Die Familie von Diesbach ist eine ursprünglich bernische Patrizierfamilie. Der reformierte Berner Zweig starb 1917 aus. Der infolge der Reformation 1528 nach Freiburg übersiedelte katholische Zweig besteht bis heute im Kanton Freiburg, ferner auch eine französische Linie.
Personen mit den Namen Diezbach, Diezebach, Dyesbach, Dyespach mit Burgrecht in Bern wurden seit dem 13. Jahrhundert in Aarberg und Thun erwähnt.
Uradelsgeschlecht
Ein älteres Uradelsgeschlechtvon Diesbach hatte im Raum Bern die Herrschaft Diessbach (heute Oberdiessbach) inne. Lehnsherren waren die Herzöge von Zähringen, später die Grafen von Kyburg. Im Jahr 1406 gelangte die Herrschaft endgültig unter die Oberhoheit der Berner. Die Burg Diessenberg dieser Familie auf dem Bürglen, einem Vorberg der Falkenflue oberhalb von Brenzikofen, wurde bereits 1331 von den Bernern zerstört. Das Geschlecht ist mit Johann von Diesbach um 1390 ausgestorben.
Briefadliges Patriziergeschlecht
Die Patrizierfamilie stammt von Clewi (Niklaus) genannt Goldschmied († 1436) ab. „Clewi Goldschmied“ begründete als Handelsherr den Reichtum der Familie, indem er die Diesbach-Watt-Gesellschaft in St. Gallen begründete und Bergwerke erwarb, wodurch er ein Vermögen von 70 000 Gulden erwirtschaftete. Sein gleichnamiger Sohn erwarb 1427 eine Hälfte der Herrschaft Diessbach (Oberdiessbach bei Thun, der einstigen Herrschaft des ausgestorbenen Uradelsgeschlechts), nach der er sich „Niklaus von Diesbach“ nannte. Von 1422 an war er Ratsherr zu Bern. Er erhielt 1434 von König Sigmund einen Adelsbrief. Seit der Adelsverleihung führten er und seine Nachkommen den Junkertitel. Ab dem 15. Jahrhundert war die jüngere Familie von Diesbach eine der reichsten und einflussreichsten Familien von Bern.
1546 bauten die von Diesbach das Alte Schloss in Oberdiessbach. Sie hatten die hohe Gerichtsbarkeit über Oberdiessbach und das nahe Umland inne. In der offiziellen Liste von 1731 waren sie unter den sieben wohledelfesten Geschlechtern aufgelistet, der höchsten Statusgruppe innerhalb des Berner Patriziats, die den Vorsitz im Kleinen Rat beanspruchten. Zwanzig von Diesbach waren Mitglieder im führenden Kleinen Rat der Stadt und Republik Bern und ebenso viele begannen eine militärische Laufbahn, viele davon im Ausland. Der reformierte Berner Zweig starb 1917 im Mannesstamm und endgültig 1950 mit Matilda von Diesbach (1870–1950), Ehefrau von Olivier Le Roy d'Amigny, aus.
Als Bern 1528 die Reformation einführte, zog eine katholische Linie der Familie nach Freiburg. Die Freiburger Linie wurde ins dortige Patriziat aufgenommen und besetzte bis zum Ende des Ancien Régimes viele wichtige Positionen im Freiburger Staat. Sie war von 1602 bis 1798 auf Schloss Torny im Kanton Freiburg und später auch auf anderen Grundherrschaften ansässig und besteht bis heute. Der Freiburger Zweig teilte sich in die Äste Torny, Belleroche und Mézières.
Der Freiburger Linie entstammt der noch bestehende französische Zweig Diesbach de Belleroche. Er führt sich auf Ludwig von Diesbach (1452–1527) und Jean-Roch von Diesbach (1501–1546) zurück. Deren Nachfahre Josse de Diesbach, seigneur de Belleroche (1575–1648), kam 1602 durch Heirat an die Herrschaft Torny. Sein Enkel Nicolas de Diesbach (1668–1735) aus Freiburg wurde zum französischen Baron erhoben. Dessen dritter Sohn François Joseph Romain (1716–1786) wurde in den französischen Grafenstand erhoben. Der gräfliche Zweig, der im Artois ansässig wurde, blüht in Frankreich und Belgien bis heute.
Viele Diesbachs traten als Offiziere in ausländische Dienste, darunter in Frankreich, Österreich, Polen, Sardinien und Neapel. Aus der Freiburger Linie stammte Johann Friedrich von Diesbach-Steinbrugg (1677–1751), Sohn des Johann Friedrich von Diesbach und der Maria Elisabeth von Steinbrugg; er wurde Offizier in französischen und österreichischen Diensten und rekrutierte ein Schweizer-Regiment, mit dem er als Feldzeugmeister im Spanischen Erbfolgekrieg sowie als Generalmajor im Türkenkrieg von 1716 kämpfte. Kaiser Karl VI. erhob ihn zum Reichsgrafen und als Anerkennung für die Erstürmung von Messina nach der Schlacht bei Francavilla 1719 zum Fürsten von Sant’Agata; er setzte sich später in Freiburg zur Ruhe.[1] Den Fürstentitel vererbte er, mit Genehmigung des Kaisers, primogen an die Linie Diesbach-Torny, im Falle deren Aussterbens käme er an die Diesbach-Belleroche und zuletzt an die Diesbach-Rueyres.
