Die WasserkinderDie Wasserkinder (englischer Originaltitel: The Water-Babies: A Fairy Tale for a Land-Baby) ist eine Kindergeschichte von Charles Kingsley. Sie wurde von August 1862 bis März 1863 als Fortsetzungsgeschichte im Macmillan's Magazine veröffentlicht und erschien 1863 in Buchform. Bis in die 1920er Jahre war das Buch sehr populär und gehörte zu den wichtigsten Werken der englischen Kinderliteratur. Die im Stil viktorianischer Romane verfasste Geschichte hat die Form eines didaktischen, moralischen Gleichnisses. InhaltDer kleine Schornsteinfeger Tom fällt in einen Fluss, nachdem er das reiche Mädchen Ellie kennengelernt hat und aus ihrem Haus gejagt wurde. Dort stirbt er und wird, wie ihm eine Köcherfliege verrät, in ein „Wasserkind“ verwandelt. Es beginnt seine religiöse Erziehung. Für Tom beginnt eine Reihe von Abenteuern und Lehrstunden. Nachdem er sich als moralisches Wesen bewiesen hat, genießt er die Gesellschaft anderer Wasserkinder. Seine geistigen Führer in seiner neuen Welt sind die Elfen Mrs. Doasyouwouldbedoneby (Do–as–you–would–be–done–by) und Mrs. Bedonebyasyoudid (Be–done–by–as–you–did) sowie Mutter Carey. In der Woche wird Tom von Ellie unterrichtet, die ebenfalls in den Fluss gefallen ist. Sein alter Meister Grimes ertrinkt ebenfalls. In seinem letzten Abenteuer reist Tom an das Ende der Welt, um Grimes zu helfen, der dort für seine Missetaten bestraft wird. Da Tom seine Bereitschaft zeigte, auch Dinge zu tun, die er nicht mag, einfach weil es die richtigen Dinge sind, die man tun muss, wird er in einen Menschen zurückverwandelt. Er wird ein „großer Wissenschaftler“, der „Eisenbahnen, Dampfmaschinen, Telegraphen, Büchsen und so weiter“ entwerfen kann. Tom und Ellie sind wieder vereint. InterpretationDie Geschichte handelt von christlicher Erlösung. Kingsley verwendet seine Geschichte jedoch auch dazu, aufzuzeigen, dass England seine Armen schlecht behandelt, und stellt die Praxis der Kinderarbeit in Frage. Die wenigsten Leser erkennen, dass das Buch teilweise sowohl eine Satire als auch eine ernste Kritik an den engstirnigen Erwiderungen mancher Wissenschaftler seiner Zeit auf die Darwinsche Evolutionstheorie war. In einem Brief vom 18. November 1859 drückte Kingsley seine Bewunderung für Charles Darwins Werk On the Origin of Species aus.[1] In der Geschichte vertritt Kingsley beispielsweise die Auffassung, dass niemand berechtigt sei, zu behaupten, dass etwas nicht existiere, nur weil es noch niemand gesehen hat (wie beispielsweise die menschliche Seele oder ein Wasserkind):
– Charles Kingsley: The Water-Babies, A Fairy Tale for a Land Baby[2] Tom und Ellie stoßen auf ein Buch, das die Geschichte der „großen und berühmten Nation »Doasyoulikes« aus dem Land Schufterei“ erzählt, die ihr Land verlassen, um ein ausgelassenes Leben zu führen und tun, was immer ihnen gefällt (do–as–you–likes). Sie verlieren schließlich die Fähigkeit zum Sprechen und degenerieren zu Gorillas. Als der afrikanische Entdecker Paul Belloni Du Chaillu auf den letzten Überlebenden stößt, erinnert sich der Gorilla an seine menschliche Herkunft. Er versucht zu fragen: „Bin ich nicht ein Mensch und Bruder?“.[3] Es entfährt ihm jedoch nur ein „Ubboboo“, woraufhin ihn Du Chaillu erschießt.[4] Im Sommer 1860 besuchte Kingsley zum ersten Mal[5] eine Tagung der British Association for the Advancement of Science, die in Oxford stattfand. Dort wurde er Zeuge des beginnenden Streites zwischen Richard Owen und Thomas Henry Huxley. Bei der sogenannten „Hippocampus-Debatte“ stritten die beiden Professoren darum, ob gewisse Gehirnstrukturen, insbesondere der „Hippocampus minor“, sowohl beim Menschen als auch den Affen vorhanden sind. Owen behauptete, dass diese Strukturen nur beim Menschen ausgebildet seien. Er leitete daraus eine besondere Stellung des Menschen im Tierreich ab und verneinte eine Verwandtschaftsbeziehung des Menschen mit den Affen. Kingsley erschuf für seine Geschichte die Figur des Professors Ptthmllnsprts (Put–them–all–in–spirits), die beide Kontrahenten versinnbildlicht,[6] und spottete über das Große Flusspferd (Hippopotamus major) im Gehirn.[7] Die Neuillustration der Geschichte durch Edward Linley Sambourne in der Auflage von 1885[8] zeigt Huxley und Owen, die ein gefangenes Wasserkind untersuchen. Neben Darwin, Huxley und Owen werden weitere namhafte Wissenschaftler wie beispielsweise Roderick Murchison, Michael Faraday und Adam Sedgwick in der Geschichte erwähnt.[9] AdaptationenDie Geschichte wurde 1978 unter dem Titel The Water Babies mit James Mason, Bernard Cribbins und Billie Whitelaw verfilmt. Die deutsche Synchronisation Wasserkinder hatte am 4. Dezember 1981 in der DDR Premiere.[10] Die Handlung des Filmes hat jedoch kaum Ähnlichkeit mit dem Inhalt des Buches. Das ZDF zeigte Monate später eine eigene Fassung unter dem Titel Der kleine Schornsteinfeger auf dem Meeresgrund – diese erschien auch auf DVD. 1902 wurde die Geschichte im Londoner Garrick Theatre als Musical mit Texten von Rutland Barrington und Musik von Frederick Rosse, Albert Fox und Alfred Cellier aufgeführt. 2003 wurde sie als Bühnenstück von Jason Carr und Gary Yershon im Chichester Festival Theatre unter der Regie von Jeremy Sams gezeigt. ErstveröffentlichungCharles Kingsleys The Water-Babies: A Fairy Tale for a Land-Baby wurde von August 1862 bis März 1863 als Fortsetzungsgeschichte im Macmillan's Magazine veröffentlicht.
Deutsche Ausgaben (Auswahl)
NachweiseLiteratur
Einzelnachweise
Weblinks
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