Ab dem Jahr 2007 brachte Bouet sich das Spielen von Musikinstrumenten selber bei, und 2014 nahm er sein erstes Studioalbum auf.[5] In seinen Kunstrichtungen – in der Malerei als auch in der Musik – versteht er sich nach eigenen Angaben als Zeitreisender.[6] „Für Christoph Bouet gehört alles zusammen, das Malen und Zeichnen, das Texten und komponieren.“[7] Als Autor entwirft er ebenfalls lyrische Texte. Diese finden sich in Ausstellungskatalogen,[2][8] in seiner Rede im Wandelgang des Paul-Löbe-Hauses,[9] in seinen Songs oder als Hommage auf einen Kunstmäzen in einem Museumskatalog.[10] Außerdem gestaltet er Screenshots von Fotos besuchter Orte zu Kunstwerken, da er seine virtuellenReisen in die USA auf Google Maps per Screenshot festhält und diese seinen Musikalben zum Teil – ausgehend von bewusst verblichenen Polaroids – als Polacards oder als signierte Poster hinzufügt.[1] Ein Gesamtkunstwerk.[5][11]
Malreisen führten Bouet in viele verschiedene Länder Europas sowie nach Kanada, aber ebenso an die Ostsee auf den Darß nach Ahrenshoop und zu den umliegenden Ortschaften und Häfen.[12]Museen und der Deutsche Bundestag erwarben Kunstwerke von ihm.[13][14] Seine Bilder werden in Katalogen besprochen,[12] und er nimmt an internationalen Kunstmessen teil.[2] Er lebt und arbeitet in Magdeburg sowie in Gommern im BundeslandSachsen-Anhalt.[2][15]
Bouets anfängliche künstlerische Phase verlief etwa von 1997 bis 2004, die er zu Beginn größtenteils in Halle verbrachte. Es entstanden seine schwarzen Bilder, da er diese überwiegend in dunklen Farben malte und die Landschaftsbilder eine Melancholie ausstrahlten.[2] Das Thema des einsamen Wanderers und seiner nächtlichen Schritte durch Schnee und Sturm setzte er in dieser Phase entsprechend um,[16] siehe ähnlich seine Bilder Die große Ebene oder Spanische Landschaft, 1996, H 100 x B 150 cm, Öl auf Leinwand.[17]
Etwa ab dem Jahr 2000 malte er in seinem Atelier Landschaftsbilder von unwirklichen Wüsten, Bergen und Canyons. Die einzelnen Bilder wurden monatelang von ihm überarbeitet und erhielten dadurch ihre raue, rissige Oberfläche. Verfallene Gebäude in seinen Bildern steigerten das Gefühl der Einsamkeit.[2][3] Hingegen fand er rückblickend seinen damaligen „Malprozess als zunehmend ‚selbstzerfleischend‘“.[18]
„Nach einem Schlüsselerlebnis mit Werken von Anselm Kiefer“[2] änderte sich ab 2004, bei einem zweijährigen Aufenthalt in Potsdam, der Malstil von Bouet radikal; er malte nun seine Landschaften oder Stadtbilder vor Ort unter freiem Himmel, bei Nebel, Regen, Schnee, Sturm oder bei Sonnenschein, also en plein air. „Seine Farbpalette hellt[e] sich auf“,[18] und seine frühere, oft sehr lange Arbeit an einem einzelnen Atelierbild veränderte sich für ein einzelnes Bild zu einer nur wenige Stunden dauernden „intensiven Malaktion“.[8] Hatten zuvor zur zeitlichen Einordnung seine Bilder nur eine Jahresangabe, so datieren diese nun häufig exakt mit Tages- oder Monatsangaben.[2] Nachträglich korrigierte er seine Bilder fast nie mehr.[2] „Andere malen, was sie wissen. Oder denken. Bouet malt bloß, was er sieht. [...] Viele Maler heute sind Denkmaler. Sie müssen oft viel erklären. Bouet muss gar nichts erklären.“[16][19]
ExpressiveFarbigkeit wechseln bei seinen Bildern mit erdigen Farben ab, je nach Situation, den Lichtverhältnissen oder seiner Stimmung. Ein starker pastoser Auftrag ist allen diesen Bildern eigen. „In der Person [...] [des] flämischen-französischen Künstlers [Maurice de Vlaminck], der von 1876 bis 1958 lebte, treffen sich die Vorlieben des jungen Malers Bouet [...].“[2] Seine dick aufgetragenen Ölfarben modelliert er überwiegend mit Pinseln, arbeitet aber neuerdings auch Fundstücke in die Farbe ein, siehe sein Bild aus dem Jahr 2023 Feld bei Menz, aufziehender Regen, H 80 x B 100 cm, Öl auf Leinwand.[16] „Dabei versucht Bouet die Diskrepanz zwischen dem Objektcharakter und dem klassischen Tafelbild malerisch zu überwinden“,[10] oder anders ausgedrückt, „was die Arbeiten von Bouet und Balkenhol vereint, ist, dass sie nicht nur visuell in Erscheinung treten, sondern auch materiell, räumlich und umgebungsseitig.“[20]
Aus der Nähe betrachtet wirken Bouets Bilder als expressive Farbsetzungen, erst mit weitem Abstand zu seinen Bildern erscheinen den Betrachtern die vollständigen figürlichen Bildmotive.[21][22] „Überreste von Farbe an den [Leinwand-]Rändern bleiben als Grat stehen und geben Impulse für haptische Reize.“[23] In seinen Arbeiten erkennt man gleichfalls Einflüsse einer früheren älteren Generation von Gegenwartskünstlern wie von Ronald Paris oder von Hartwig Ebersbach,[8][24] und Bernhard Heisig äußerte einst über den jungen Bouet, nachdem er ein Bild von ihm gesehen hatte, „Sie sind ein guter Maler.“[2][18] Seit einigen Jahren tauchen des Öfteren in seinen Bildern, angelehnt an seine impressionistischeBildsprache,[13] technische Objekte des 21. Jahrhunderts auf: „So umreißt er auf diesem Stück Leinwand in entspanntem DuktusKulturgeschichte der letzten 150 Jahre und bedient sich zusätzlich der Ironie, [...],“[2] siehe sein Werk Feld und Windpark von Nedlitz aus dem Jahr 2013, H 80 x B 120 cm.