Heinrich Gottlieb von Diesbach (1727–1787), Herr zu Liebistorf.
Niklaus von Diesbach (24. Oktober 1645 Bern – 16. Januar 1721), General im Toggenburgerkrieg
Gabriel von Diesbach, Gubernator in Aigle 1653–1659
Anna von Diesbach, Berner Patrizierin und Verfasserin einer medizinischen Kompilation,[8] Schwägerin des Daniel von Werdt, dem Bruder des Abraham von Werdt
Niklaus Albert von Diesbach (25. Februar 1732 – 22. Dezember 1798), Priester
Bernhard von Diesbach (1734–1785), Amtstatthalter zu Baden, Landvogt zu Kastelen.
Niklaus Bernhard von Diesbach (4. November 1779 – 16. Oktober 1842), Leutnant in der Schlacht am Grauholz, Teilnehmer der Erlacherhofverschwörung
Niklaus von Diesbach, Gubernator in Aigle 1787–1793
Robert von Diesbach (1858–1917), Fürsprecher, Ultimus
Freiburger Zweig
Die Brüder Sebastian und Johann Rochus von Diesbach (1501–1546) begründeten die katholischen Freiburger Linien. Sebastian von Diesbach verlor wegen Korruptionsverdacht seine Ämter in Bern.
Georges von Diesbach (1535–1582), Schultheiss von Freiburg
Georges von Diesbach (1575–1648), Begründer der Zweige von Torny und Belleroche
François Augustin de Diesbach Torny (1656–1707), Schultheiss von Freiburg
Johann Joseph Georg Graf von Diesbach (1699–1772), österreichischer Oberst
François de Diesbach-Torny (1739–1811), Freiburger Grossrat
Frédéric de Diesbach-Torny (1741–1815), Kommandant des Schweizer Garderegiments
Philippe de Diesbach-Torny (1742–1805), Generalmajor der österreichischen Armee
Ladislas de Diesbach de Belleroche (1747–1822), Generalleutnant in Frankreich
Joseph de Diesbach-Torny (1772–1838), Schultheiss von Freiburg
Philippe de Diesbach de Belleroche (1775–1851), Mitgründer und des Freiburgischen landwirtschaftlichen Vereins
Alphonse de Diesbach de Belleroche (1809–1888), 1828 Unterleutnant in der Schweizergarde und Mitgründer des Freiburgischen landwirtschaftlichen Vereins
Oberdiessbach, Altes Schloss (1427 kam eine Hälfte der Herrschaft Diessbach in den Besitz des Niklaus Goldschmied, der 1434 von König Sigmund mit dem Namen von Diesbach geadelt wurde). Um 1560 bauten die von Diesbach das Alte Schloss in Oberdiessbach.
Urs Martin Zahnd: Die autobiographischen Aufzeichnungen Ludwig von Diesbachs. Studien zur spätmittelalterlichen Selbstdarstellung im oberdeutschen und schweizerischen Raume, Bern 1986.
Genealogisches Taschenbuch der deutschen gräflichen Häuser, 1855, S. 164f gräfliche Linie
↑Bernhard von Rodt und Paul Boesch: Wappenbuch der burgerlichen Geschlechter der Stadt Bern. Hrsg.: Burgergemeinde Bern. Benteli AG, Bern 1932 (mit erläuterndem Text von Hans Bloesch).
↑Gewendete Wappenscheibe eines Ritters Wilhelm von Diesbach aus Worb, datiert 1521:
Ellen Beer u. a. (Hrsg.): Berns grosse Zeit. Das 15. Jahrhundert neu entdeckt. Berner Lehrmittel- und Medienverlag, Bern 1999, S.399.
↑Heute im Bernischen Historischen Museum:
Hans Lehmann: Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts. Berichthaus, Zürich 1916, S.308 (rero.ch [PDF; abgerufen am 6. März 2010]).
↑Karl Stettler: Ritter Niklaus von Diesbach. Schultheiss von Bern 1430-1475, Bern, K.J. Wyss 1924.
↑Günther Jaeschke: Anna von Diesbachs Berner „Arzneibüchlein“ in der Erlacher Fassung Daniel von Werdts (1658). Teil 1: Text ( Würzburger medizinihistorische Forschungen. Band 16). Wellm, Pattensen/Han., jetzt im Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 1979 (Zugleich: Medizinische Dissertation Würzburg) 1978; und Thomas Gleinser: Anna von Diesbachs Berner „Arzneibüchlein“ in der Erlacher Fassung Daniel von Werdts (1658). Teil 2: Glossar (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 46). Wellm, Pattensen/Han., jetzt im Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 1989 (Zugleich: Medizinische Dissertation Würzburg 1989), ISBN 3-921456-86-X.