Christoph Oertli (* 1962 in Winterthur) ist ein SchweizerVideokünstler. Er lebt und arbeitet in Basel und Italien. Er vergrössert mit Videotechnik, Sound und Performance die Wahrnehmung der Verknüpfung von Alltag und existenziellen Fragen. Menschen und ihre Lebensräume, Innenräume, Architektur und Stadtlandschaften sind dabei zentral. Die Videos, Installationen und Performances werden auf internationalen Festivals und in Ausstellungshäusern gezeigt.[1] 2020 wurde er für den Experimentalfilm Sensing Bodies mit dem Basler Medienkunstpreis ausgezeichnet.[2]
Christoph Oertli besuchte nach seiner frühen Jugend in Winterthur von 1982 bis 1987 die Grafikfachklasse an der Schule für Gestaltung in Zürich. Er arbeitete als Bühnenbildner beim Schweizer Fernsehen und entdeckte das Medium Video, um Raum, Tanz und Musik im Zusammenhang sichtbar zu machen. Er studierte 1992–1995 Kunst in der Fachklasse Audiovisuelle Gestaltung bei René Pulfer und Enrique Fontanilles an der Schule für Gestaltung Basel. Danach reiste er als Videodokumentarist auf einem Kreuzfahrtschiff um die Welt. So entstand 1997 das Video über die Besatzung, no sunday no monday,[3] wo die Schiffsbesatzung und die schwierigen Verhältnisse an Bord im Zentrum stehen. Er lebte in Basel, Montréal, Paris, Brüssel, und 2006 als Artist-in-Residence der Kulturstiftung Pro Helvetia in Kairo.
Die Kunstwissenschaftlerin Annamira Joachim schreibt über Christoph Oertlis Arbeitsweise 2016 für SIKART:[1]
«Als zentraler Inhalt seiner Videos verhandelt Christoph Oertli das Beziehungsfeld der Menschen in ihrem Umfeld. Architektur oder Stadtlandschaften werden zur Bühne. Die Kamera nimmt reale Situationen auf, die in der Nachbearbeitung durch Schnitt und Montage mit Studioaufnahmen zu bildhaften, fiktiven oder dramatischen Momenten zugespitzt werden. Das Erzählen geschieht ohne Worte über die Bildmontage und die Blickführung durch die Kamera. Neben choreografischen Elementen wie der Bewegung im Raum ist auch die Nähe oder Distanz der Kamera zum Menschen ein künstlerisches Mittel. Fragen der Identität, der Individualität sowie psychologische und kulturanthopologische Dimensionen kommen zum Vorschein.»
Das Verständnis für prekäre Körper und Konstellationen sind Teil der Arbeit, die Videos und Produktionen werden auch in internationalen queer-feministischen Kontexten gelesen und gezeigt.[4]
Als Teil der Ateliergemeinschaft VIA[5] in Basel gab es Kooperationen mit Muda Mathis, Sus Zwick und Fränzi Madörin und gemeinsame Performance-Abende wie VIA Songs[6] oder die Gottlieber Revue,[7]Performance Saga[8] und Einfach Sagen[9] mit Andrea Saemann, Martina Gmür und Chris Regn,[10] eine Videoedition und ein Theaterprojekt zu Wegbereiterinnen der Performance-Kunst.
Werke des Künstlers sind in den Sammlungen Kunstkredit Basel-Stadt[11] und Museum Baselland Liestal vertreten.[12]
2012: Learning Trio A – inspired by Yvonne Rainer, Performance, Dorothea Rust, Andrea Saemann, Christoph Oertli, Ein Haus ist ein Haus ist ein Haus, Gruppenausstellung, Villa Renata, Basel[15]
2012: Video/Live-Performer in Einfach Sagen, Performance von Andrea Saemann, Kaserne Basel[9][16]
2012: Video für If I weren’t Egyptian, Performance von Omar Ghayatt, Bern/Kairo[17]
2013: Spaziergang, Performance mit Su-Mi Jang und Thomas Jeker, Stadttheater Freiburg i. Br.
