Deutscher Ärztinnenbund
Der Deutsche Ärztinnenbund e. V. (DÄB) ist ein Berufsverband von Ärztinnen und Zahnärztinnen aller Fachrichtungen und Tätigkeitsfelder. Er vertritt deren berufliche und gesellschaftspolitische Interessen in Öffentlichkeit und Politik. Der Verband fordert Chancengleichheit für Frauen und Männer im Beruf und eine nach Geschlecht unterscheidende Gesundheitsforschung und -versorgung.[2] Der Verein ist Mitglied im Deutschen Frauenrat, dem Dachverband der Frauenverbände und -gruppen in Deutschland.[3] GeschichteGründungDer Deutsche Ärztinnenbund wurde am 25. Oktober 1924 in Berlin unter dem Namen Bund Deutscher Ärztinnen (BDÄ) gegründet. Hintergrund war ein Beitrittsangebot des Weltärztinnenbundes an die deutschen Kolleginnen. Verbandsgründerinnen waren die Berliner Frauenärztin Hermine Heusler-Edenhuizen, die Ärztin Lilly Meyer-Wedell, die Kinderärztin Laura Turnau, die Dresdner Frauenärztin Dorothea Dietrich und die Essener Gynäkologin Toni von Langsdorff. Sie formulierten einen Aufruf zum Zusammenschluss an die Ärztinnen in Deutschland. 280 Ärztinnen schlossen sich dem Verband bei der Gründung an – etwa 12 Prozent der insgesamt 2500 deutschen Ärztinnen. Die Aufgaben des Verbands waren: „Zusammenschluß der Ärztinnen Deutschlands; Bearbeitung sozialhygienischer Fragen vom Standpunkte der Ärztin; Ausarbeitung von Vorschlägen für die sozialhygienische Gesetzgebung des Reiches und der Länder vom selben Standpunkte aus und Sorge für die nicht mehr arbeitsfähigen älteren Kolleginnen, sowie Unterstützung der jungen Medizinerinnen in ihren Ausbildungs- und Fortbildungsmöglichkeiten.“[4] Gleichschaltung und spätere Auflösung im NationalsozialismusMit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens und der ärztlichen Standesorganisationen eingeleitet. Im März 1933 hatte der BDÄ über 900 Mitglieder, vertrat also mehr als ein Viertel der 3400 Ärztinnen, die es damals im deutschen Reich gab. 572 Ärztinnen wurden als „nicht-arisch“ bezeichnet, davon praktizierte etwa die Hälfte in Berlin. Im Vereinsleben des Bundes Deutscher Ärztinnen hatten diese Kolleginnen bis 1933 eine wichtige Rolle gespielt. Im Zuge der Gleichschaltung aller Vereine und Verbände im Nationalsozialismus bekannte der Verband sich zu den Zielen der NSDAP und zum Ausschluss aller jüdischen oder kommunistischen Mitglieder und wurde in der Folge aus dem Weltärztinnenbund ausgeschlossen.[5] Bereits Ende Juni 1933 war der Ausschluss aller Ärztinnen jüdischer Abstammung vollzogen. Hierzu gehörten mit Else Liefmann, Lilly Meyer-Wedell und Laura Turnau auch drei der sechs Mitglieder des Gründungsvorstands. Nach der neuen Reichsärzteordnung musste sich der Bund Deutscher Ärztinnen 1936 auflösen. Es soll aber weiterhin Treffen der ehemaligen Mitglieder in Hannover und in Dortmund gegeben haben. Neugründung als Deutscher Ärztinnenbund e. V. (DÄB)1946 entstand die „Hannoversche Ärztinnengruppe“. Gruppen in der sowjetisch besetzten Zone und in der späteren DDR gab es nicht. Am 9. Juni 1947 gründeten einige Ärztinnen den „Bayerischen Ärztinnenbund“ als „Kampf-Organisation“, da sie sich als Kassenärztinnen niederlassen wollten und daran gehindert wurden. Unverheiratete Ärztinnen wurden nicht zugelassen, weil sie keine Familie hatten. Verheirateten war die Zulassung verwehrt, weil das Einkommen ihrer Ehemänner berücksichtigt wurde. Nach längerer Vorbereitung, in der die Mitgliederzahl 1200 überschritt, organisierten sich die Ärztinnen seit 1950 wieder bundesweit. Der damals als eingetragener Verein gegründete Deutsche Ärztinnenbund existiert bis heute.