Courbépine

Courbépine
Courbépine (Frankreich)
Courbépine (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Normandie
Département (Nr.) Eure (27)
Arrondissement Bernay
Kanton Bernay
Gemeindeverband Intercom Bernay Terres de Normandie
Koordinaten 49° 8′ N, 0° 34′ OKoordinaten: 49° 8′ N, 0° 34′ O
Höhe 149–178 m
Fläche 11,91 km²
Einwohner 718 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 60 Einw./km²
Postleitzahl 27300
INSEE-Code

Mairie

Courbépine ist eine französische Gemeinde mit 718 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Eure in der Region Normandie.

Geografie

Courbépine liegt im Lieuvin, 51 Kilometer südöstlich von Le Havre, 24 Kilometer südöstlich von Lisieux und 6 Kilometer nördlich von Bernay, dem Hauptort des gleichnamigen Arrondissements. Nachbargemeinden von Courbépine sind Malouy im Nordwesten, Plasnes im Nordosten, Valailles im Südosten und Saint-Martin-du-Tilleul im Südwesten. Das Gemeindegebiet umfasst 1191 Hektar, die mittlere Höhe beträgt 164 Meter über dem Meeresspiegel.[1]

Courbépine ist eine der Gemeinden im Département Eure, in denen die Gefahr sich plötzlich bildender metertiefer Löcher besteht. Die sogenannten Marnières sind alte Mergelgruben, die sich zum Beispiel nach starkem Regen öffnen können, wenn die Schuttfüllung in die Seitengänge geschwemmt wird. Durchschnittlich gibt es im Département Eure etwa 15 unterirdische Hohlräume, besonders Marnières und Versickerungsstrecken pro Quadratkilometer.[2]

Courbépine ist einer Klimazone des Typs Cfb (nach Köppen und Geiger) zugeordnet: Warmgemäßigtes Regenklima (C), vollfeucht (f), wärmster Monat unter 22 °C, mindestens vier Monate über 10 °C (b). Es herrscht Seeklima mit gemäßigtem Sommer.[1]

Geschichte

In der Nähe eines antiken Weges von Rouen nach Orbec fand der Archäologe Le Metayer-Masselin Keramikscherben aus gallo-römischer Zeit (52 v. Chr. bis 486 n. Chr.).[3][4]

Der Ortsname wurde etwa im Jahr 1000 als Corbespina erstmals urkundlich erwähnt, 1025 als Curba Spina. Das Französische Etymologische Wörterbuch gibt dazu an, dass courbe-espina der Name einer Apfelsorte in der Langue d’oïl der Normandie gewesen sei.[5] Das französische Wort Courbe bedeutet ‚Kurve‘, courbé ist ‚gebogen‘. Spina bedeutet ‚Dorn‘ auf Lateinisch und hat sich zum französischen Wort épine entwickelt.

Im Domesday Book aus dem Jahr 1086 wird ein Raoul de Courbespine erwähnt, der ein Tenant-in-chief in Kent war. Er lag mit dem Erzbischof von Canterbury, Lanfrank von Bec (um 1010 bis 1089) im Streit um ein Stück Land an der Themse. Ordericus Vitalis (1075–1142) berichtete über einen Chevalier namens Roger de Courbépine, dessen Sohn Gilbert Maminot von 1077 bis 1101 Bischof von Lisieux war.

Im Kopialbuch der Abtei Le Bec gibt es mehrere Verträge über Landschenkungen oder Zehntanspruch in Courbépine aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Im Jahr 1260 wurde die Mühle von Courbépine erstmals urkundlich erwähnt. Sie hieß le Moulin-Crespin und befand sich damals im Besitz der Abtei Le Bec. Im Obituaire der Kirche von Lisieux ist verzeichnet, dass der Bischof von Lisieux Guillaume d’Estouteville I. († 1414), ein Verwandter von Guillaume d’Estouteville, den Zehnt von Courbépine der Kirche von Lisieux vermachte. Um 1455 hatte die Abtei Notre-Dame de Bernay ebenfalls Grundbesitz in Courbépine.[6]

Plan des Schlosses von Courbépine und seiner Gärten aus dem 18. Jahrhundert.

