Dominikus Zimmermann scheint seine architektonische Ausbildung bei Johann Jakob Herkomer in Füssen erhalten zu haben, ist aber wohl in der Schweiz auch der Vorarlberger Bautradition begegnet, die er sehr frei weiterentwickelt hat. Seine Gestaltungsarbeit als Architekt ist mitunter eher von dekorativen Aspekten geprägt denn von tektonischen. Dabei gelingt ihm die einzigartige Synthese von Ornament und Architektur: Das volle Formenrepertoire eines Architekten setzt er als Dekorationskünstler um. Diese Synthese prägt insbesondere die Altarbaukunst, die er selbst entscheidend weiterentwickelt hat. Die Gestaltung der Fenster und Innenräume zielte auch auf die Inszenierung der Lichtverhältnisse, ein Aspekt seiner Baukunst, welcher durch den Kunsthistoriker Carl Lamb filmisch untersucht wurde.
Anfänglich arbeitete Zimmermann als Stuckateur, später als Baumeister mit Wohnsitz in Landsberg am Lech, wo er 1716 die Bürgerrechte erwarb, ab 1734 dem Stadtrat angehörte und von 1748 bis 1753 das Amt des Bürgermeisters ausübte. Seine Kirchenbauten (und beispielsweise deren geschweifte Fenster) übten vor allem in Oberschwaben großen Einfluss aus. Baumeister wie Jakob Emele und die Dossenberger sind hier besonders hervorzuheben. Dominikus Zimmermann gilt als einer der bedeutendsten deutschen Rokokobaumeister. Wie sein älterer Bruder Johann Baptist Zimmermann, mit dem er häufig zusammenarbeitete, wird er der Wessobrunner Schule zugerechnet. Dominikus Zimmermanns Hauptwerk, die Wieskirche, zählt zum UNESCO-Welterbe.
u, 1720: Stuckdekorationen im Kuppelraum und am Gewölbe des Langhauses des Würzburger Neumünsters (sowie Gipsintarsien in Scagliola-Technik am 1945 verbrannten Bonifatiusaltar in der nordöstlichen Kuppelnische)[3]
↑Henning, Erwin. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band2: E–J. E. A. Seemann, Leipzig 1955, S.420 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
↑Stefan Kummer: Architektur und bildende Kunst von den Anfängen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände; Band 2: Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1814. Theiss, Stuttgart 2004, ISBN 3-8062-1477-8, S. 576–678 und 942–952, hier: S. 662 und 950.
Literatur
Hermann Bauer, Anna Bauer: Johann Baptist und Dominikus Zimmermann. Entstehung und Vollendung des bayerischen Rokoko. F. Pustet, Regensburg 1985, ISBN 3-7917-0918-6
Leana Hearn, Markus Breitschmid (Hrsg.): Church at Wies – Dominikus Zimmermann. Architecture History Case Studies Series, Band 3, Corporis Publisher for Architecture, Art, and Photography, 2009, ISBN 978-0-9802274-3-7 (englisch)
Hugo Schnell, Uta Schedler: Lexikon der Wessobrunner Künstler und Handwerker. Schnell und Steiner, München und Zürich 1988, ISBN 3-7954-0222-0, S. 325–339 (ausführliche Werkliste)