Brand unterrichtete an verschiedenen Universitäten. Besonders in den 1970er und 1980er Jahren arbeitete sie gesellschaftspolitisch in verschiedenen Institutionen für die Rechte von schwarzen Frauen in Kanada und anderswo, in Gewerkschaften und Anti-Rassismus-Verbänden. 1983 unterstützte sie die Revolution auf der Karibikinsel Grenada, von wo sie nach der amerikanischen Invasion evakuiert werden musste. 1991 bereiste sie Europa und Südafrika, wo sie Nelson Mandela unterstützte.
Sie wurde in die Anthologie Daughters of Africa aufgenommen, die 1992 von Margaret Busby in London und New York herausgegeben wurde.
Brand lebt in der Nähe von Toronto. Seit 2011 ist sie Forschungsprofessorin für Englisch und Theater an der Universität Guelph, knapp 100 km entfernt.
In deutscher Sprache gibt es zwei Übersetzungen ihrer Werke.
What We All Long For
Vietnam-Krieg, 1970. Es ist Nacht. Ein Ehepaar versucht, mit dem 6-jährigen Sohn Quy aus dem Land zu fliehen. Als sie das Boot erreichen, ist der Junge verschwunden. Sie müssen ohne ihn aufbrechen, es geht nach Kanada.
Toronto im Jahr 2002. Carla, Jackie, Oku und Tuyen sind jung, miteinander befreundet und sie genießen das Großstadtleben. Sie alle sind in Toronto geboren, genannt „Einwanderer der zweiten Generation“. Carla arbeitet als Fahrradkurierin. Noch immer hat sie den Selbstmord ihrer Mutter nicht verwunden, den sie vor 18 Jahren mit ansehen musste. Sie kümmert sich um ihren jüngeren Bruder, der sich im Kleinkriminellenmilieu bewegt. Jackie besitzt einen Second-Hand-Laden und will sich vor allem nicht in Emotionen verlieren. Oku ist ein Poet, unglücklich verliebt in Jackie. Er wagt seinem ehrgeizigen Vater nicht zu gestehen, dass er längst nicht mehr studiert. Tuyen ist Künstlerin und die Schwester des in Vietnam verlorenen Quy, den sie nie kennen gelernt hat. Noch heute vergeht kein Tag, an dem ihre Eltern nicht verzweifelt versuchen, den Sohn zu finden.
Während die vier jungen Leute zusammen die Stadt erobern, reden, Ausstellungen konzipieren und ein ganz normales urbanes Leben führen, hat Quy in der thailändischen Unterwelt als Krimineller überlebt. Schließlich, nach über 30 Jahren, kommt er nach Toronto. Doch kurz bevor er seine Familie treffen wird, kommt es zu einem dramatischen Ereignis. Im ganzen gesehen, ein kosmopolitischer Roman über Identität, Verlangen und Verlust.
Werke
Fore Day Morning, 1978
Earth Magic, 1979
Primitive Offensive, 1982
Winter Epigrams, 1983
Chronicles of the Hostile Sun, 1984
Rivers Have Sources, Trees Have Roots: Speaking of Racism, 1986
Sans Souci and Other Stories. Erzählungen. Williams-Wallace, 1988; darin: No rinsed blue sky, no red flower fences.
Übers. der Einzelerz. Karin Simon: Kein klarblauer Himmel, kein Zaun aus roten Blumen, in Frauen in Kanada. Erzählungen und Gedichte. dtv 1993, S. 219–229
No Language is Neutral, 1990
No Burden to Carry. Narratives of Black Working Women in Ontario, 1920s - 1950s, 1991
Bread Out of Stone, 1994
In Another Place, Not Here, Erzählung 1996
Land to Light On, Gedichte 1997
At the Full and Change of the Moon, Erzählung 1999
Map to the Door of No Return: Notes to Belonging, 2001
thirsty, 2002
What We All Long For. Erzählung. 2004
Übers. Matthias Müller: Wonach sich alle sehnen. Roman. Atrium, Zürich 2007 ISBN 9783855350407
Les désirs de la ville. L’instant même, Montréal 2011
Love Enough. 2014
Filme
Listening for Something - Adrienne Rich and Dionne Brand in Conversation
Long Time Comin’
Sisters in the Struggle
Older, Stronger, Wiser
Literatur
Astrid Fellner: Translating Toronto on a bicycle: Dionne Brand’s "What we all long for" and the challenges of urbanity, in: Stefan Brandt, Frank Mehring Hgg.: Transcultural spaces: Challenges of urbanity, ecology and the environment in the new millennium. Gunter Narr, Tübingen 2010, S. 231–244
David Tavares, Marc Brosseau: The Spatial Politics of Informal Urban Citizenship. Reading the Literary Geographies of Toronto in Dionne Brand’s "What We All Long For".Zeitschrift für Kanada-Studien, 2013, S. 9 – 33 Volltext[3]
Marc Brosseau, David Tavares: Écrire la ville multiculturelle. La polyphonie torontoise excentrée de Dionne Brand, in Études canadiennes – Canadian Studies, Revue interdisciplinaire des études canadiennes en France, 64, 2008 ISSN2429-4667 (digital) S. 79 – 97
Kirsten A. Sandrock: Dionne Brand. In: Sebastian Domsch (Hrsg.): Kanadische Gegenwartsliteratur. München 2020, ISBN 978-3-96707-407-9, S. 41–50.
Nora Tunkel: The Impossible Art of Mapping the Past: Dionne Brand, in dies., Transcultural imaginaries. History and globalization in contemporary Canadian literature. Winter, Heidelberg 2012, S. 144 – 155. Zugl. Diss. phil. Universität Wien 2009