2017: Gare du Nord, 2-Kanal-Videoinstallation (6 min/11 min)
2015: Ethiopian Run, 2-Kanal-Videoinstallation oder 1-Kanal-Video (15 min)
2014: Timeline, 1-Kanal-Video (9 min)
2014: Tension Box, 1-Kanal-Video (12 min)
2013: Campus, 1-Kanal-Video (15 min 30)
2012: Monsieur René, 1-Kanal-Video (11 min)
2011: Karta, 2-Kanal-Videoinstallation oder 1-Kanal-Video (10 min 30)
2009/2011: Tretet ein in die Kontinente, 3-Kanal-Videoinstallation (3 × 6 min)
2010: The Ground is moving, 2-Kanal-Videoinstallation oder 1-Kanal-Video (10 min)
2009: Sinbad, Video und Live-Performance, mit Ahmed ElSawy (43 min)
2008: Tiger, 2-Kanal-Videoinstallation (1 min 30)
2007: Taxila, 1-Kanal-Video (8 min)
2006: Cairo, 1-Kanal-Video (11 min)
2005: Noch sehend verschwanden die Matrosen, 1-Kanal-Video (9 min)
2005–2020: Messages personnels, 5 Video-Performances (je ca. 4 min)
2004: Come, heavy sleep, 1-Kanal-Video (8 min)
2003: Plan fixe, 1-Kanal-Video (7 min)
2002/20: 19x barfuss, 7-Kanal-Videoinstallation (13 min 30) oder 1-Kanal-Video (7 min 30)
2002: 5 Expo-Spots, 1-Kanal-Video (7 min)
2001: Haushalten, 1-Kanal-Video n (7 min)
2000: Yellowknife, 1-Kanal-Video (6 min)
1999: Felix in schwarz-weis, 1-Kanal-Video s (12 min)
1997: no sunday no monday, Dokumentarfilm (58 min)
1995: Carmelo, 1-Kanal-Video (12 min)
1994: Indi Melussi, 1-Kanal-Video (4 min)
Publikationen, Videoeditionen
2020: Christoph Oertli: Sensing Bodies. Hrsg.: Ines Goldbach, Kunsthaus Baselland; mit Beiträgen von Johanna Hilari, Giuseppe di Salvatore, Isabel Zürcher, gestaltet von Nicole Boillat. VfmK, Wien, ISBN 978-3-903320-59-8.
2020: Kunstbulletin 3/2020, Besprechung der Retrospektive des Schweizer Videokünstlers Christoph Oertli im Kunsthaus Baselland, Christoph Oertli — Sensing Bodies von Meret Arnold, artlog[19]
2020: Artikel in der BZBasel über Christoph Oertli von Ana Vujić – Schweiz am Wochenende, 25. Januar 2020[20]
2014: RoundAbout Videokunst im Gespräch. Hrsg. Stiftung akku Emmen, Natalia Huser und Bruno Z‘Graggen, 5. November bis 21. Dezember 2014
2013: Hidden Publics. Hrsg. Andrea Domesle, Walter Seidl für riesa efau. Kultur Forum Dresden, Co-editor Frank Eckhardt. efau Verlag Dresden / Ùsti nad Labem, ISBN 978-3-9807388-4-2.
2010: Transient Spaces – the tourist syndrome. Texte von Marina Sorbello, Antje Weitzel, Zygmunt Baumann, Adrian Franklin. Hrsg. Marina Sorbello, Antje Weitzel. argobooks, Berlin, ISBN 978-3-941560-95-6.
2009: Cairoscape – Images. Imagination and Imaginary of a Contemporary Mega City. Hrsg. Marina Sorbello, Antje Weitzel. argobooks, Berlin, ISBN 978-3-9812552-1-8.
2002: Helle Nächte. Hrsg. Annina Zimmermann; Textbeiträge von Stuart Brisley, Dora Imhof, Philipp Kaiser, Gerhard Mack, Chris Regn, Annette Schindler, Hansmartin Siegrist. Christoph Merian Verlag, Basel 2002, ISBN 3-85616-173-2.
1999: Rosa für Jungs, hellblau für Mädchen. Hrsg. Neue Gesellschaft für Bildende Kunst NGBK, Berlin. Neue Gesellschaft für Bildende Kunst NGBK, Berlin, ISBN 3-926796-58-8.
Ausstellungen
2023: Superposition, Spezial Brugger Dokumentarfilmtage, präsentiert von Video Window, Zürich[21]