Demag
Demag (Deutsche Maschinenbau-Aktiengesellschaft) war ein deutscher Industriekonzern, dessen Einzelunternehmen heute verstreut sind. Sie sind unter anderem mittlerweile in der SMS group GmbH zu finden, aber auch bei Siemens und in einer Reihe anderer Unternehmen. Demag als unabhängiger KonzernDer Demag-Konzern entstand 1910 unter Federführung von Wolfgang Andreas Reuter durch den Zusammenschluss der Unternehmen Märkische Maschinenbau-Anstalt L. Stuckenholz AG (Wetter an der Ruhr), Duisburger Maschinenbau AG (Duisburg) und der 1896 gegründeten Benrather Maschinenfabrik GmbH (Benrath).[1] Die Märkische Maschinenbau-Anstalt L. Stuckenholz AG ging ihrerseits auf die im Jahr 1819 gegründeten Mechanische Werkstätten Harkort & Co. in Wetter zurück, eine Urzelle der Industrialisierung im Ruhrgebiet. 1926 ging die Maschinenfabrik Thyssen & Co. AG (Mülheim an der Ruhr) auf die Demag über, als die Familie Thyssen den überwiegenden Teil ihres Konzerns in die Vereinigte Stahlwerke AG einbrachte, in die aber eine reine Maschinenfabrik nicht passte.[2] War unter der Leitung von Wolfgang Andreas Reuter (genannt Reuter I) die Herstellung von Industrieausrüstungen für den deutschen Markt das Hauptgeschäftsfeld des Unternehmens, so wurde zunehmend die Industrialisierung der Welt zum Geschäftsfeld des Konzerns, nachdem sein Sohn Hans Reuter (Reuter II) 1940 Generaldirektor geworden war. Auf dem Gebiet des Kranbaus seit Jahrzehnten durchgängig erfolgreich, produzierte man alsbald auch Lokomotiven und Eisenbahn-Güterwaggons. Während des Zweiten Weltkriegs wurden von September 1942 bis April 1945 mithilfe von Zwangsarbeitern aus dem KZ Sachsenhausen im DEMAG Fahrzeugwerk GmbH in Berlin-Staaken (Albrechtshof) bzw. Falkensee schwere Panzerfahrzeuge (v. a. Bergepanther) produziert.[3] In den Jahren nach 1945 führte die schwerindustrielle Expansion zur Errichtung ganzer Stahl- und Hüttenwerke.[4] Unter der Ägide Hans Reuters wurde die Demag ein Weltunternehmen, dessen Umsatz 1961 die Milliarden-Grenze erreichte. Der Familie Reuter als größtem Einzelaktionär des Unternehmens gehörten zu der Zeit etwa 17 Prozent des Aktienkapitals von rund 110 Millionen D-Mark. Die Demag war in den 1960er Jahren weltweit die einzige Firma, die in eigenen Betrieben mit einer Belegschaft von rund 28.000 Beschäftigten komplette Hüttenwerke herstellen und errichten konnte. Zwischen Korea und Südamerika, Narvik und Ägypten baute die Demag Stahlwerke und Maschinenfabriken. Zeitweilig gingen bis zu 75 Prozent des Umsatzes in den Export. Weitsichtig erkannte Reuter, dass es nicht genügt, deutsche Produkte auf dem Weltmarkt zu verkaufen, sondern es ebenso so wichtig war, die zur Bedienung und Wartung der Anlagen benötigten Fachkräfte selbst auszubilden. Duisburg wurde deshalb zu einem Trainings- und Ausbildungszentrum für ausländische Stahlfacharbeiter, was insbesondere für die Entwicklungsländer attraktiv war. 1967 übernahm Sohn Wolfgang Reuter (Reuter III) die Konzernleitung als Generaldirektor von Heinrich Müller, der 1962 vom Aufsichtsrat bestellt worden war, nachdem Vater Hans Reuter als Generaldirektor ausgeschieden und Vorsitzender des Aufsichtsrats geworden war. Wolfgang Reuter versuchte in der Folge, das Handikap der Demag gegenüber der finanzstarken Auslandskonkurrenz durch Internationalisierung zu verringern. Sein Konzern sollte die Landesgrenzen überschreiten und eine multinationale Gesellschaft werden. Reuter: „Wir werden im Ausland eigene Maschinenfabriken betreiben und sie mit technischem Wissen aus Deutschland beliefern.