dies geschah zunächst im lutherischen Sinn. In einer „zweiten Reformation“ wurde die Konfession erneut gewechselt: Graf Philipp Ludwig II. verfolgte ab 1597 eine entschieden reformierte Kirchenpolitik. Er machte vom Jus reformandi, seinem Recht als Landesherr, Gebrauch, die Konfession seiner Untertanen zu bestimmen, und setzte dies für die Grafschaft Hanau-Münzenberg weitgehend als verbindlich durch, so auch in Dorheim. Kirchliche Oberbehörde war nun das Konsistorium in Hanau.
Wie in der übrigen Grafschaft Hanau-Münzenberg wurde auch hier seit der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert das Solmser Landrecht zum Gewohnheitsrecht.[4] Das Gemeine Recht galt nur, wenn Regelungen des Solmser Landrechts für einen Sachverhalt keine Bestimmungen enthielten. Das Solmser Landrecht blieb auch im 19. Jahrhundert geltendes Recht, auch in kurhessischer und großherzoglich hessischer Zeit. Erst das Bürgerliche Gesetzbuch vom 1. Januar 1900, das einheitlich im ganzen Deutschen Reich galt, setzte das alte Partikularrecht weitgehend außer Kraft.
ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Wetteraukreis, Stadt Friedberg[Anm. 11]
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Dorheim 2334 Einwohner. Darunter waren 138 (5,9 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 381 Einwohner unter 18 Jahren, 1005 zwischen 18 und 49, 504 zwischen 50 und 64 und 444 Einwohner waren älter.[10] Die Einwohner lebten in 1014 Haushalten. Davon waren 309 Singlehaushalte, 294 Paare ohne Kinder und 194 Paare mit Kindern, sowie 93 Alleinerziehende und 27 Wohngemeinschaften. In 201 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 681 Haushaltungen lebten keine Senioren.[10]
Einwohnerentwicklung
Dorheim: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2022
Jahr
Einwohner
1834
680
1840
688
1846
694
1852
716
1858
747
1864
767
1871
709
1875
699
1885
785
1895
905
1905
1.120
1910
1.103
1925
1.213
1939
1.352
1946
1.881
1950
1.987
1956
2.040
1961
2.083
1967
2.174
1970
2.164
1980
?
1990
?
2000
?
2011
2.334
2022
2.476
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[10]; Wetteraukreis[2]
Die Brüder-Grimm-Schule, die sich direkt an der Südseite des Bahnhaltepunktes befindet, bietet den Kindern von Dorheim, Bauernheim und gegebenenfalls auch Friedbergern und Wölfersheimern eine Grundschule. Die Bauernheimer werden mittels einer Busverbindung direkt zur Grundschule gebracht.
Sie wurde am 11. Oktober 1964 als Mittelpunktschule eröffnet. Bis in die 1970er Jahre wurden dort die Kinder bis zum 8. Schuljahr unterrichtet, bevor die Klassen 5 bis 8 an die Schulen Friedbergs und Wölfersheims verlegt wurden, da die Schule von nun an dem Wetteraukreis unterstellt war.
Die 1992 gegründete Sprachheilschule ist eine der wenigen in der Umgebung. Vor ihrer Gründung mussten alle betroffenen Kinder in Einrichtungen nach Frankfurt am Main oder Gießen. Im Gegensatz zur bloßen Grundschule besitzt die Heilschule, eine Abteilung der Schule, einen viel größeren Einzugsbereich, so dass Schüler aus der ganzen Wetterau an dem Programm teilnehmen.
Dorheim verfügt über den eingleisigen HaltepunktDorheim (Wetterau) an der Horlofftalbahn genannten Bahnstrecke Friedberg–Mücke. Hier halten die Züge der RMV-Bahnlinie 48 auf dem Weg von Friedberg über Beienheim und Reichelsheim nach Nidda montags bis freitags im Stunden-, teilweise auch im Halbstundentakt. Sonn- und feiertags herrscht von ca. 9 Uhr bis ca. 20 Uhr ein Zweistundentakt. Zur werktäglichen Hauptverkehrszeit kommen einzelne Fahrten der RB 47 von Friedberg nach Wölfersheim-Södel hinzu. Beide Linien werden von der Hessischen Landesbahn GmbH (HLB) betrieben. Der Bahnsteig des Haltepunktes wurde 2011 modernisiert[15] und ist seitdem barrierefrei erreichbar, nur die nach Frankfurt Hbf durchgebundenen Züge bieten aufgrund der eingesetzten Doppelstockwagen keinen barrierefreien Einstieg.[16] Das Empfangsgebäude des Bahnhofs Dorheim steht zudem unter Denkmalschutz. Für den Verkehr hat es heute keine Funktion mehr.[17]
In unmittelbarer Nähe des Haltepunktes befinden sich die Brüder-Grimm-Schule (an der Südseite) sowie das Hotel und RestaurantDorheimer Hof.[18]
Werner Cee (* 1953), Hörfunkautor und Komponist; geboren in Dorheim
René Pollesch (1962–2024), Dramatiker und Regisseur; geboren in Dorheim
Uwe Bindewald (* 1968), ehemaliger Fußballspieler; geboren in Dorheim
Literatur
Fritz Herrmann: Eine Dorheimer Einwohnerliste von 1716. In: Wetterauer Geschichtsblätter 7/8 (1959), S. 172f.
Gerhard Kleinfeldt, Hans Weirich: Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum = Schriften des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16 (1937). ND 1984, S. 28
Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 3. Auflage. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-228-6, S. 323.
Herbert Pauschardt: Aus der Geschichte eines Dorfes im Wettertal – Rödgen = Festschrift zur 750-Jahrfeier (2010) des Bad Nauheimer Stadtteils. Hrsg.: Magistrat der Stadt Bad Nauheim. Bad Nauheim 2010.
Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehemaligen Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform. = Darmstädter Archivschriften 2. 1976, S. 74
↑Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Gießen 1893, S. 75, Anm. 65, sowie beiliegende Karte.
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.361.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.12ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).