Im 16. Jahrhundert fand die Lehre Martin Luthers auch in der Fürstpropstei Berchtesgaden eine wachsende Anhängerschaft, deren Schicksal sehr eng mit Ereignissen im Fürsterzbistum Salzburg verknüpft war.[1] So trat bereits um 1521 Jacob Strauß als evangelischer Prediger in Berchtesgaden auf, begleitet von Christoph Söll, einem „Gesellpriester“ und späteren Straßburger Prediger, der dem Stift Berchtesgaden angehört hatte.[2] Doch in den Jahren 1732/33 kam es im Zuge der Gegenreformation zur erzwungenen Emigration von über der Hälfte aller Protestanten und damit 1.100 von etwa 9.000 Einwohnern innerhalb der Fürstpropstei Berchtesgaden.[3][4] Ihr Besitz wurde vom Stift eingezogen und verkauft, der Erlös floss in eine so genannte Emigrantenkasse.[5] Dem folgte zudem die Re-Missionierung der in der Region verbliebenen Protestanten.[6]
Das Kirchengebäude wurde von August Thiersch im neogotischen Stil aus Kälbersteinmarmor erbaut und 1899 fertiggestellt. Zur Einweihung erhielt die Kirche von der letzten deutschen Kaiserin Auguste Viktoria eine Altarbibel. Das Bild neben der Kanzel stammt von Ludwig Thiersch. 1933 brachte man in Erinnerung an die vor 200 Jahren aus dem Berchtesgadener Land gewiesenen Glaubensbrüder im rechten Seitenschiff eine Gedenktafel an. 1965/66 ist die neugotische Inneneinrichtung weitgehend entfernt und der Altar vorverlegt, sein Aufbau beseitigt worden. Alle Wände nunmehr in schlichtem Weiß gestrichen, wurde der Taufstein vor die Stufen zum Chor gesetzt und ein großes Bronzekreuz mit Corpus des Berchtesgadener Bildhauers Hans Richter hinter den Altar gestellt. Anstelle der zuvor farbigen Fenster befinden sich jetzt in den Seitenschiffen bleigefasste Scheiben aus weißem, opalisierendem Glas nach Entwürfen des Gräfelfinger Künstlers Rudolf Büder.[8][9][10] Die zweimanualigeOrgel mit 24 Registern erbaute 1969 die Firma Walcker[8]
↑Manfred Feulner: Berchtesgaden – Geschichte des Landes und seiner Bewohner. Siehe Kap. Die Vertreibung der Protestanten aus Berchtesgaden. S. 168–169.
↑Manfred Feulner: Berchtesgaden – Geschichte des Landes und seiner Bewohner. siehe Die Vertreibung der Protestanten aus Berchtesgaden. S. 171–174
↑A. Helm: Berchtesgaden im Wandel der Zeit, Stichwort: Geschichte des Landes, S. 110.
↑A. Helm: Berchtesgaden im Wandel der Zeit, Stichwort: Auswanderung, S. 12.
↑berchtesgaden-evangelisch.de Alfred Spiegel-Schmidt: Reformation und Emigration im Berchtesgadener Land. Text zur Emigration der Protestanten aus der Fürstpropstei Berchtesgaden.
↑Kurze Gemeindegeschichte der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Bad Reichenhall, online unter bad-reichenhall-evangelisch.de