Deutsche Rugby-Frauen

Die Deutsche Rugby-Frauen (DRF) ist die Frauenorganisation des Deutschen Rugby-Verbands (DRV) und damit die Vertretung der Frauenrugby-Vereine in Deutschland. Zuvor wurden die Angelegenheiten des Frauenrugby ausschließlich durch den DRV als Dachverband geregelt.

Seit Entstehung der DRF hat sich das Frauenrugby weiterentwickelt und es spielen nun weitaus mehr Vereine in einem regelmäßigen Ligabetrieb, zurzeit in einer eingleisigen Bundesliga für 15er Rugby sowie in der deutschen 7er-Ligen für 7er-Rugby. Die Frauen spielen nach den international gültigen Rugby-Union-Regeln, wie auch die Männer.

Nationalmannschaft

Die Frauennationalmannschaft des DRV wurde 1989 aufgestellt. Sie trat im gleichen Jahr am 14. Oktober in Berlin zum ersten Länderspiel an und verlor 0:8 gegen Schweden.

Im Gegensatz zu den Männern durfte die Frauen-Fünfzehn schon knapp neun Jahre nach ihrer Gründung an einer Weltmeisterschaft teilnehmen: im Mai 1998 in Amsterdam. Nachdem sie bereits 1997 im August in Hürth gegen England und im November in Hamburg gegen Irland angetreten war, spielte sie in den Niederlanden gegen Neuseeland, Wales, Italien, Schweden und die Gastgeberinnen. Innerhalb von zwei Jahren konnten die Frauen also gegen vier „Rugby-Großmächte“ ihr Können unter Beweis stellen, gegen die die deutschen Männer in mehr als 70 Jahren nie antreten durften. Die Niederlagen fielen entsprechend hoch aus: 0:84 gegen England, ein recht achtbares 6:32 gegen Irland, 6:134 gegen Neuseeland und 12:55 gegen Wales.

Rugby: Deutsche Länderspiele (Frauen) 1989–1999
Land Erstes Spiel Gesamt Gewonnen Unentsch. Verloren
Schweden 1989 4 2 0 2
Niederlande 1992 7 0 0 7
Kasachstan 1993 4 1 0 3
Katalonien 1995 1 0 0 1
Portugal 1995 1 1 0 0
Spanien 1996 1 0 0 1
Italien 1996 2 0 0 2
Frankreich 1997 1 0 0 1
Irland 1997 2 0 0 2
England 1997 1 0 0 1
Neuseeland 1998 1 0 0 1
Wales 1998 1 0 0 1
Bilanz 1989–1999 26 4 0 22

Bei der 2. Frauen-WM im Mai 2002 in Barcelona unterlagen die deutschen Frauen wieder in allen vier Spielen: in der Vorrunde 0:117 gegen Neuseeland und 0:77 gegen Wales (um Gruppenplatz 3), in der Zwischenrunde 0:18 gegen Irland, und im Spiel um Platz 15 ganz knapp mit 19:20 gegen die Niederlande.

Bei der Europameisterschafts-Endrunde im April 2005 in Hamburg verlor die DRV-Auswahl das Halbfinale am 7. April gegen Italien mit 0:52 und das Spiel um Platz 3 zwei Tage später gegen Schweden mit 5:17. Danach wurde die Fünfzehner-Nationalmannschaft der Frauen aus Kostengründen aufgelöst.

Schon im Vorfeld des Deutschen Rugby-Tags 2006 (Vollversammlung des DRV) wurde diese Entscheidung teilweise revidiert und mit dem Entwicklungsplan für das deutsche Frauenrugby die Grundsteine für einen Neuaufbau gelegt. Vom 10. bis 15. April 2007 nahm die Nationalmannschaft an der B-Europameisterschaft in Belgien teil.

Im Jahr 2010 wurde der Spielbetrieb der 15er-Nationalmannschaft nach der Teilnahme an der European Trophy 2010 bis auf weiteres eingestellt. Sämtliche personellen und finanziellen Mittel werden seither auf die 7er-Nationalmannschaft konzentriert.

