Comité de vigilance des intellectuels antifascistes
Das Comité de vigilance des intellectuels antifascistes (Wachsamkeitskomitee der antifaschistischen Intellektuellen, CVIA), auch Comité de vigilance antifasciste (Antifaschistisches Wachsamkeitskomitee) genannt, war eine politische Organisation im Frankreich der Dritten Republik, die 1934 gegründet wurde,[1] nach 1936 an Bedeutung verlor und sich 1939 auflöste. Das Komitee war entschieden internationalistisch ausgerichtet und umfasste hauptsächlich frankophone Linksintellektuelle, die entschlossen waren, sich dem Aufstieg des Faschismus in Frankreich wie auch in Europa entgegenzustellen.
Das Comité de vigilance des intellectuels antifascistes wurde im März 1934 als Reaktion auf die antiparlamentarischen Gewalttaten vom 6. Februar 1934 gegründet.[2] Die Initiative ging von Pierre Gérôme (Pseudonym für François Walter[3]) aus, der zunächst die Gewerkschaft Confédération générale du travail (André Delmas[4] und Georges Lapierre[5], Führer des Syndicat national des instituteurs[6]) kontaktiert hatte.[7]
Das CVIA wurde unter der Schirmherrschaft von drei Persönlichkeiten gegründet, die sinnbildlich für die Vielfalt der Linken stehen:
Der Gründungstext des CVIA war das Manifest „Aux travailleurs“ (An die Arbeiter, 5. März 1934), in dem zur Verteidigung dessen aufgerufen wurde, „was das Volk an Rechten und öffentlichen Freiheiten erobert hat“.[8] Sein Erfolg war bemerkenswert: Innerhalb weniger Wochen erfuhr das CVIA 2300 Beitritte und das Manifest hatte Ende 1934 mehr als 6000 Unterzeichner (Professoren und Lehrer, Schriftsteller, Journalisten). Das CVIA vereinigte im März 1934 die drei großen Familien der Linken und erschien als Vorläufer der Volksfront.
Das CVIA zerbrach ab 1936 und bewies damit, wie schwierig es war, auf der Linken Antifaschismus und Pazifismus zu vereinen. Die Befürworter einer harten Haltung gegenüber Hitler, selbst um den Preis eines Krieges, verließen das CVIA in zwei Schritten:
Auf dem Kongress im Juni 1936 verließ eine von Paul Langevin angeführte Minderheit die Führung des CVIA.
Nach der München-Krise (November 1938) verließ die realistisch-pazifistische Tendenz (Paul Rivet und Pierre Gérôme/François Walter) ihrerseits das CVIA. Stattdessen gründeten sie die Union des intellectuels français pour la justice, la liberté et la paix (Union der französischen Intellektuellen für Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden).
Es blieben also nur noch die extremen Pazifisten (Michel Alexandre, Léon Émery[9]). Einige ehemalige CVIA-Mitglieder fanden sich in der „republikanischen“ Kollaboration mit Deutschland (Zusammenarbeit, um im Gegenzug Frieden und die Wiederherstellung der Republik zu erhalten) in der Ligue de pensée française (Liga für französisches Denken) wieder. Andere, wie André Delmas, Georges Lefranc[10] oder André Salembier[11], zeichneten sich durch ihre pro-nazistische[12] Haltung aus.
Claudine Cardon und Germaine Willard: Des intellectuels dans l’action antifasciste : L’exemple du Comité de vigilance des intellectuels antifascistes. In: Cahiers d’histoire de l’Institut Maurice-Thorez. Band5, 1973, S.34–43.
Simon Epstein: Un paradoxe français; antiracistes dans la Collaboration, antisémites dans la Résistance. Albin Michel, 2008, ISBN 978-2-226-17915-9 (google.de).
Bernard Ménager: Antifascisme et pacifisme, la section lilloise du Comité de Vigilance des intellectuels antifascistes. Revue du Nord, 2007, doi:10.3917/rdn.372.0885.
Nicole Racine: Le Comité de vigilance des intellectuels antifascistes (1934–1939) : Antifascisme et pacifisme. In: Le Mouvement social. Presses de Sciences Po, 1977, S.87–113, doi:10.2307/3777881.
Nicole Racine: Le Comité de vigilance des intellectuels antifascistes. In: Jean-François Sirinelli: Dictionnaire historique de la vie politique française. Presses universitaires de France, 1995, ISBN 2-13-046784-9.
Nicole Racine: 12 mai 1935 : l’élection de Paul Rivet. In: Laurent Villate: Socialistes à Paris 1905–2005. Créaphis, 2005, ISBN 978-2-913610-77-4 (google.de).
Serge Wolikow: Le Front populaire en France (= Questions au XXe siècle). Complexe, 1996, ISBN 978-2-87027-628-0 (google.de).
↑Déat ist in der französischen Sprachversion lediglich auf der Diskussionsseite, nicht aber im Artikel genannt. Der Artikel zu Marcel Déat in der frankophonen Wikipédia verweist aber auf eine Mitgliedschaft; Maitron stützt dies.