Die Kleine Düna (russischДвинецDwinez) fließt bei Schtschewerewo56.85583732.54179 (russischЩеверево) aus dem Korjakino-See (russischОзеро КорякиноOsero Korjakino) etwa vier Kilometer bis in die Ochwato-Seenkette56.77431232.438105 (russischОзеро ОхватOsero Ochwat). Der Durchfluss durch die Seen für circa 20 km wird bereits als Westliche Düna (russischЗападная ДвинаSapadnaja Dwina) angesehen. Beim Zusammenfluss mit der Schaberka56.73607632.305556 (russischрека Жаберкаreka Schaberka) beginnt der eigentliche Flusslauf der Düna.
Neben Ula55.23670729.236972 (belarussischУла) zweigt das Kanalsystem Beresina (belarussischБярэзінская водная сістэмаBjaresinskaja wodnaja sistema, russischБерезинская водная системаBeresinskaja wodnaja sistema) südlich ab. Früher war es eine Verbindung zum Dnjepr und somit Teil der Verbindung von der Ostsee zum Schwarzem Meer.
Bei Patarnieki55.81513327.366651 wird die Daugava für 17 km zum Grenzfluss und fließt weiter durch Lettgallen, das südöstliche Gebiet von Lettland, durch Daugavpils (deutsch Dünaburg) und danach nach Nordwesten zum Rigaischen Meerbusen, wo sie im Rigaer Stadtteil Daugavgrīva (deutsch Dünamünde) in die Ostsee mündet.
Die Gesamtlänge liegt, je nach Berechnungsart, zwischen 1005 und 1020 km. Die Länge auf lettischem Territorium beträgt 357 km, in Belarus 335 km.
Nebenflüsse
Anmerkung: Die Sortierung erfolgt jeweils flussabwärts.
Der Fluss taucht als Dina, Tina, Tuna, Veina oder Dyna zuerst in Wikingersagas und der Nestorchronik auf. Die livische Bezeichnung ist Veina oder Ven. Dvna, eine latinisierte Form des deutschen Namens Düna, wurde in handschriftlichen mittelalterlichen Dokumenten verwendet und ist noch auf Landkarten des 17. Jahrhunderts zu finden.[2]
Die lettische und litauische Bezeichnung Daugava wurde von Philologen (August Bielenstein, Ernest Blese, Jānis Endzelīns u. a.) auf den Wortstamm „daudz“ und „ūdens“ zurückgeführt und bedeutete ursprünglich etwa „großes Wasser“ oder „starker Strom“.[3]
Nach Ansicht des Philologen Konstantīns Karulis war in der lettischen Sprache ursprünglich der Wortstamm Dyna gebräuchlich. Er wurde zwischen dem 14. und dem 17. Jahrhundert schrittweise von der heutigen Bezeichnung verdrängt.[4]
In lettischen Dainas wird der Fluss unter anderem als „Mütterchen Düna“ (lettischDaugaviņa māmuliņa) und als „Schicksalsfluss“ besungen.
Geschichte
Die Düna war seit dem vierten Jahrtausend v. Chr. Siedlungsgebiet indoeuropäischer Zuwanderer, aus denen sich im Laufe der Zeit ostbaltische Stämme formierten.
Der Fluss war seit alter Zeit ein bedeutender Handelsweg, auf dem man ohne große Schwierigkeiten in die Flusssysteme der Wolga und des Dnepr gelangen konnte.
Seit dem neunten Jahrhundert sind an der Düna Kriwitschen um Polozk, seit dem 13. Jahrhundert die baltischen Stämme der Semgallen, Lettgallen und Selonen bekannt, aus denen sich in den folgenden Jahrhunderten das Volk der Letten entwickelte.
Im Mittelalter wurden die Handelswaren aufgrund des niedrigen Flussbetts und der vielen Stromschnellen bei Dünamünde von den größeren Schiffen auf Flöße oder Strusen für die Fahrt auf dem Fluss verladen.
Mit der Union von Wilna 1561 wurde der Fluss zu einer politischen und kulturellen Grenze.
