Christiane Conrad wurde 1949 in Gießen geboren. Von 1984 bis 1990 absolvierte sie ein Studium der Malerei an der Hochschule der Künste in Berlin. Im Jahr 1990 wurde sie als Meisterschülerin von Walter Stöhrer anerkannt. Christiane Conrad ist Mitglied im Deutschen Künstlerbund[1] und lebt und arbeitet in Berlin.
Künstlerisches Werk
1992 entschied sie sich für die monochrome Malweise, da sie sich ganz auf das Thema der Farbe und ihrer Wirkung konzentrieren wollte. Sie arbeitet mit Ölfarben, die sie aus mehreren Farbtönen mischt, und mit einem Spachtel anstelle eines Pinsels auf die Leinwand aufträgt.
Die Farbe ist in ihrer Struktur pastos angelegt und wird von ihr in vertikalen Farbbahnen auf der Leinwand aufgetragen, zum Teil reicht der Spachtelstrich über die Oberfläche hinaus.
Mit jeder Lage trägt sie eine neue Variante des gewählten Farbtons auf – bis zu zehn Lagen in einem einzigen Werk. Sowohl durch die verschiedenen Farbbahnen als auch durch die unterschiedlichen Nuancen des Farbtons entsteht eine Art flaches Relief auf der Leinwand: Da diese materiellen Kanten ein Relief bilden, werden sie abhängig vom Lichteinfall und vom Blickpunkt unterschiedlich gesehen: die Reliefkante kann als solche wahrgenommen werden, als Grat, genauso aber kann dieser Grat dadurch, dass er, bei schrägem Lichteinfall, stark erhellt oder verdunkelt ist, durch Licht oder Schatten so stark gezeichnet sein, dass wir eine Licht- oder eine Schattenlinie wahrnehmen. Das ermöglicht ein negativ-positives Umschlagen: die Lichtzeichnung kann in eine Schattenzeichnung umschlagen, oder, noch radikaler, die Erhebung kann als Vertiefung sichtbar werden: dann erscheinen die Grate als Risse oder Brüche in der Farbfläche.[2]
So strahlt einerseits das einzelne Werk – beim Blick auf die Gesamtfläche – durch die Beschränkung auf eine Farbe sehr viel Ruhe aus. Andererseits werden – im Detailblick auf die Oberfläche des jeweiligen Bildes – Schwingungen sichtbar, die mit dem Phänomen der Wahrnehmung spielen und sich beim Betrachten aus unterschiedlichen Winkeln, oder unterschiedlichen Licht- und Raumverhältnissen ständig verändern und damit der vermeintlichen Ruhe kreativ widersprechen.
Die Reihe Spezifische Werke ist eine wiederkehrende Aktion des Museums, zu der auch schon andere Künstler wie Ben Vautier, Werner Reiterer Ute Heuer und A K Dolven Beiträge angefertigt haben. Conrad schuf insgesamt 18 Klein- und 2 Großformate als Reflexion auf die bereits dort ausgestellten großformatigen Werke des Malers Icke Winzer und den Skulpturen der Bildhauerin Rachel Whiteread.[3] Dazu studierte sie ausführlich die Arbeiten der beiden Künstler. Ihre Entscheidung, ihre Werke in unterschiedlichen Blaugrautönen zu gestalten, ist eine Reflexion der Farbtöne in den Werken von Icke Winzer und Rachel Whiteread und der Architektur des Raumes 1.14. Durch ihre Konzentration auf eine einzige Farbe mit unterschiedlichen Nuancen wirken die Werke wie eine Art Betonung der verwendeten Farben der beiden Künstler und bilden eine Art musikalischer Wiederholung und Paraphrasierung des Gesehenen. Die Serie für den Raum 1.14 ist in ihrer Präsenz Dialog und eigenständige Werkgruppe zugleich.