“[5] In Südafrika hatte der Duisburger Konzern bereits 1967 die größte Kranbaufabrik Afrikas errichtet. Geschäftsfeld Krane und BaggerBereits 1840 hatte man in Wetter an der Ruhr mit dem Bau von Kranen begonnen. In diesem Bereich wurde die Demag zu einem der führenden Unternehmen. So lieferte man 1908 den bis dahin weltgrößten Schwimmkran (Höhe über 40 m, Tragfähigkeit ca. 150 t) für die Werft Harland & Wolff in Belfast, die diesen zum Bau der Passagierschiffe Olympic und Titanic benötigte und der bis in die 1970er Jahre eingesetzt wurde.[6] Das Nachfolgemodell Langer Heinrich (250 t Tragfähigkeit), der von 1913 bis 1915 für die Kaiserliche Werft Wilhelmshaven gebaut wurde, existiert sogar noch heute (Standort: Genua). In Zusammenarbeit mit der Carlshütte in Waldenburg-Altwasser wurde am Standort Duisburg 1907 ein „Kranschaufler“ gefertigt. Die Bezeichnung Bagger war damals noch den Schürfgeräten mit Eimerketten vorbehalten. Der eigentliche Bau von Seilbaggern für den Baustellen- und Industrieeinsatz begann 1925[7] in Duisburg, bevor 1939 die neue Baggerfabrik in Düsseldorf-Benrath den Betrieb aufnahm. Dort wurde 1954 auch der erste vollhydraulische Bagger entwickelt, der noch heute auf dem Betriebsgelände zu besichtigen ist. Übernahme durch Mannesmann 1973Nachdem unter der Führung von Wolfgang Reuter die Demag auf dem Sektor der Baumaschinen und Fahrzeugkrane, der Fördertechnik (Hallenkrane, Regalförder- und -bediengeräte, Lager- und Kommissioniertechnik), der Hüttentechnik (komplette Hüttenwerke, aber speziell z. B. Stranggießanlagen), der Verdichter- und Drucklufttechnik sowie der Kunststofftechnik (Spritzgießmaschinen) technisch zu den weltweit führenden Herstellern gehörte, wurde die Firma 1973 durch den Mannesmann-Konzern mit Sitz in Düsseldorf übernommen.[8][9] 1983 gründeten die Mannesmann-Demag AG und das US-Unternehmen Wean United Inc. aus Pittsburgh eine gemeinsame Tochtergesellschaft mit Namen Mannesmann Demag Wean Co für den Stahlwerksbau. Folgende Umstrukturierungen waren die wichtigsten der Demag innerhalb von Mannesmann:
Die DEMAG fusionierte 1999 mit der ab 1989 durch Mannesmann erworbenen Krauss-Maffei zur Demag Krauss-Maffei AG, die Kunststoffmaschinenaktivitäten beider fusionierter Unternehmen wurden in der Mannesmann Plastics Machinery GmbH (MPM) zusammengefasst, diese ging im Zuge der Mannesmannzerschlagung durch mehrere Hände und firmiert heute unter Krauss-Maffei.[10][11] Die Rüstungsaktivitäten von Krauss-Maffei wurden in jeweils einer Tranche von Mannesmann und Siemens an den Produktionspartner Wegmann & Co. veräußert und firmieren unter Krauss-Maffei Wegmann.[12] Die Werkzeugfirma Strohm GmbH & Co. KG hat den Namen „Mannesmann DEMAG“ (ca. 2009) gekauft und zunächst unter Mannesmann Demag Drucklufttechnik S.A.R.L. & Co. KG, Stuttgart, firmiert. Im Oktober 2009 erfolgte die Umbenennung in MD Drucklufttechnik GmbH & Co. KG.