Im 16. Jahrhundert änderte sich auch das Flussbett im Mündungsbereich. Der alte Abfluss, die Vecdaugava, versandete daraufhin.
Seit 1913 plante die „Riga-Cherson-Kanalkommission“, ein Zusammenschluss von Rigenser Kaufleuten und Industriellen, einen Kanal zwischen Witebsk an der Düna und Orscha am Dnepr, der beide Ströme und so Riga mit der Hafenstadt Cherson am Schwarzen Meer verbinden sollte.[7] Dabei waren auf der Düna sechs Staustufen mit je einem Wasserkraftwerk vorgesehen, u. a. bei Pļaviņas (dt. Stockmannshof), bei Ķegums (dt. Keggum) und bei Doles sala (dt. Dahlen) / Salaspils (dt. Kirchholm). Infolge des Ersten Weltkrieges, durch den das Kaiserreich Russland zerfiel und Lettland unabhängig wurde, zerschlug sich das Vorhaben des Kanal- und Wasserkraftwerkbaus.
Verkehr
Die Düna ist im russischen Abschnitt nur für den Bootsverkehr nutzbar. Bei ausreichendem Wasserstand ist sie ab Belarus schiffbar bis CEMT I, ab Jekabpils auch bis CEMT III.[8] Im Mündungsbereich ist ab der Vanšu-Brücke in Riga der Seeverkehr möglich. Wegen einiger Sperrwerke ist ein durchgehender Schiffsverkehr nicht mehr möglich.
Im 19. Jahrhundert bestand eine Verbindung zwischen Ostsee und Düna, über den Nebenfluss Ula, das Kanalsystem Beresina zum Dnjepr und bis in das Schwarze Meer. Durch den Ausbau der Bahn- und Straßenverbindungen verlor der Wasserweg an Bedeutung. Die wasserbautechnischen Anlagen verfielen. Diese Strecke ist nur noch teilweise für den Ausflugs- und Sportbootverkehr befahrbar.
Sehr beliebt bei Wassersportlern ist der Naturpark „Daugavas Loki“ (Daugava-Bögen)[9][10] zwischen Kraslava und Krauja.[11]
Stauseen und Wasserkraftwerke
Was die junge Republik Lettland von den Planungen der „Riga-Cherson-Kanalkommission“ verwirklichte, war der Bau des Stausees und des Wasserkraftwerkes bei Ķegums (Ķeguma hidroelektrostacija, meist abgekürzt: Ķeguma HES) von 1936 bis 1940. Der zweite Stausee mit Wasserkraftwerk wurde zur sowjetischen Zeit – trotz heftiger Proteste der lettischen Bevölkerung – von 1959 bis 1968 bei Pļaviņas errichtet (Pļaviņu hidroelektrostacija, meist abgekürzt: Pļaviņu HES). Der dritte lettische Stausee mit Wasserkraftwerk bei Salaspils nahe Riga (Rīgas hidroelektrostacija, meist abgekürzt: Rīgas HES) wurde 1974 fertiggestellt.
Die Proteste von Naturschützern gegen ein in den 1980er Jahren geplantes viertes Stauwerk bei Dünaburg bezeichnen den Beginn einer nationalen Bewegung, die 1990/91 zur Wiederherstellung der Unabhängigkeit Lettlands führte.
Am 30. Juni 2017 wurden ein Wasserkraftwerk und eine Schleuse etwa acht Kilometer stromaufwärts von Witebsk (belarussischВитебская ГЭСWitebskaja GES) in Betrieb genommen. Die vier Turbinen haben eine Gesamtleistung von 40 MW, die geplante jährliche Stromerzeugung wird mit 138 Mio. kWh angegeben[12]. Die erzeugte Energie wird in das 110-kV-Netz übertragen.
Weblinks
Commons: Düna – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Konstantīns Karulis: Daugavas un Piedaugavas vietvārdi. Nosaukumu cilme. In: Latvijas Kultūras Fonds (Hrsg.): Daugavas raksti. Band 1: No Aizkraukles līdz Rīgai. Zinātne, Rīga 1991, ISBN 5-7966-0728-6, S. 148–156, hier S. 150–151.