In Ahrenshoop selber und in der Umgebung (Wustrow, Althagen, Niehagen oder direkt am Strand) entstanden häufig Bilder von ihm in seinem eigenen Duktus, die an die aufmüpfigen, rebellischen künstlerischen Vorgänger aus der Zeit der DDR erinnern. „Jedes Fisch-Stillleben kann politisch aufgeladen sein, der Strand – in der DDR auch Grenzregime – wird oft zur politischen Landschaft.“[25] So „[baut] Bouet […] unübersehbar zeitliche, stilistische Brücken, er macht uns das Altbekannte ganz neu – und dazwischen ist noch viel Platz für eigene Assoziationen, […],“[26] siehe sein Stillleben in Öl auf Leinwand: Fische auf Papier, 2005, H 50 x B 70 cm[27] oder sein Bild Ausfahrt, 2010, H 110 x B 90 cm,[16]
Während des Lockdowns in der Corona-Pandemie im Jahr 2020 entstand sein viertes Album Traces, begleitet vom Drummer Sebastian Symanowski. „‚Der Mix stammt von Hannes Bieger und Rainer Maillard. Gemastert und geschnitten wurde im [Studio] Emil Berliner […]‘, erzählt[e] Bouet.“[33] Das entsprechende Schallplattencover gestaltete er in Eigenregie.[3][6] Das Album mit Songs im amerikanischen West Coast-Sound rezensierten Musikmagazine.[3][11]
In seinem Album Hollywood aus dem Jahr 2022 taucht er mit seinen deutschen und englischen Songtexten in einer Art von Zeitreise in das Kalifornien von 1968 ein, zwischen Traum und Wirklichkeit. Dieses Werk wird verglichen mit dem von Joe Henry.[34]
Mit seinen Erfahrungen und seinem persönlichen Netzwerk in der Musikindustrie produziert Bouet über sein Label 1301Media inzwischen ebenfalls Alben für andere Singer-Songwriter. Zum Beispiel veröffentlichte er als Produzent 2019 das Musikalbum Jerichow – Grounded für Wulf Mohrmann mit seiner Band Jerichow.[38]
Arbeiten in Museen, Sammlungen und öffentlichen Einrichtungen (Auswahl)
Roland Paris: Malklasse Ronald Paris. In: Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein (Hrsg.): Galerie Marktschlößchen. Druckerei Teichmann, Halle-Ammendorf April 1998.
Ulrich Klieber, Dagmar Diehl, Michael Kobe, Roland Kunze: Grosse Kunstausstellung 2002 Halle (Saale). Hrsg.: Kunst Halle e. V. druck zuck GmbH, Halle September 2002.
Astrid Volpert: Christoph Bouet - Malerei. Hrsg.: Galerie Berlin. Ausstellungskatalog, Berlin Juli 2010.
Paul Kaiser, Claudia Petzold, Holger Peter Saupe: Sachsen am Meer. Strandszenen und Gesellschaftsbilder. Hrsg.: Kunstsammlung Gera. Ausstellungskatalog, Druckhaus Gera GmbH, Gera 2010, ISBN 978-3-910051-58-4.
Ulrike Fuchs: Christoph Bouet - Malerei. Hrsg.: Collection Baumgarten, Volksbank Weinheim. Ausstellungskatalog, Epubli GmbH, Berlin 2013.
Atje Helbig, Sabine Gorenflo, Jona Markgraf: Rosenhang Museum. Hrsg.: Rosenhang Museum gGmbH zusammen mit Joachim Legner. Kerber Verlag, Bielefeld 2017, ISBN 978-3-7356-0372-2.
