Dor (Rumänien)

Das Dor[1] ist eine Empfindung oder Charaktereigenschaft, die oft als Hauptwesenszug des rumänischen „Nationalcharakters“ oder einer spezifisch rumänischen Mentalität beschrieben wird. Wie andere derartige Konzepte (etwa das finnische sisu oder auch der deutsche Weltschmerz) gilt das Wort als unübersetzbar[2], lässt sich aber mit Sehnsucht, Trennungsschmerz, Nostalgie oder Melancholie annähernd umreißen. Sehr ähnlich soll sich allerdings die den Portugiesen zugeschriebene saudade anfühlen, wie etwa Mircea Eliade (seinerzeit rumänischer Kulturattaché in Lissabon) 1941 in einem Artikel ausführte.[3]

Das dor wurde in der rumänischen Nationalromantik und von Philosophen wie Lucian Blaga und Constantin Noica häufig bemüht, um die grundlegende Eigenart des rumänischen Volkes und seiner Denkungsart zu beschreiben.[4] Der Komponist George Enescu beschrieb dor als „Traurigkeit inmitten der Freude“ und als prägende, stets gegenwärtige Stimmung der rumänischen Musik. Insbesondere ist es charakteristisch für die doină, die rumänische Volksballade.[5]

Einzelnachweise

  1. Neutrum laut Dicţionarul explicativ al limbii române. (Memento des Originals vom 8. November 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/dexonline.ro Academia Română, Institutul de Lingvistică „Iorgu Iordan“, Editura Univers Enciclopedic, 1998.
  2. Lucian Boia: History and Myth in Romanian Consciousness. Central European University Press, Budapest 2001. S. 147.
  3. Mircea Eliade: Dor - a Saudade romena. In: Acção vom 31. Dezember 1941, S. 3.
  4. Mircea Goga: Une île de latinité: culture, civilisation, langue et littérature roumaines. Presses de l'Université Paris-Sorbonne, 2004. S. 34–36.
  5. Michael Metzeltin: Über Alecsandris Doine. In: Günter Holtus, Edgar Radke (Hg.): Rumänistik in der Diskussion. Gunter Narr Verlag, Tübingen 1986. S. 363.