2012 und 2013 trat eine inoffizielle 15er-Nationalmannschaft gegen Belgien an.[1] Mitte 2015 wurde eine von den Vereinen der Frauenbundesliga unterstützte, privat finanzierten Auswahlmannschaft ins Leben gerufen[2], nicht zuletzt um den DRV dazu zu bewegen wieder eine Nationalmannschaft aufzustellen. Das „G15“ genannte Team bezwang in ihrem ersten Spiel die Nationalmannschaft der Schweiz mit 47:13.[3][4]

Am 16. April 2016 hat die DRF durch einen Antrag beim Präsidium des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV) den Wiederaufbau der 15-er Nationalmannschaft der Frauen, vorerst begrenzt auf zwei Jahre, erreicht. Der DRV wolle nach diesen zwei Jahren ein Fazit über die Leistungsfähigkeit und Finanzierbarkeit ziehen. Im Mai 2016 wurden Alfred Jansen und Marcus Trick als Trainerstab benannt. In ihrem ersten Testspiel gegen die Nationalmannschaft der Schweiz gewannen die deutschen Frauen 36:0.

Deutsche Meisterschaft/Bundesliga

1988 wurde eine Meisterschaft für Frauen eingeführt, die zunächst in Form von Turnieren oder einer Turnierserie ausgetragen wurde. Seit der Saison 1992/93 gibt es wie bei den Männern eine Bundesliga. Sie spielte zeitweilig als einteilige Liga mit vier Vereinen (2001/02), dann mit fünf (2001/02), wieder mit vier (2002/03 und 2003/04), mit sechs (2004/05). In der Spielzeit 2006/07 sank die Zahl wieder auf fünf. Inzwischen war die Bundesliga stark gewachsen, in der Saison 2014/15 gehörten ihr acht Teams an, seit der Saison 2016/2017 ist sie allerdings wieder auf fünf Teams verkleinert.

Rugby: Deutsche Meisterschaften (Frauen)
Jahr Ort Endspiel bzw. Tabellenstand Ergebnis
1988 Berlin SC Neuenheim, 2.: RK Heusenstamm Meisterschaftsturnier, Endstand
1989 SC Neuenheim, 2.: DRC Hannover Deutschland-Pokal, Endstand
1990 SC Neuenheim, 2.: Heidelberger RK Turnierserie, Endstand
1991 Hannover SC Neuenheim – DRC Hannover 30:0
1992 SC Neuenheim Turnierserie, Endstand
1993 Heidelberg SC Neuenheim – DRC Hannover 22:7
1994 Hannover RC Rottweil – SC Neuenheim 3:0
1995 Hamburg FC St. Pauli – SC Neuenheim 23:5
1996 Heidelberg SC Neuenheim – FC St. Pauli 14:5
1997 Hannover SC Neuenheim – FC St. Pauli 12:8
1998 Heidelberg SC Neuenheim – FC St. Pauli 26:12
1999 Hamburg SC Neuenheim – FC St. Pauli 17:15
2000 Heidelberg FC St. Pauli – SC Neuenheim 39:3
2001 Hamburg FC St. Pauli – SC Neuenheim 37:8
2002 Hannover DRC Hannover – FC St. Pauli 19:17
2003 Hamburg FC St. Pauli – SC Germania List 25:0
2004 Heidelberg SC Neuenheim – FC St. Pauli 31:5
2005 Hamburg FC St. Pauli – SC Neuenheim 15:0
2006 Hamburg FC St. Pauli – SC Germania List 17:5
2007 Hamburg FC St. Pauli – Heidelberger RK 34:17
2008 Hamburg FC St. Pauli – SC Neuenheim 29:7
2009 Heidelberg SC Neuenheim – Heidelberger RK 24:23
2010 Heidelberg Heidelberger RK – SC Neuenheim 37:5
2011 Heidelberg Heidelberger RK – SC Neuenheim 58:5
2012 Hamburg Heidelberger RK – FC St. Pauli 27:19
2013 Heidelberg Heidelberger RK – SC Neuenheim 19:0
2014 Heidelberg Heidelberger RK – SC Neuenheim 14:7
2015 Heidelberg Heidelberger RK – SC Neuenheim 10:7
2016 Heidelberg Heidelberger RK – SC Neuenheim 13:10
2017 Heidelberg SC Neuenheim – ASV Köln 58:0
2018 Heidelberg SC Neuenheim – RSV Köln 43:7
2019 Hürth RSV Köln – SC Neuenheim 22:15
2020 Saison abgebrochen wegen der COVID-19-Pandemie
2021 Saison nicht ausgetragen wegen der COVID-19-Pandemie
2022 Heidelberg Heidelberger RK – SC Neuenheim 39:3
2023 Heidelberg Heidelberger RK – SC Neuenheim 50:0

