Deutsche Akademie für soziale und pädagogische FrauenarbeitDeutsche Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit war eine der ersten Bildungsinstitutionen mit dem Charakter einer Einrichtung auf Hochschulniveau[1] von Frauen für Frauen[2] zur Weiterentwicklung innerhalb der Sozialen Arbeit. Darüber hinaus sollte sie Frauen für die Ausbildung von Sozialarbeiterinnen, Kindergärtnerinnen, Jugendleiterinnen, Kinderpflegerinnen und höhere Verwaltungsposten qualifizieren, ferner Forschungsprojekte initiieren und Vortragsreihen für ehrenamtliche und professionelle Helferinnen in Sozialer Arbeit durchführen. Zudem gab es eine Abteilung zur Ausbildung von Schwestern in leitender Stellung sowie ein Institut für Hauswirtschaft, das der Weiterbildung von Hauswirtschaftslehrerinnen diente. Die Institution wollte keineswegs jenen Frauen, die einen wissenschaftlichen Beruf zustreben, ein Universitätsstudium ersetzen.[3] GeschichteAm 25. Mai 1925 gründete Alice Salomon die Frauenakademie, unterstützt von der Avantgarde der damaligen Wohlfahrtspflege. Dazu gehörten Marie Baum, Gertrud Bäumer, Hildegard von Gierke, Helene Weber, Siddy Wronsky, Eduard Spranger, Hans Muthesius und viele weitere Personen und Körperschaften. Geleitet wurde die Einrichtung von Alice Salomon als Vorsitzende des Vorstands, ab 1928 zusammen mit Hilde Lion. Der offizielle Lehrbetrieb begann im Oktober des Gründungsjahres in den Räumen der Sozialen Frauenschule in Berlin-Schöneberg mit 10 Kursen und insgesamt 358 Teilnehmerinnen: Jugendleiterinnen, Berufs- und Fachschullehrerinnen, Wohlfahrtspflegerinnen etc. Die Gründungsidee kam zweifellos aus den USA:
Über Ziel und Aufgabe der Frauenhochschule schrieb Alice Salomon:
Ab 1926 konnten die Akademiestudentinnen, die aus ganz Deutschland und teilweise auch aus den benachbarten deutschsprachigen Ländern kamen, wählen zwischen einjährigen Vollstudienkursen und zwei- bis dreijährigen berufsbegleitenden Abendstudienkursen. Zum Studium gehörten neben einer Vielfalt von theoretischen Fächern (z. B. Fürsorgerecht, Soziologie und Volkswirtschaft, Psychologie, Pädagogik und Anstaltswesen) Besichtigungen von Einrichtungen der Wohlfahrtspflege und Betrieben, ebenso die Teilnahme an Tagungen und Kongressen sowie Studienreisen, die u. a. nach Holland, Österreich und England führten. Einen gesonderten und besonderen Aufgabenkreis bildeten die Mütterkurse und die Ausbildungskurse von Schwestern in leitender Stellung. Vorträge und Vorlesungen wurden nicht nur von Frauen, sondern auch von Männern gehalten. Dazu zählten so bedeutende Wissenschaftler der Zeit wie Albert Einstein, Carl Gustav Jung, Ernst Cassirer, Theodor Heuss, Eduard Spranger, Ludwig Klages, Paul Tillich, Romano Guardini, um nur einige der vielen zu nennen. Letztgenannter hielt beispielsweise Vorträge/Referate über: Vermenschlichung der Person (1925), Ethisch-religiöse Grundfragen der Existenz (1927) und einen Vortragszyklus über Dostojewski (1932)[6]. 1926 wurde der Akademie eine Forschungsabteilung angegliedert und zwei Jahre später ein breit angelegtes sozialwissenschaftliches Programm Forschungen über "Bestand und Erschütterung der Familie in der Gegenwart" in Angriff genommen. Die Leitung und Koordinierung der Forschungsarbeit übernahm Alice Salomon zusammen mit Marie Baum. Von 1930 bis 1933 erschienen 13 Monographien (von geplanten 27), u. a. von Marie Baum, Erna Corte, Margarete Meusel, Alix Westerkamp, Elisabeth Luedy und Agnes Martens-Edelmann. Die publizierten Bände sind heute als Dokumente über die Familie in Deutschland unmittelbar vor dem Dritten Reich von Bedeutung. Die Themen der Einzeluntersuchungen (darunter sind zwei von Männern verfasst) lauten:
Für die ökonomischen, soziologischen und sozialpsychologischen Erhebungen lehnten die Autoren die seinerzeit üblichen naturwissenschaftlichen Forschungsmethoden grundsätzlich ab. Vielmehr mussten sie die Technik des Verstehens herausbilden (Salomon/Baum 1930, S. 10) und kombinierten Angaben aus Bevölkerungs- und Einkommensstatistiken mit der Methode der interpretierenden Beschreibung. Hinzu kamen halbstandardisierte Interviews und Fragebögen mit denen die Wissenschaftler zahlreiche Familien der verschiedenartigen Volksschichten oder Einrichtungen wie Kinderkrippen, -gärten und Horte aufsuchten. Am 5. Mai 1933 löste Alice Salomon auf einer geheimen Vorstandssitzung die Akademie auf, um sie vor dem Zugriff der Nazis zu retten sowie die jüdischen Mitarbeiterinnen zu schützen. Festzuhalten bleibt, daß hier ein zukunftsträchtiger Zweig der sozialen Ausbildung liquidiert wurde, für den es bis heute kein Äquivalent gibt […]. Ohne Zweifel hätte die wissenschaftliche Entwicklung der Sozialarbeit einen anderen Verlauf gehabt, wenn diese Einrichtung erhalten geblieben wäre.[7] Bekannte Absolventinnen
Quellen
Literatur
Einzelnachweise
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