Doddy Delissen, auch Doddy Delisson, Dody Dellison[1], Dolly Delisson, Doddy Dellison und Dora Delissen[2], (* um 1904[3]; † um 1987 vermutlich in Wien) war eine österreichische Tänzerin, Sängerin, Kabarettistin und Pianistin.
Im Februar 1921 stieg das Tanzduo Sisters Delisson in Wien ins Showgeschäft ein.[4] Häufig trat Doddy Delisson in der Frühzeit ihrer Karriere gemeinsam mit ihrer Schwester auf, die sich die Künstlernamen Baronesse Loo Lafaire[5] oder schlicht Lo Laffaire zulegte[6]. Sie waren u. a. 1923 in der Tanz-Revue „Die moderne Frau“ im Wiener Restaurant „Maxim“ zu sehen.[7] Für 1929 wird erwähnt, dass Doddy Delisson „in ihrer neuen Eigenschaft als Kabarettistin […] englische Lieder, die sie selbst am Flügel begleitet[e], zum Vortrag“[8] brachte. Im Jahr 1930 trat sie zusammen mit dem Komponisten Artur Marcell Werau im Wiener Revuetheater „Simpl“ am Doppelkavier auf[9] und spielte 1933 am Wiener „Theater der Komiker“ zusammen mit den Schauspielern Armin Springer und Gustav Müller.[10] Erste Platten nahm sie mit Peter Igelhoff auf.[11] Mitte der 1930er Jahre ging sie nach Berlin, wo sie sich fortan Doddy Delissen nannte.
Neben einigen kleinen Filmrollen als Sängerin, etwa in Unter heißem Himmel (1936), nahm sie eigene Schlager, aber vor allem Lieder aus dem Repertoire von Zarah Leander, Kirsten Heiberg und Greta Keller als Schallplatte auf. Zu ihrem Repertoire gehörten Kompositionen von Ralph Benatzky („Ich steh' im Regen“, mit dem Eugen Wolff Tanzorchester), Werner Bochmann, Werner Eisbrenner, Theo Mackeben, Otto Berco und Peter Igelhoff. Ihre dunklere, etwas verraucht klingende Stimme erinnert im Timbre an die oben genannten Sängerinnen. Im Berliner Delphi-Tanzpalast trat sie mit der schwedischen Swing-Kapelle Arne Hülphers und dem Lied „Ich bin, wie ich bin'“ erfolgreich auf.
In den 1930er und 40er Jahren wurde sie mehrfach als Synchronsängerin für diverse Ufastars eingesetzt. Am bekanntesten wurde ihr „Auf den Flügeln bunter Träume“, das sie für Hilde Weissner 1938 in dem Film Geheimzeichen LB 17 sang.
Nach dem Krieg synchronisierte sie noch den Gesang von Nadja Gray in dem österreichischen Film „Rosen der Liebe/Liebling der Welt“ (1949). Danach verliert sich ihre Spur.
↑Karteikarte der Reichskulturkammer im Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde. Es ist lediglich der Name ohne ergänzende Angaben eingetragen. Die Tatsache, dass Doddy/Dora Delissen kein offizielles Mitglied der Reichskulturkammer war bzw. sein durfte, ist zumindest ein Indiz dafür, dass sie aus Sicht der NS-Behörde Ausländerin war. So ist die Behauptung, sie sei eine Wienerin, fragwürdig: Der nach dieser Quelle wirkliche Name Dora Delissen stimmt auch nicht mit der auf der Diskussionsseite genannten Anna Pauline Anton überein.
↑Häufig wird der 17. Juni1907 als Geburtsdatum genannt – dies ist nicht konsistent mit dem Zeitpunkt der ersten Auftritte. Für eine häufig kolportierte dänische Abstammung gibt es keinen schlüssigen Nachweis.
↑Vergnügungsanzeiger (Olympia-Varieté und Olympia-Bar) in: Neues Wiener Tagblatt Nr. 57, 27. Februar 1921, Seite 10.
↑Werbung für das Kabarett "Faun" in: Leipziger Tageblatt, 5. September 1924, Seite 14; siehe auch die Werbeanzeige in der Biografie von Doddy Delissen auf Grammophon-Platten.de.
↑Dolly Delisson in: Mein Film, Heft 8, Jg. 1926, Seite VII.