[6] Seit 2005 besteht die Stiftung Dr. Edith Grünheit, die auch Ärztinnen unterstützt, die unverschuldet in finanzielle Notlagen geraten sind. Der Verband engagiert sich für eine Gesundheitsforschung und -versorgung, die nach Geschlecht im Sinne von Sex als biologischer und Gender als sozialer Kategorie differenziert. ThemenDer Verein befasst sich unter anderem mit dem Thema Beruf und Familie und fordert familienfreundlichere Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und eine Frauenquote in der Medizin.[7] Außerdem engagieren die Mitglieder sich für bessere Karrierechancen und eine breitere Wahrnehmung von Frauen in der Wissenschaft. PeriodikaSeit 1924 gibt der Verband die Zeitschrift Ärztin (seit 2017 ärztin) heraus, die dreimal jährlich erscheint. In der ersten Ausgabe 1924 war zu lesen:
In den Ausgaben seit 2009 befasst sich die Zeitschrift unter anderem mit 100 Jahren Frauenwahlrecht und berichtete über die wissenschaftlichen Tagungen und Kongresse des DÄB und den 28. Internationalen Weltärztinnenkongress 2010. Weitere Themen: „Karriere in der Medizin“, „Ärztinnen und Wissenschaft“, „Ärztinnen und Migration“, „Ärztinnen und Freiberuflichkeit“, „Junge Ärztinnen – alte Barrieren“, „Generation Y mit neuen Ansprüchen?“ sowie „Geschlechtsspezifische Medizin und Gesundheit“, „Ethik in der Medizin“, „Medizinstudium: Masterplan 2020 im Check“, „Vollzeit – Teilzeit – Freizeit: Haben Ärztinnen die Wahl?“, „Ärztinnen in den Gremien der Selbstverwaltung“, „Ärztinnen- und Ärztemangel: Fakt oder Fiktion?“ PreisvergabenRegelmäßig verleiht der Verband einen Wissenschaftspreis für Nachwuchsforscherinnen und die Silberne Feder für herausragende Darstellungen von Gesundheit und Krankheit in der Kinder- und Jugendliteratur sowie seit 2001 die „Mutige Löwin“, die Frauen gelten, „die sich gegen Widerstände durchsetzen - notfalls auch kämpferisch mit Krallen und Zähnen“.[8] Stiftung Wissenschaftspreis des Deutschen ÄrztinnenbundesDer Deutsche Ärztinnenbund e. V. ermutigt und fördert junge Ärztinnen auf ihrem wissenschaftlich begonnenen Berufsweg. Zu diesem Zweck wird alle zwei Jahre der Wissenschaftspreis des Deutschen Ärztinnenbundes vergeben. Finanziert wird der Preis über die vom Deutschen Ärztinnenbund 2001 gegründete Stiftung. Die Stiftung ist als gemeinnützig anerkannt. Treuhänderin für die unselbständige Stiftung ist der Deutsche Ärztinnenbund e. V. Fünf Stifterinnen haben mit einer großzügigen Summe den Anfang gemacht, etliche Zustiftungen sind auf diese Weise inzwischen eingegangen.
Die Silberne Feder – Kinder- und JugendbuchpreisDie Silberne Feder wird seit 1974 alle zwei Jahre vom Deutschen Ärztinnenbund vergeben. Der Kinder- und Jugendbuchpreis würdigt herausragende Bücher, die sich im weitesten Sinne mit den Themen Gesundheit und Krankheit befassen. Es muss sich um deutschsprachige oder ins Deutsche übersetzte Werke handeln. Der Preis kann einem Bilderbuch, einem erzählenden Buch oder einem Sachbuch zuerkannt werden. Weitere Titel werden in einer Empfehlungsliste vorgestellt. „Mutige Löwin“Seit dem Jahr 2001 kürt der Deutsche Arztinnenbund die Mutige Löwin.[8]
Literatur
Einzelnachweise
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