Der Wiener Tag war eine österreichischeTageszeitung, die 1922 am 25. November erstmals unter dem Namen Der Tag in Wien erschien, im Jahre 1930 am 1. Juli umbenannt und 1938 nach dem „Anschluss“ Österreichs verboten wurde.
Die Zeitung erschien in Wien und wurde von dem Tag Verlag AG verlegt. Sie verfolgte eine linksliberale Linie und wandte sich an das liberale Bürgertum. Im Jahre 1937 betrug die Auflage etwa 50.000 Stück.
Die Redaktion hatte ihren Sitz in Wien, in der Canisiusgasse 8, die Zeitung wurde bei der Johann Nepomuk Vernay Druckerei- und Verlags AG gedruckt. Als Nebenausgaben der Zeitung wurden Die Stunde vom Kronos-Verlag und Der Morgen vom Morgen-Verlag herausgegeben. Als illustrierte Wochenendbeilage und Fotomagazin des Wiener Tags erschien Der Sonntag.[2]
Von Ende der 20er Jahre bis in den Austrofaschismus bot Der Tag kulturpolitischen Stimmen die Möglichkeit veröffentlicht zu werden, die wenig später ins Exil getrieben wurden. Beispiele hierfür sind etwa Jura Soyfer oder Richard Götz. Erster Kritiker, vor allem in Theaterfragen, war Oskar Maurus Fontana, der aufgrund seiner Kritik am Nazi-Regime in Deutschland bereits auf der Liste schädlichen Schrifttums stand.[3]
Im Austrofaschismus verlagerte Der Tag seinen Fokus auf außenpolitische Themen, um einer Einstellung zu entgehen. Die Zeitung nähert sich daher immer mehr einer offiziösen Zeitung an.[4]
Die letzte Ausgabe der Zeitung erschien am 12. März 1938, dem Tag des „Anschlusses“. Daraufhin schlossen die Nationalsozialisten die Redaktion, und die Zeitung wurde verboten. Die Redakteure Maximilian Schreier, Vincenz Ludwig Ostry und Rudolf Kalmar wurden von der Gestapo verhaftet und nach Deutschland in KZ Weimar-Buchenwald deportiert, Hans Oplatka war nach Prag geflohen.
Karl Bömer (Hrsg.): Handbuch der Weltpresse. Eine Darstellung des Zeitungswesens aller Länder. 3., völlig neubearbeitete Auflage. Armanen-Verlag, Leipzig u. a. 1937.
Helmut W. Lang (Hrsg.): Österreichische Retrospektive Bibliographie (ORBI). Reihe 2: Österreichische Zeitungen 1492–1945. Band 3: Helmut W. Lang, Ladislaus Lang, Wilma Buchinger: Bibliographie der österreichischen Zeitungen 1621–1945. N–Z. Bearbeitet an der Österreichischen Nationalbibliothek. K. G. Saur, München 2003, ISBN 3-598-23385-X, S. 296 (Der Tag), S. 447 (Der Wiener Tag).
Peter Sonnenberg: Medienkontrolle während der NS-Zeit (PDF; 793 kB). Eine kollektiv-biographische Analyse ausgewählter Journalisten der 1938 verbotenen Wiener Tageszeitungen „Wiener Tag“ und „Telegraf“. Wien 2009 (Wien, Universität, Magisterarbeit, 2010).
Peter Rössler: Von der "revolutionären Leidenschaft" zur "Macht des Herzens, die bezwingt" Schreiben über Theater im "Wiener Tag" und anderswo. In: Hilde Haider-Pregler, Beate, Reiterer (Hrsg.): Verspielte Zeit: österreichisches Theater der dreißiger Jahre. Picus, Wien 1997, ISBN 978-3-85452-402-1.
↑Peter Rössler: Von der "revolutionären Leidenschaft" zur "Macht des Herzens, die bezwingt" Schreiben über Theater im "Wiener Tag" und anderswo. In: Hilde Haider-Pregler, Beate, Reiterer (Hrsg.): Verspielte Zeit: österreichisches Theater der dreissiger Jahre. Picus, Wien 1997, ISBN 978-3-85452-402-1, S.336–337.
↑Paupié Kurt: Handbuch der österreichischen Pressegeschichte 1949-1959. Band1. Wilhelm Braumüller, Wien 1960, S.118, 188.