Chronicon HelveticumDas Chronicon Helveticum ist eine Chronik der Schweizer Eidgenossenschaft für die Jahre 1001 bis 1470. Sie wurde von dem Schweizer Chronisten und Historiker Aegidius Tschudi (1505–1572) in der Zeit von 1532 bis 1572 verfasst und lag ursprünglich nur handschriftlich vor. Die erste Druckausgabe erfolgte 1734 bis 1736. Entstehung und InhaltTschudis Schweizer Chronik Chronicon Helveticum umfasst die Jahre 1001 bis 1470. Dazu sammelte er etwa 700 Urkunden sowie Überlieferungen aus verschiedenen Quellen, unter anderem aus dem Weissen Buch von Sarnen. Diese reichen von Schilderungen von Schlachten über patriotische Betonungen der Rolle des Landes Glarus, die von der Publizistik seiner Zeit geprägte Darstellung des Konzils von Konstanz bis hin zu persönlichen Erfahrungsberichten von Eidgenossen, die am Alten Zürichkrieg beteiligt waren. Eine Frühfassung des Werks stammt aus den Jahren 1532 bis 1533. Die Chronik besteht aus zwei Teilen: Die sogenannte Urschrift zum Zeitabschnitt 1200 bis 1470 stammt aus den 1550er Jahren, oft wird 1534 bis 1536[1] angegeben. Der zweite Teil zum Zeitabschnitt 1000 bis 1370 ist die sogenannte Reinschrift. Diese ist ab 1568 bis zu Tschudis Tod 1572 entstanden. Seine Schweizerchronik blieb unvollendet.[2] Die Chronik blieb zu Tschudis Lebzeiten unveröffentlicht, sie wurde erst 1734 bis 1736 unter dem Titel Chronicon Helveticum von Johann Rudolf Iselin publiziert. Der ergänzende, topografisch aufgebaute Teil zum Zeitabschnitt vor 1000 folgte 1758 unter dem Titel Gallia Comata. BedeutungDas Chronicon Helveticum gilt als das Hauptwerk von Tschudi. Es ist vergleichbar mit der «Bairischen Chronik» des Johannes Aventinus. Tschudis Geschichtswerk hat ein inhaltlich und chronologisch abgerundetes Konzept. Es prägte das schweizerische Geschichtsbild für lange Zeit. Tschudi legte die ersten Ereignisse der Befreiungstradition in die Jahre von 1301 bis 1307, den Rütlischwur auf Mittwoch vor Martini (8. November) 1307[3] und die Erstürmung der Burgen (den Burgenbruch) auf Neujahr 1308. Auf Tschudi gehen auch die inzwischen traditionellen Vornamen der Hauptfiguren zurück, die im 15. Jahrhundert nur nach ihrem Geschlecht bzw. ihrer Herkunft benannt waren, so wird Tell (im Weissen Buch von Sarnen noch Thall und Tall) zu Wilhelm Tell und die drei Eidgenossen werden von dem «Stoupacher» zu Werner Stauffacher, vom «Fürst aus Uri» zu Walter Fürst und «der aus dem Melchi» wird zu Arnold von Melchtal. Durch die zeitliche Eingliederung schuf Tschudi eine Verbindung zur Ermordung des verhassten, habsüchtigen und tyrannischen König Albrecht I. Tschudis (falsche) Datierungen blieben bis ins 19. Jahrhundert gültig. Tschudi rechtfertigte damit die eidgenössische Staatsbildung mit dem Widerstand gegen die Gewaltherrschaft, der zur Bewahrung des bedrohten Landfriedens und auch zur Wiederherstellung des alten freien Helvetien notwendig war.[4] Nach den Veröffentlichungen durch Iselin wurde Tschudi von Beat Fidel Zurlauben 1760 als «père de l’histoire helvétique» (deutsch: Vater der Schweizer Geschichte) bezeichnet.[2] Tschudi hatte neben anderen Texten auch die Erzählung über Wilhelm Tell aus dem Weissen Buch von Sarnen übernommen. Doch erst aufgrund seiner Chronik gewann die Sage weite Verbreitung. Friedrich Schiller bediente sich später unter anderem dieser Quellensammlung für sein gleichnamiges Drama von 1804. Tschudis Nachlass mit den Werkmanuskripten sowie Kollektaneen verblieb nach seinem Tod in Familienbesitz auf Schloss Gräpplang und wurde 1767/1768 zum Teil an die Stadt Zürich und zum Teil an das Kloster St. Gallen verkauft. Die Handschriften des Chronicon Helveticum befinden sich heute in der Zentralbibliothek Zürich (Ms. A 58). Ausgaben
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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