Dispersionsmaß (Stochastik)Ein Dispersionsmaß[1], auch Streuungsmaß[2] oder Streuungsparameter[3] genannt, ist in der Stochastik eine Kennzahl der Verteilung einer Zufallsvariable beziehungsweise eines Wahrscheinlichkeitsmaßes. Anschaulich ist es die Aufgabe eines Dispersionsmaßes, ein Maß für die Streuung der Zufallsvariable um einen „typischen“ Wert anzugeben. Dabei wird der typische Wert durch ein Lagemaß angegeben. Der Begriff des Dispersionsmaßes wird in der Literatur nicht immer eindeutig verwendet. So spricht man auch in der Statistik von Dispersionsmaßen von Stichproben. Eine genaue Abgrenzung erfolgt im unten stehenden Abschnitt. Typische DispersionsmaßeUm den ErwartungswertHäufig werden Dispersionsmaße um den Erwartungswert angegeben, sie beruhen meist auf den Momenten zweiter Ordnung, selten auch auf denen erster oder höherer Ordnung. Bekannteste Beispiele sind:
Dies sind alles Dispersionsmaße, die auf das zweite Moment zurückgreifen. Eines, das nur auf das erste Moment zurückgreift ist der mittlere absolute Abstand:
Der mittlere absolute Abstand ist also das absolute zentrierte erste Moment. Um den MedianInterquartilsabstandDispersionsmaße um den Median werden meist über die Quantilfunktion definiert, da der Median auch ein Quantil ist (das 0,5-Quantil). Gängig ist der Interquartilabstand (engl. interquartile range, auch abgekürzt IQR), der als Differenz der Quartile und definiert ist, Dieser entspricht naiv der Breite des Intervalls, in dem sich die „mittleren 50 % der Wahrscheinlichkeit“ befinden. Der Interquartilabstand lässt sich verallgemeinern, indem man für beliebiges die Differenz von und bildet. Dies liefert die Breite des Intervalls, in dem sich die mittleren 200p % der Wahrscheinlichkeit befinden. Dieses Dispersionsmaß wird Interquantilsabstand genannt. Median der absoluten Abweichungen vom MedianDie mittlere absolute Abweichung (engl. median absolute deviation, auch MedMed), abgekürzt MAD, ist definiert durch Mittlere absolute Abweichung vom MedianDie mittlere absolute Abweichung (engl. mean deviation from the median, abgekürzt MD) vom Median ist definiert durch Mehrdeutigkeiten des BegriffesAn zwei Stellen ist die Verwendung des Begriffs des Dispersionsmaßes zweideutig:
Beispiel für den ersten Fall ist die Normalverteilung: Sie wird durch zwei Parameter bestimmt. Dabei bestimmt der Parameter die Varianz und wird dementsprechend auch der Streuparameter genannt. Allerdings existiert nicht zu jeder Verteilung ein Parameter, der die Streuung bestimmt. Selbst wenn solch ein Formparameter für die „Breite“ der Verteilung existiert, muss er nicht mit dem gewählten Dispersionsmaß zusammenfallen. Im zweiten Fall sind Dispersionsmaße Kennzahlen einer Stichprobe, wohingegen die hier besprochenen Dispersionsmaße Kennzahlen von Wahrscheinlichkeitsmaßen, also (Mengen)funktionen sind. So wäre ein Dispersionsmaß in der despriptiven Statistik beispielsweise die Spannweite. Sie ist die Differenz des größten und des kleinsten Messwertes in der Stichprobe. Dieses Konzept kann nicht ohne Weiteres auf Wahrscheinlichkeitsmaße übertragen werden. Zusätzlich verwirrend ist oft, dass dieselbe Bezeichnung für Kennzahlen von Stichproben und von Wahrscheinlichkeitsverteilungen verwendet werden (Interquartilabstand, Standardabweichung etc.) Beziehung zu den Kennzahlen der deskriptiven StatistikDie Beziehung zwischen den Kennzahlen einer Stichprobe und denen eines Wahrscheinlichkeitsmaßes wird durch die empirische Verteilung hergestellt. Ist eine Stichprobe, so gilt:
Weblinks
Literatur
Einzelnachweise |