Constanze (Zeitschrift)

Constanze

Beschreibung Frauenzeitschrift
Verlag Constanze-Verlag, Gruner + Jahr
Erstausgabe März 1948
Einstellung 22. Dezember 1969
Erscheinungsweise monatlich/zweiwöchentlich
Verkaufte Auflage 550 000 Exemplare
Chefredakteur Hans Huffzky, Ewald Struwe
Herausgeber John Jahr
ZDB 40523-1

Constanze war eine zeitweise marktführende deutsche Frauenzeitschrift, die von 1948 bis 1969 in Hamburg erschien. Trotz hoher Auflagenzahl musste sie am Ende wegen gestiegener Verluste eingestellt werden.

Gründung

Nach dem Zweiten Weltkrieg war für die Herausgabe von Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland die Genehmigung der Besatzungsmächte vorgeschrieben. Die seinerzeit befreundeten Verleger John Jahr senior und Axel Springer erhielten 1947 von der englischen Militärregierung die Lizenz Nummer 150 für die Herausgabe einer Frauenzeitschrift namens Constanze und gründeten den Constanze-Verlag. Im März 1948 erschien die erste Ausgabe des Blattes in einer Auflage von 60 000 Exemplaren. Axel Springer schied 1960 aus dem Verlag aus. Jahr gründete mit Gerd Bucerius und Richard Gruner den Verlag Gruner + Jahr, in dem Constanze weiterhin erschien.

Erste Jahre

Das inhaltliche Konzept stammte im Wesentlichen von Chefredakteur Hans Huffzky, der seit 1939 für den Verleger John Jahr sen. die Frauenzeitschrift Die junge Dame geleitet hatte. Mit ihm kam eine Reihe von Mitarbeitern aus Redaktion und Verlag mit zur Constanze. Als Layouter holte er seinen Schulfreund Henry Reinhard Möller. Stellvertreter (und später sein Nachfolger als Chefredakteur) wurde Helmut Grömmer. Huffzky blieb bis 1957.[1] Die Ressorteinteilung von Mode über Kosmetik und Kochrezepten bis zu Einrichtungstipps und Partnerschaftsfragen gereichte vielen später gegründeten Blättern zum Vorbild. Verleger John Jahr senior nahm an der Arbeit der fast nur aus Männern bestehenden Redaktion regen Anteil. Laut Spiegel heizte er zeitweise die Kohleöfen der Redaktionsräume höchstpersönlich an.

Erfolg

Constanze hatte Erfolg. Während die erste Ausgabe des Blattes 24 Seiten umfasste, darunter zwei Anzeigenseiten, stieg der Gesamtumfang 1949 durchschnittlich auf 36, davon 10 Anzeigenseiten (= 27,8 Prozent). Bereits im Dezember 1948 erreichte sie eine Auflage von über 300 000 Exemplaren pro Druckausgabe.[2] Bis in die sechziger Jahre war sie unangefochtene Marktführerin ihrer Branche. Laut einer Leserbefragung des Instituts für Demoskopie Allensbach besaß Constanze die stärkste Leser-Blatt-Bindung aller Publikumszeitschriften.[3] 1956 stellten die Meinungsforscher fest, dass die Leserschaft der Frauenzeitschrift zu 41,8 Prozent aus Männern bestand.[4]

Mitarbeiter

Probleme

Mit wachsendem Erfolg tauchten Probleme auf: dank der wachsenden Zahl von Anzeigen wurden die einzelnen Hefte immer umfangreicher. 1955 machten die an sich lukrativen Anzeigen rund 45 Prozent des inzwischen 114 Seiten dicken Magazins aus. Das ergab höhere Transportkosten, nicht nur für den Verlag. Vertrieb und Lesezirkel protestierten gegen die umfangreichen Hefte.

Um die Schwierigkeiten zu meistern, stellte Jahr die Zeitschrift auf wöchentliche Erscheinungsweise um. Das stellte sich als Fehler heraus, der nicht mehr rückgängig gemacht werden konnte. Leserinnen wollten nicht jede Woche ein neues Magazin kaufen. Zudem hatte sich der Verlag mit dem wöchentlichen Erscheinungstermin in verstärkte Konkurrenz zu den in gleichem Rhythmus erscheinenden Magazinen Stern, Quick und Spiegel begeben. Auflage und Anzeigenaufkommen sanken.