Deutscher Rekordmeister ist der SC Neuenheim 02 mit vierzehn Meisterschaften, gefolgt vom Heidelberger RK (neun Titel) und dem FC St. Pauli (acht Titel). Jeweils eine Meisterschaft konnten der DRC Hannover, der RC Rottweil und der RSV Köln gewinnen.

2. Bundesliga

Die 2. Bundesliga, in der Zehner-Rugby gespielt wurde, gab es von 2005 bis 2010. Pro Spieltag hatten die Teams üblicherweise zwei Spiele. Die beiden Erstplatzierten zogen in das Endspiel um die deutsche Meisterschaft der 2. Bundesliga ein, bei dem das erstplatzierte Team Heimrecht hatte.

Rugby: Deutsche Zehner-Meisterschaften (Frauen)
Jahr Ort Endspiel Ergebnis
2006 Hamburg SG Stuttgarter RC / RC Freiburg – Wiedenbrücker TV 77:24
2007 Hamburg Stuttgarter RC – ASV Köln 22:15
2008 Köln ASV Köln – RFC München 42:0
2009 Köln ASV Köln – Wiedenbrücker TV 44:0
2010 Köln ASV Köln – Wiedenbrücker TV 42:10

In der Saison 2010/11 wurde die 2. Bundesliga eingestellt.

Siebener-Meisterschaft

Im Jahr 2000 wurde für Frauen eine deutsche Meisterschaft im Siebener-Rugby eingeführt.

Deutsche Meisterschaften im Siebener-Rugby (Frauen)
Jahr Ort Endspiel / Platzierungen Ergebnis
1999 Berlin SC Neuenheim 02, 2.: Berliner SV 1892 (inoffiziell) kein Endspiel [5]
2000 Hannover FC St. Pauli – ? ?
2001 Fürstenfeldbruck FC St. Pauli – DRC Hannover 24:4
2002 Köln FC St. Pauli – ASV Köln 31:0
2003 Hannover SC Germania List – SC Neuenheim 02 5:0
2004 Heidelberg SC Germania List – SC Neuenheim 02 20:0
2005 Köln ASV Köln – SC Neuenheim 02 10:5
2006 Berlin Heidelberger RK – SC Germania List 40:0
2007 Heidelberg SC Neuenheim 02 – FC St. Pauli 22:17
2008 Heidelberg Heidelberger RK – SC Neuenheim 02 24:15
2009 Heusenstamm Heidelberger RK, 2.: SC Neuenheim 02 kein Endspiel [6]
2010 Heusenstamm Heidelberger RK – SC Neuenheim 02 29:0
2011 Heusenstamm Heidelberger RK – SG Berlin 60:5
2012 Heusenstamm Heidelberger RK – SC Neuenheim 02 30:7 [7]
2013 Heusenstamm Heidelberger RK – SC Neuenheim 02 37:14
2014 Heusenstamm SC Neuenheim 02, 2.: Heidelberger RK kein Endspiel [8]
2015 Heidelberger RK, 2.: SC Neuenheim 02 2 Turniere
2016 Berlin ASV Köln – Heidelberger RK 43:5
2017 Hamburg SC Neuenheim 02 – ASV Köln 22:10
2018 Stuttgart SC Neuenheim 02 – SC Germania List 27:7
2019 Karlsruhe RSV Köln – Heidelberger RK 43:5
2020 abgesagt wegen der COVID-19-Pandemie
2021 nicht ausgetragen wegen der COVID-19-Pandemie
2022 Hannover Heidelberger RK – SC Germania List 24:0
2023 Hannover SC Germania List – Heidelberger RK 10:7

Der Heidelberger RK konnte die deutsche 7er-Meisterschaft insgesamt acht Mal erringen, gefolgt vom SC Neuenheim mit fünf Titeln. Jeweils drei Titel konnten bisher der RSV Köln (ehemals ASV Köln), der FC St. Pauli und der SC Germania List erringen.