Léonor II. Goyon de Matignon († 1714), Bischof und Comte von Lisieux, ließ das Schloss von Courbépine nach 1677 im lieu-dit (‚Ort der genannt wird...‘) auf den Fundamenten einer mittelalterlichen Burg erbauten. Später kaufte es der Marquis de Prie für seine Frau Jeanne-Agnès Berthelot de Pléneuf (1698–1727). Das Schloss wurde 1777 zerstört. Vom Hauptgebäude war 1869 oberirdisch nichts mehr zu sehen.[7] Auf Luftbildern aus den 1990er Jahren sind das Schloss und die Nebengebäude gut zu erkennen.[8]

Jahr Einwohner[9]
1841 842
1876 720
1886 638
1896 545
1911 495
1936 366
1962 435
1982 576
1999 619
2009 688
2016 732

1793 erhielt Courbépine im Zuge der Französischen Revolution (1789–1799) unter dem Namen Courbepine den Status einer Gemeinde und 1801 durch die Verwaltungsreform unter Napoleon Bonaparte (1769–1821) wieder unter dem Namen Courbepine das Recht auf kommunale Selbstverwaltung.

Im Deutsch-Französischen Krieg (1870–1871) bewaffnete sich die Bevölkerung von Courbépine erst im Januar 1871. Zuvor hatte sich die Gemeinde, wie viele andere ländliche Gemeinden der Region, nicht gegen die deutschen Invasoren verteidigt, die daher ungehindert geplündert hatten.[10]

Im Zweiten Weltkrieg (1939–1945) wurde Courbépine im Juni 1940 von der deutschen Wehrmacht besetzt. Im Sommer 1944 während der Operation Overlord bombardierte die Alliierte Luftwaffe die Ortschaft. Dabei wurde die Kirche beschädigt.[11]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die Kirche Saint-Martin

Der Schutzpatron der Kirche Saint-Martin ist Martin von Tours. Der Glockenturm wurde im 13. Jh. erbaut. Chor und Kirchenschiff wurden 1680 erneuert. 1763 wurde die Kirche restauriert. Das Gebäude wurde 1999 in das Zusatzverzeichnis der Monuments historiques (‚historische Denkmale‘) eingetragen.[7] Zwei Statuen und ein Gemälde aus dem 17. Jh. in der Kirche wurden 1907 als Monument historique klassifiziert.[12] Die römisch-katholische Gemeinschaft Communauté de Courbépine gehört zur Pfarrei Notre Dame de Charentonne des Bistums Évreux.[13]

Am östlichen Ortseingang steht ein Flurkreuz, das die Jahreszahl 1724 trägt.

Außerdem gibt es in der Gemeinde mehrere Häuser und Bauernhöfe aus dem 18. Jahrhundert, deren Mauern aus Feuerstein und Sandstein bestehen. Die Dächer sind mit Stroh oder Schiefer gedeckt.[7]

Wirtschaft und Infrastruktur

Im Jahr 2009 waren 15,9 Prozent der Erwerbstätigen in der Gemeinde beschäftigt, die anderen sind Pendler. 4,9 Prozent der Arbeitnehmer waren arbeitslos.[14]

Auf dem Gemeindegebiet gelten kontrollierte Herkunftsbezeichnungen (AOC) für Pont-l’Évêque-Käse, Calvados und Pommeau (Pommeau de Normandie) sowie geschützte geographische Angaben (IGP) für Schweinefleisch (Porc de Normandie), Geflügel (Volailles de Normandie) und Cidre (Cidre de Normandie und Cidre normand).[1]

Der Kommunalverband Bernay et des environs (CCBE) hat 2004 ein Industrie- und Gewerbegebiet namens Parc d’Activité des Granges gegründet. Es liegt an der Route nationale N138 auf einer Fläche von 80 Hektar, auf den Gemeindegebieten von Bernay, Courbépine und Menneval.