Das Ende

Auf Rat von Mitgesellschafter Richard Gruner setzte der Verlag 1968 Ewald Struwe als Chefredakteur ein. Struwe, in der Branche gern Sexpapst genannt, kam von der Neuen Revue. Hohe finanzielle Investitionen und neue inhaltliche Konzepte in Richtung Boulevard brachten keinen Erfolg. Die Auflage sank weiter. Als sich für das Jahr 1970 ein Defizit von fast 17 Millionen abzeichnete, beschloss John Jahr senior, die als nicht mehr zeitgemäß empfundene Constanze zum Ende des Jahres 1969 einzustellen. Formal wurde sie mit der im selben Verlag erscheinenden Frauenzeitschrift Brigitte zusammengelegt. Mit ihrem auf jüngere Leserinnen zugeschnittenen Konzept schien Brigitte für die Zukunft erfolgversprechender. Jahr behielt recht. Der Name Constanze wurde gestrichen, Brigitte bekam auf einen Schlag 400 000 neue Leserinnen und erscheint noch heute. Die letzte Auflage von Constanze betrug 550 000.

Literatur

  • Jasmin Assadsolimani: „Schaut auf mein Hütchen!“ Die Versprechen der Mode in den 1950er Jahren, in: Jasmin Assadsolimani, Gregor Nikolaus Matti, Philipp Pabst, Sönke Parpart, Philip Schwartz (Hrsg.): Faszinosum 1950er Jahre. Literatur, Medien und Kultur der jungen Bundesrepublik. Transcript, Bielefeld 2023, S. 29–49, ISBN 978-3-8376-6962-6.
  • Hanna Beuel, Gregor Nikolaus Matti, Sönke Parpart: Blaustrumpf statt Feinstrumpf? Liebesgeschichten, Geschlechter- und Blickordnungen in der Constanze 1950/51, in: Jasmin Assadsolimani, Gregor Nikolaus Matti, Philipp Pabst, Sönke Parpart, Philip Schwartz (Hrsg.): Faszinosum 1950er Jahre. Literatur, Medien und Kultur der jungen Bundesrepublik. Transcript, Bielefeld 2023, S. 87–105, ISBN 978-3-8376-6962-6.
  • „Constanze“ In der Erden. Mit 13 wurde „Constanze“ zu fett. In: Der Spiegel, Nr. 51/69 (online)
  • Jörg Bohn: „Constanze“ in „FEMININE FIFTIES. Die Wirtschaftswunderfrauen.“ Hrsg. Monika Wenzl-Bachmayer. ISBN 978-3-200-01833-4
  • Charlotte Jahnz. Geschlechterrollen in deutschen Frauenzeitschriften. 1941–1955. Masterarbeit, Bonn 2016, online
  • Sylvia Lott: Die Frauenzeitschriften von Hans Huffzky und John Jahr. Zur Geschichte der deutschen Frauenzeitschriften zwischen 1933 und 1970. Dissertation. Wissenschaftsverlag Volker Spiess, Berlin 1985, ISBN 3-89166-011-1
  • Sylvia Lott-Almstadt: Brigitte 1886–1986. Die ersten 100 Jahre. Chronik einer Frauenzeitschrift. Gruner + Jahr, Hamburg 1986, ISBN 3-570-04930-2 (Inhalt).
  • Alexander Rost: Adieu Constanze. Abschied von einem gefallenen Mädchen, das eine große Dame war. In: Die Zeit, 26. Dezember 1969 (online)
  • Wolf Schneider: Die Gruner + Jahr Story. Ein Stück deutscher Pressegeschichte. Verlag Piper, München 2000, ISBN 3-492-04265-1, S. 11f, 44f, 58, 72, 76f, 101, 113.

Einzelnachweise

  1. Sylvia Lott: Die Frauenzeitschriften von Hans Huffzky und John Jahr Wissenschaftsverlag Volker Spiess, Berlin 1985. S. 2f.
  2. Sylvia Lott: Die Frauenzeitschriften von Hans Huffzky und John Jahr, S. 79
  3. Sylvia Lott-Almstadt: Brigitte 1886–1986. Die ersten 100 Jahre. Chronik einer Frauenzeitschrift. S. 183.
  4. Sylvia Lott-Almstadt: Brigitte 1886–1986. Die ersten 100 Jahre. Chronik einer Frauenzeitschrift. S. 184.
  5. spiegel.de: Die schöne Inge und ihre Rolleiflex (Memento vom 4. Januar 2017 im Internet Archive)
  6. Maria Wiesner: Als sie die Frauen vom Chichi befreite, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 22. Oktober 2023, Seite 14.