Seit 2007 gab es zwei nationale Wettbewerbe im 7er-Rugby der Frauen. Da die Regionalligen der Damen im Siebener Modus gespielt wurden, wurde das Abschlussturnier der Regionalliga 2006 als deutsche 7er-Meisterschaft der Damen gewertet. Ausgetragen wurde dieses Turnier von den jeweils drei erstplatzierten Mannschaften aus den vier damaligen Regionalligen. Nach Protesten vom SC Germania List[9] im Jahr 2006 wurde eine offene deutsche 7er-Meisterschaft eingeführt. Die dort teilnehmenden Mannschaften mussten in der vorangegangenen Saison nicht an einer Regionalliga teilgenommen haben.

Somit fanden von 2007 bis 2014 zwei nationale Meisterschaften im 7er-Rugby der Damen statt: 1. die offizielle deutsche 7er-Meisterschaft, die initial am 7. Juli 2007 in Heidelberg (SC Neuenheim) ausgetragen wurde (Siegerinnen: SC Neuenheim) und 2. eine „deutsche Meisterschaft der Regionalligen“, später „7er-Liga-Meisterschaft“, die erstmals am 9. Juni 2007 in Hannover (FC Schwalbe) stattfand (Siegerinnen: Heidelberger RK).

Im Sommer 2014 haben die Deutschen Rugby-Frauen auf dem Deutschen Rugby-Frauentag den 7er-Spielbetrieb reformiert. Seit 2015 wird die deutsche 7er-Meisterschaft nach Qualifikation über die regionalen 7er-Ligen in bundesweiten Endturnieren ausgespielt.

DRV-Pokal

Der DRV-Pokal für Frauen wurde (angeblich) 1990 bis 1999 ausgespielt – auch unter dem Namen „Women’s Cup“. Jedoch sind für die Jahre bis 1997 keine Daten über teilnehmende Vereine und Gewinner vorhanden, sondern nur die Sieger der beiden letzten Jahre bekannt.

Rugby: Pokalsieger (Frauen)
Jahr Endspiel Ergebnis
1990–97 ?
1998 SC Neuenheim – ? ?
1999 SC Neuenheim – Berliner SV 1892 14:12

Verein zur Förderung des deutschen Frauenrugby

Am 6. Januar 2017 wurde der Verein zur Förderung des deutschen Frauenrugby e.V. gegründet. Ziel des Vereins ist die Förderung des Breiten- und Leistungssports sowie die Ausbildung von Trainerinnen, Managerinnen und Schiedsrichterinnen zu verbessern. Langfristig soll die Sichtbarkeit der Frauen im deutschen Rugby erhöht und die strukturelle Verankerung des Sports für Frauen verbessert werden.

Siehe auch

Quellen

Einzelnachweise

  1. Jo Wilkinson: Belgian Lionesses roar against the Germans in Scrumqueens.com, März 2013, abgerufen am 19. Januar 2016.
  2. Julia Rettig: G15 bereit für Spiel gegen die Schweiz in Total Rugby, 29. August 2015, aufgerufen am 19. Januar 2016.
  3. Gisbert Kühnert: Auswahlteam G15 deklassiert Nationalmannschaft der Schweiz in German Daily News, 1. September 2015, aufgerufen am 19. Januar 2016.
  4. G15 Presse: G15 behält in der Heidelberger Hitze einen kühlen Kopf und gewinnt gegen die Schweiz mit 47:13 in Total Rugby, 31. August 2015, aufgerufen am 19. Januar 2016.
  5. Die Mannschaften spielten in einer Gruppe jeder gegen jeden.
  6. Die Mannschaften spielten in einer Gruppe jeder gegen jeden.
  7. Es hatten nur diese beiden Mannschaften gemeldet.
  8. Die Mannschaften spielten in einer Gruppe jeder gegen jeden.
  9. Bericht über die Beschwerde von Germania List (Memento vom 11. Oktober 2011 im Internet Archive) bei scrum.de, abgerufen am 14. April 2019.