[13] Dieses Unternehmen führt die Sparte Drucklufttechnik, insbesondere Druckluftwerkzeuge und -motoren, unter dem Markennamen „Mannesmann DEMAG“ weiter. Auflösung im Rahmen der Übernahme von Mannesmann durch VodafoneAb 1990 war Mannesmann, der sich schon vorher vom reinen Stahl- und Röhrenkonzern zu einem breit agierenden Technologie- und Maschinenbaukonzern entwickelt hatte, mit dem Erwerb der D2-Mobiltelefonlizenz in das dem Konzern bisher fremde Gebiet des Mobilfunks eingestiegen.[14] Diese Konzernsparte wuchs in den Folgejahren dynamisch, provozierte aber die Übernahme durch den britischen Mobilfunkkonzern Vodafone, der Anteile an D2 besaß, mit dem Mannesmann aber über den Zukauf des Anbieters „Orange“ in Großbritannien in Wettbewerb trat.[14] Nach der feindlichen Übernahme von Mannesmann durch Vodafone zwischen Oktober 1999 und Februar 2000 wurden sämtliche Industrieaktivitäten von Mannesmann, die kurz vorher als „Atecs“ – „advanced technologies“ zusammengefasst worden waren, um Mobilfunk und Industrieaktivitäten strategisch zu trennen, an ein Konsortium von Siemens und Bosch verkauft.[15] Dieses Konsortium teilte die einzelnen Gesellschaften dann auf, gliederte sie jeweils in die neuen Muttergesellschaften Siemens und Bosch ein oder verkaufte sie, wie Teile von Sachs, vormals Fichtel & Sachs, an die ZF Friedrichshafen, gleich weiter. Die bei Atecs vorhandenen Demag-Sparten kamen zu Siemens. Es waren die Demag-Kunststofftechnik (mit Krauss-Maffei), die Demag-Verdichtertechnik und die Demag-Fördertechnik, zu der die Demag-Fahrzeugkrane und der Kranbauer Gottwald gehörten.[16][17] Der weitaus größte Teil der bei Siemens verbleibenden ehemaligen Demag-Töchter wurden 2001 an den amerikanischen Finanzinvestor KKR weiterveräußert (siehe nächster Abschnitt). Die danach noch bei Siemens verbleibenden Aktivitäten wurden inzwischen auch weitgehend restrukturiert und fast vollständig veräußert:
Restrukturierung und Verkäufe durch KKRIm Herbst 2001 verkaufte Siemens Kernaktivitäten der ehemaligen Demag (Demag Cranes, Gottwald und MPM) sowie ein Sammelsurium anderer ehemaliger Siemens-Sparten, im Fall Stabilus auch von Mannesmann stammend, an den Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR), der sie in der in Luxemburg firmierenden Demag Holding S.à r.l. zusammenfasste. An dieser Gesellschaft hielt Siemens noch 19 %.[18] Bis Anfang 2008 konnte diese Demag Holding alle wesentlichen Unternehmensteile veräußern:[19]
Wirtschaftsgeschichtlich von Bedeutung ist die Restrukturierung der Demag Holding durch KKR, da sie neben anderen Fällen die von Franz Müntefering 2006 angestoßene „Heuschreckendebatte“ auslöste. Weitere NachfolgeunternehmenDie aus den früheren Dingler-Werken in Zweibrücken hervorgegangene Kran-Produktionsstätten gelangten nach der Auflösung der Demag zunächst in den Besitz von Terex. 2019 übernahm der japanische Kranhersteller Tadano das Unternehmen, welches seitdem als Tadano Demag GmbH firmiert.[20] Die Kräne aus Zweibrücken werden wieder unter dem Markennamen Demag verkauft.[21] WeblinksCommons: Demag – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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