Antje Rüster, Siegfried Heimann: Galerie – Der Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürger. Hrsg.: Der Präsident des Abgeordnetenhauses von Berlin, Referat Öffentlichkeitsarbeit. Druck Arnold Group, Berlin 2019, ISBN 978-3-922581-28-4.
Christiane Meixner, Felix Brusberg: Christoph Bouet, Neue Bilder en plein air. In: Galerie Brusberg (Hrsg.): Brusberg Dokumente. Band41. Druck Buch.One, Berlin 2023, ISBN 978-3-00-077302-0.
Christoph Bouet beim Malen in einem Beitrag der Tagesschau (ARD) über die Ausstellung "Halle am Meer": Die Künstlerkolonie Ahrenshoop. 2023, mit einem Begleittext des Autors sowie eines hinterlegten Songs des Künstlers[25]
↑ abGunnar Schulz: Gesamtkunstwerk. In: Mint, Magazin für Vinyl-Kultur. Nr.8. Dialog GmbH, Dortmund August 2023, S.110.
↑ abcdefghijklmnopqrstuRüdiger Küttner, Jutta Götzmann, Harald Kretzschmar, Kerstin Decker, Gunnar Decker, Robert Dämmig, Christoph Bouet: Christoph Bouet, Right outside the door, Landscapes, 2010 until 2013 – Christoph Bouet, Vor der Tür, Landschaften, 2010 bis 2013. Kerber Verlag, Bielefeld 2013, ISBN 978-3-86678-911-1, S.14, 31, 32, 56, 114. 156, 157.
↑ abcdefDirk Neuhaus: Bouet: Traces. In: Country.de, Specials. 20. Oktober 2020, abgerufen am 12. November 2020.
↑o.A.: Christoph Bouet. In: artfacts. ArtFacts.Net GmbH, Berlin, abgerufen am 1. Januar 2024.
↑ abcWulf Mohrmann: Grenzgänger. Hrsg.: DATEs, das Magdeburger Stadtmagazin. Magdeburg 17. Dezember 2020.
↑ abAngelika Zapf: Christoph Bouet, Maler und Musiker. In: ARDAudiothek.de. ARD (MDR, Kultur, Gespräche), 5. August 2023, abgerufen am 13. November 2023.
↑ abcAstrid Volpert, Christoph Bouet: Christoph Bouet - Malerei. Hrsg.: Galerie Berlin. 1. Auflage. Druckerei Conrad, Berlin Juli 2010, S.6, 14, 24, 32, 33.
↑ abAtje Helbig, Sabine Gorenflo, Jona Markgraf, Christoph Bouet: Rosenhang Museum. Hrsg.: Rosenhang Museum gGmbH zusammen mit Joachim Legner. Kerber Verlag, Bielefeld 2017, ISBN 978-3-7356-0372-2, S.58–63, 173.
↑ abcTorsten Gränzer: Das Fundament. In: Christian Hentschel (Hrsg.): SCHALL. Musikmagazin. Nr.22. Berlin Dezember 2020, S.32, 33.
↑ abChristian Philipsen, Thomas Bauer-Friedrich, Paul Kaiser: Halle am Meer. Künstlerkolonie, Sommergäste, Strandzone. Ahrenshoop 1892–2023. In: Christian Philipsen (Hrsg.): Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale). Band29. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2023, ISBN 978-3-7319-1348-1, S.188, 189, 297.
↑ abco.A.: Christoph Bouet. In: potsdam-museum.de/exponat/. Potsdam Museum, 2014, abgerufen am 13. November 2023.
↑Ronald Paris: Malklasse Ronald Paris. In: Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein (Hrsg.): Galerie Marktschlößchen. Druckerei Teichmann, Halle-Ammendorf April 1998, S.21.
↑ abcChristiane Meixner, Felix Brusberg: Christoph Bouet, Neue Bilder en plein air. In: Galerie Brusberg (Hrsg.): Brusberg Dokumente. Band41. Druck Buch.one, Berlin 2023, ISBN 978-3-00-077302-0, S.3, 9, 25.
↑Kerstin Decker: Landstraßenrand. In: Tagesspiegel. Verlag Der Tagesspiegel GmbH, Berlin 11. Dezember 2010.
↑Lucie Klysch: On Surface - Christoph Bouet & Stephan Balkenhol. In: Artes Berlin (Hrsg.): Ausstellungstext zur Vernissage. Berlin November 2023.
↑Ingeborg Ruthe: Don Quichotte im Kornfeld. In: Berliner Zeitung. Berliner Verlag GmbH, Berlin 21. November 2013.
↑Paul Kaiser, Claudia Petzold, Holger Peter Saupe: Sachsen am Meer. Strandszenen und Gesellschaftsbilder. Hrsg.: Kunstsammlung Gera. Ausstellungskatalog. Druckhaus Gera GmbH, Gera 2010, ISBN 978-3-910051-58-4, S.39, 121, 127.