Der nächste Bahnhof steht in Bernay, der nächste Flughafen ist der Aéroport de Deauville - Normandie in Saint-Gatien-des-Bois.[1] Die Autobahn 28 verläuft von Ost nach West durch das Gemeindegebiet, die Départementsstraße 613 (ehemalige Nationalstraße 13) streift das Gemeindegebiet im Norden und die Départementsstraße 834 verläuft von Süden nach Norden.[2]

Die öffentliche Schule école primaire Ernest Anquetil ist eine Vor- und Grundschule. Etwa 95 Kinder nehmen dort am Unterricht teil.[1] Die weiterführenden Schulen befinden sich in Bernay.[15]

Persönlichkeiten

Porträt Jeanne-Agnès Berthelot de Pléneufs nach Jean-Baptiste van Loo, 18. Jh.
Commons: Courbépine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Village de Courbépine. In: Annuaire-Mairie.fr. Abgerufen am 4. Juli 2012 (französisch).
  2. a b Préfecture Eure: Communes et structures intercommunales. In: eure.pref.gouv.fr. Archiviert vom Original am 27. April 2013; abgerufen am 11. März 2024 (französisch).
  3. Dominique Cliquet: L’Eure. 27. In: Michel Provost, Academie des inscriptions et belles-lettres, Ministere de la culture (Hrsg.): Carte Archéologique de la Gaule. Fondation Maison des Sciences de l’Homme, Paris 1993, ISBN 2-87754-018-9, Kap. 88, S. 82 (französisch).
  4. Léon Coutil (1856-1943): Archéologique gauloise. Canton de Brionne. In: Société libre d’agriculture, sciences, arts et belles-lettres de l’Eure (Hrsg.): Recueil de la Société d’agriculture, sciences, arts et belles-lettres du département de l’Eure (= 7). Band 3. Paul Hérissey, Évreux 1915, S. 133 (französisch, online).
  5. Ernest Nègre: Toponymie générale de la France. Band 2. Librairie Droz, 1996, ISBN 2-600-00133-6, S. 1323 (französisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Auguste Le Prévost, Léopold Delisle, Louis Paulin Passy, Andrew Dickson White: Mémoires et notes de M. Auguste Le Prevost pour servir à l’histoire du département de l’Eure. Hrsg.: Société d’agriculture des belles-lettres, sciences et arts de L’Eure. Band 1. Évreux 1869, S. 554 f. (französisch, online).
  7. a b c Eintrag Nr. 27179 in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  8. Jean-Noël Le Borgne, Véronique Le Borgne, Pascale Eudier, Annie Etienne: Archéologie Aérienne dans l’Eure. Hrsg.: Association Archéo 27. Page de Garde, Caudebec-les-Elbeuf 2002, ISBN 2-84340-230-1, S. 74.
  9. Courbépine - notice communal. In: Cassini.ehess.fr. Abgerufen am 4. Juli 2012 (französisch).
  10. Alex Gardin: La guerre de 1870–1871 à Bernay. Les Éditions Page de Garde, Saint-Aubin-les-Elbeuf 1997, ISBN 2-84340-037-6, S. 60 (französisch, Erstausgabe: 1898, Nachdruck).
  11. A.-V. de Walle: Évreux et l’Eure pendant la guerre. Charles Herissey, Évreux 2000, ISBN 2-914417-05-5, S. 176+179 (französisch, Erstausgabe: 1946).
  12. Eintrag Nr. 27179 in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  13. Notre Dame de Charentonne. Diocèse d’Évreux, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Juli 2013; abgerufen am 19. Februar 2024 (französisch).
  14. Commune : Courbépine 27179. Thème : Tous les thèmes. In: Insee.fr. Institut national de la statistique et des études économiques, abgerufen am 6. Juli 2012 (französisch).
  15. Courbépine. In: Les-Villes.fr. Abgerufen am 6. Juli 2012 (französisch).