Für das Mies von der Rohe Haus in Berlin konzipierte sie eine 7-teilige Reihe in den Farben der Lichtreflexe vom Garten, die sich auf den Wänden spiegeln. Die erste Arbeit im Farbton Blau ist ein Verweis auf die idyllische Umgebung des an einem See gelegenen Museums. Christiane Conrad: Ich habe nach Farben gesucht, die die Transparenz des Hauses aufgreifen. Nach meiner Beobachtung gibt es hier keine wirkliche Grenze zwischen Innenraum und Garten. Mich interessiert, was dadurch farblich im Innenraum passiert. Bei genauem Hinsehen, werden ganz lichte Farbnuancen auf den weißen Wänden der Innenräume sichtbar. Das Grün des kleinen Walnussbaumes auf der Terrasse und der Garten scheinen kaum sichtbare pastellfarbige Reflexe auf den Wänden zu erzeugen. Für mich trägt dies zur Atmosphäre des Hauses bei.[4]
2015: Widerschein – Die Farbfeldmalerin Christiane Conrad begegnet der Landschaftskunst des Angermuseums, Angermuseum, Erfurt, Deutschland
In der Gemäldegalerie des Angermuseums in Erfurt finden sich vorwiegend Werke von Landschaftsmalern wie Friedrich Nerly, Erich Heckel, Carl Hummel, Carl Schuch und Paul Baum. Conrad griff in ihren speziell für die Ausstellung erstellten Werken auf die zentrale Farbe dieser einzelner Werke zurück und übersetzte diese in ihre monochrome Malerei. Der Direktor des Museums, Kai Uwe Schierz, erläutert die Wechselwirkung der beiden so unterschiedlichen Ebenen von Kunst auf den Betrachter: Man stelle sich vor die monochromen Feldmalereien, sauge die Farbe auf, gewöhne sich an ihren Anblick. Dann trete man zwei Schritte zur Seite und schaue auf das Hummel-Bild: Und? 'Man sieht den Himmel anders', findet der Direktor; den Himmel von Hummel. Die grünen Bestandteile auf der linken, die blauen auf der rechten Seite treten in ein Wechselspiel mit Conrads Leinwänden.[5]
2002: Colour – A Life of its Own. Ungarische und internationale monochrome Malerei,[22]Kunsthalle Budapest, Budapest, Ungarn
2003: Seeing Red–Contemporary Nonobjective Painting,[23] Werke aus der Sammlung des Karl Ernst Osthaus-Museum, Hagen, Hunter College Gallery, New York, USA
2004: Die Farbe hat mich II–Neuerwerbungen des Karl Ernst Osthaus-Museum, Hagen,[24]
2005: Christiane Conrad, Malerei – Thomas Brummett, Fotografie,[25][26]Museum Pfalzgalerie, Kaiserslautern, Deutschland
2005: Christiane Conrad, A. Paola Neumann, Frank Piasta,[27] Verein für Aktuelle Kunst/Ruhrgebiet e. V., Oberhausen, Deutschland
2007: Christiane Conrad und Matthias Lutzeyer,[28] Galerie Klaus Braun, Stuttgart, Deutschland
Michael Fehr; Sanford Wurmfeld (Hrsg.): Seeing Red. Nicht-gegenständliche Malerei und Farbtheorie: Eine Dokumentation der Ausstellung und des Symposiums 2003 Hunter Art Galleries & Hunter Art Department, New York. Salon, Köln 2004, ISBN 978-3-89770-194-6.
Ariane Mensger, Elisabeth Voigtländer: Thomas Brummett – Fotografie. Christiane Conrad - Malerei. Hrsg.: Britta E. Buhlmann. mpk Museum Pfalzgalerie, Kaiserslautern 2005, ISBN 978-3-89422-133-1 (Katalog zur Ausstellung Christiane Conrad, Malerei – Thomas Brummett, Fotografien im Museum Pfalzgalerie).
Kunsthalle Dominikanerkirche Osnabrück (Hrsg.): Magie der Farbe: Pastose Malerei, Farbkörper, Farbräume. Rasch, Brahmsche 2009, ISBN 978-3-89946-124-4.
Johannes Meinhardt, Christiane Conrad: mo-no-chrom. Hrsg.: Mies van der Rohe Haus. form + zweck, Berlin 2011, ISBN 978-3-935053-39-6 (Katalog zur Ausstellung im Mies van der Rohe Haus in Berlin).
↑Johannes Meinhardt: Die Eigennamen der Farbe In: Herausgeber=Kunsthalle Dominikanerkirche Osnabrück: Magie der Farbe: Pastose Malerei, Farbkörper, Farbräume. Rasch, Brahmsche 2009, ISBN 978-3-89946-124-4, S.101–106, hier S. 103.
↑Susanne Fiedler: Spezifische Werke: Raum 1.14 In: Mitteilungen des Museumsverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Jahrgang 16, 2007, S. 30–33
↑Johannes Meinhardt, Christiane Conrad: mo-no-chrom. Hrsg.: Mies van der Rohe Haus. form + zweck, Berlin 2011, ISBN 978-3-935053-39-6, S.48 (Werkstattbericht von Christiane Conrad).