Die schönsten Beine von Berlin

Film
Titel Die schönsten Beine von Berlin
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1927
Länge 6 Akte, 2327 Meter, 90 Minuten
Produktions­unternehmen Ellen Richter-Film GmbH.
Stab
Regie Willi Wolff
Drehbuch Willi Wolff, Robert Liebmann
Musik Otto Stenzel
Kamera Axel Graatkjær
Besetzung
Ellen Richter,

Henry Bender, Teddy Bill, Kurt Ehrlich, Kurt Fuß, Kurt Gerron, Dina Gralla, Bruno Kastner, Rudolf Lettinger, Kurt Lilien, Rudolf Meinhardt-Jünger, Frida Richard, Fritz Richard, Julius von Szöreghy, Alice Torning

Die schönsten Beine von Berlin ist der Titel eines stummen Revuefilms, der Regisseur Willi Wolff 1926/27 in Berlin für die Produktionsfirma seiner Frau, die Ellen Richter-Film GmbH Berlin, nach einem Drehbuch realisierte, das er zusammen mit Robert Liebmann verfasst hatte. Ellen Richter[1] übernahm auch die Hauptrolle der Tänzerin Dolores; ihre Gegnerin im Wettbewerb, die Tänzerin Poupette, spielte Dina Gralla. Prickelnde Revue-Atmosphäre beschworen Auftritte der Tanztruppen Charell Boys, Dodge Sisters[2] und Original Lawrence Tiller Girls herauf, für bodenständigen comic relief sorgten bekannte Berliner Komiker wie Henry Bender, Kurt Gerron und Kurt Lilien.

Handlung

Eine Schönheitskonkurrenz vor dem Hintergrund einer großen Revue in einem hauptstädtischen Varieté-Theater bietet willkommene Gelegenheit, die ‘schönsten Beine von Berlin’ ausgiebig ins Bild zu rücken. Für Spannung sorgen dabei die privaten Verwicklungen der um den Preis ringenden Damen, der Tänzerinnen Dolores und Poupette. In lustigen Szenen sind Bühnenkomiker wie Bender, Gerron und Lilien zu sehen. Zusätzliche Schauwerte bieten die Tanzdarbietungen der legendären Lawrence Tiller Girls, der Dodge Sisters und der Charell Boys.

Hintergrund

Der Film lag am 17. März 1927 unter der Nummer B.15 274 der Prüfstelle in Berlin vor und erhielt Jugendverbot. Die Uraufführung fand am 28. Juli 1927 in Berlin im repräsentativen Großkino U.T. Kurfürstendamm statt[3].

Der Film wurde von der Universum Film UFA in Deutschland unter dem Originaltitel „Die schönsten Beine von Berlin“ verliehen[4]. In Österreich lief er unter dem Verleihtitel „Die Frau mit den schönsten Beinen“, später auch als „Die große Revue“[5].

Die Filmbauten schuf Ernst Stern, die Illustrationsmusik im Kino schrieb und dirigierte Otto Stenzel[6].

Der Film bekam auch einen Titelschlager, den Walter Kollo auf einen Text von Willi Wolff komponierte. Er war auch außerhalb des Kinos erfolgreich und ist mehrfach in Grammophonaufnahmen bekannter Kapellen überliefert:

  • Die schönsten Beine von Berlin : Fox und Charleston / Walter Kollo – Text von Willi Wolff. Paul Godwin m.s. Künstler-Ensemble u. Gesang. Schallplatte “Grammophon” 21 089 / B 41 845 (mx. 608 bd), aufgen. 1927[7]
  • Die schönsten Beine von Berlin : Fox und Charleston aus dem gleichnamigen Film / Walter Kollo – Text von Willi Wolff. Odeon-Tanz-Orchester mit Gesang. Odeon O-2194 (Matrizennummer Be 5907), auch Beka B.6192-I (mx. 34 146) als “Saxophon-Orchester Dobbri”, aufgen. 1927[8]

Anm.: Robert Gilbert (eigentlich: Robert David Winterfeld) schrieb bereits 1924 zur Melodie von Fritz Loewe einen Schlagertext „Kathrin, du hast die schönsten Beine von Berlin“ und hatte damit seinen ersten Erfolg[9].

Rezeption

Die Titelseite einer Münchener Illustrierten vom 9. Dezember 1927 zitierte den Filmtitel als Überschrift zu einem Photo, worauf eine (auf dem Tisch stehend ihre Beine zeigende) Frau Meyn, die Filmdiva Fern Andra und ihr damaliger Gatte, der Mittelgewichts-Boxer Kurt Prenzel, zu sehen sind[10].

Literatur

  • Herbert Birett: Stummfilmmusik. Materialsammlung. Deutsche Kinemathek Berlin. Berlin 1970, DNB 456121080.
  • Hans-Michael Bock, Michael Töteberg, CineGraph, Hamburgisches Centrum für Filmforschung: Das Ufa-Buch. Kunst und Krisen, Stars und Regisseure, Wirtschaft und Politik; die internationale Geschichte von Deutschlands grösstem Film-Konzern. In Zusammenarbeit mit CineGraph – Hamburgisches Centrum für Filmforschung e.V. [Rolf Aurich, Manfred Behn, Marie-Luise Bolte ...]. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1992, S. 162, DNB 930775236.
  • Heinrich Fraenkel: Unsterblicher Film. Die grosse Chronik von der laterna magica bis zum Tonfilm. Bildteil von Wilhelm Winckel. Kindler, München 1956, S. 144, 399, 425. DNB 451329279.
  • Horst O. Hermanni: Das Film ABC. Von Jean Gabin bis Walter Huston, Band 3. BoD – Books on Demand, Norderstedt 2009, ISBN 3-8334-2377-3, S. 76.
  • Wolfgang Jansen: Glanzrevuen der zwanziger Jahre Edition Hentrich, Berlin 1987, ISBN 3-926175-34-6, S. 117–118 (Photo Kurt Lilien), 121–126 (Tiller Girls) (= Stätten der Geschichte Berlins, Band 25).
  • Reinhard Kloss, Thomas Reuter: Körperbilder. Menschenornamente in Revuetheater und Revuefilm. Syndikat, Frankfurt am Main 1980, S. 10, 73, 115. ISBN 3-8108-0140-2.
  • Hans Helmut Prinzler: Chronik 1895-2004. In: Wolfgang Jacobsen, Anton Kaes, Hans Helmut Prinzler (Hrsg.): Geschichte des deutschen Films. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Metzler, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-476-01952-3.
  • Hans Helmut Prinzler: Licht und Schatten. Filme der Weimarer Republik 1918-1933. Schirmer Mosel, München 2012, ISBN 978-3-8296-0588-5.
  • Ulrike Traub: Theater der Nacktheit – Zum Bedeutungswandel entblößter Körper auf der Bühne seit 1900. Transcript, Bielefeld 2010, ISBN 3-8376-1610-X, S. 102, 152–153, 157 (= Teater, Band 24, zugleich Dissertation an der Uni Bochum).
  • Kay Weniger: „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …“. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ACABUS Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8.
  • Friedrich von Zglinicki: Der Weg des Films. Die Geschichte der Kinematographie und ihrer Vorläufer. Rembrandt-Verlag, Berlin 1956, DNB 455810680.

Einzelnachweise

  1. eigentlich Käthe Weiß (1891-1969), vgl. Weniger S. 423–424
  2. vgl. jazzageclub : "On 18 August 1926, they opened in Herman Haller’s spectacular revue An Und Aus (In and Out) at the Admiral Palast, Berlin along with La Jana, Alice Hechy, Trude Hesterberg and Ruth Zackey. The show ran through until 22 March 1927 and was then transferred to the Apollo Theatre, Vienna (25/3/27 – 28/4/26) and in a theatre in Dresden for a short run from 1 May 1927 (in which the Sisters did not appear). During their stay in Berlin they were lured into German movies and appeared in Conrad Wiene’s Unter Ausschlub Der Offentlichkeit (1927) and Willi Wolff’s Dei Schonsten Beine von Berlin (1927)."
  3. Union-Theater (U.T.), über 1000 Plätze, eröffnet am 3. Oktober 1913 mit dem Film "Die Insel der Seligen" des Theaterregisseurs Max Reinhardt, vgl. Zglinicki S. 439 ; Prinzler : Chronik, 1895-2004, zit. nach filmportal[1]
  4. vgl. Zglinicki S. 423
  5. vgl. Birett, Quellen zur Filmgeschichte 1920 - 1931[2] : B15274 Frau mit den schönsten Beinen, Die (Weiterer Titel), B15274 Grosse Revue, Die (Weiterer Titel)
  6. Stenzel, der sich auch Stenzeel schrieb, war von 1926 bis 1930 Kinokapellmeister im UT Kurfürstendamm, später leitete er bis 1943 das Orchester der »Scala« Berlin, vgl. Birett S. 206
  7. anzuhören auf youtube, hier singt uncredited Franz Baumann[3]
  8. Etikett abgebildet bei [4], anzuhören auf youtube [5] hier singt uncredited Alfred Strauss.
  9. vgl. Robert Gilbert bei LexM[6]; eine Grammophonaufnahme auf dem Beka-Etikett sang Robert Koppel ein: B.5151-II (32 474), aufgen. 13. August 1924, Musik Fritz Loewe, Text “Robert H. Winter”[sic], vgl. Zwarg Diskographie PARLOPHON Matrix Numbers — 30173 to 34999: German, S. 301
  10. „Die schönsten Beine von Berlin“ (Frau Meyn, Filmdiva Fern Andra, Gatte Boxer Kurt Prenzel) : Titelseite von DER BLITZ. 4. Jahrgang, Nr. 49 / München, 9. Dezember 1927[7]