Christian Schulze wurde 1946 in Biesnitz als Sohn eines Dekorationsmalers geboren und wuchs auch in diesem Görlitzer Vorort auf. Sein Vater, der als Jugendlicher die Malschule Johannes Wüsten in Görlitz Kahle 7 besucht hatte, war mit dem gelernten Maler und einstigem Studenten der Breslauer Kunstakademie Walther Rhaue befreundet, der auf dem Nachbargrundstück seit 1927 eine künstlerisch ambitionierte Töpferei betrieb. Dort entdeckte er schon früh seine besondere Liebe zum Material Ton. Später besuchte er als Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung für eine Lehre in der Porzellanmanufaktur Meißen den Mal- und Zeichenzirkel von Werner Panitz, einem Meisterschüler Otto Muellers. Während der Ausbildung zum Porzellandreher in Meißen von 1963 bis 1966 wurde er künstlerisch durch Lothar Sell und Peter Strang gefördert. Von 1966 bis 1971 absolvierte er ein Studium bei Gerd Jaeger, Herbert Naumann und Walter Arnold an der Hochschule für Bildende Künste Dresden.[1] Im Anschluss an seine Diplomarbeit, den Entwurf und die Ausführung einer Porzellanwand für das Treppenhaus des Wissenschaftlich-Technischen Zentrums der Feinkeramischen Industrie der DDR in Meißen (WTK), arbeitete er von 1971 bis 1974 als Entwurfsbildhauer in diesem Institut.[2]
Seit 1974 ist er freiberuflich in Dresden tätig, bis 1990 als Mitglied des Verbands Bildender Künstler der DDR. Von 1975 bis 1978 erhielt er ein Förderstipendium für junge Künstler. Studienreisen führten ihn ins Baltikum, nach Polen und Ungarn. Da ihm über Jahre hinweg als Arbeitsraum nur das eigene Wohnzimmer in einem alten Dresdener Bauernhaus und später in einer Mansarde zur Verfügung stand, konzentrierte er sich in dieser Zeit hauptsächlich auf die ganzjährig im Freien mögliche Arbeit in Sandstein. Es entstand, zum Teil bei Bildhauersymposien, eine Reihe von größeren Arbeiten für den öffentlichen Raum.[3]
1979 wurden für die originalgetreue Wiederherstellung des Zuschauerraums der Dresdner Semperoper Bildhauer gesucht wurden. Er nutzte die seit Beendigung des Studiums erstmalige Chance, unter guten Arbeitsbedingungen in dem eigens errichteten provisorischen Bildhauer-Gemeinschaftsatelier der Semperoper größere Arbeiten in Ton modellieren zu können. 1982 nach Abschluss der dortigen Bildhauerarbeiten konnte er erstmals in ein eigenes Atelier einziehen. Er ließ sich einen Keramikbrennofen bauen und begann vorrangig in Terracotta zu arbeiten. Schon bald fand er dabei zu einer eigenen materialgerechten, etwas abstrakteren Form.
Da man in Sachsen nach Kräften versuchte, die unzähligen Wunden, die der Zweite Weltkrieg am historischen Erbe hinterlassen hatte, wieder zu schließen, erhielt er in den folgenden Jahrzehnten weiterhin viele anspruchsvolle und interessante Aufgaben im Bereich Rekonstruktion und Restaurierung, versuchte aber trotz oft hoher Arbeitsbelastung stets, auch seine freie künstlerische Arbeit nicht aus den Augen zu verlieren. Ein Förderstipendium der Stiftung Kulturfonds 1992 war Anerkennung und Unterstützung zugleich.
Allerdings sah er inzwischen, dass seine materialgerecht entwickelte keramische Formenwelt sich stets auf ein Spiel mit Proportionen beschränken würde. Auch bei der Arbeit mit Sandstein galt es, Rücksicht auf das Material zu nehmen. Nun suchte er eine Möglichkeit, unmittelbar und gut verständlich mit der Sprache des Bildhauers auf Erlebtes reagieren zu können. Über das Interesse am menschlichen Körper hinaus wollte er auch Gefühle und menschliche Individualität ausdrücken. Systematisch begann er ohne Rücksicht auf künftige Materialumsetzungen zu untersuchen, wie bewusste Proportionsveränderungen, individuelle Körperformen, Mimik, Gestik und starke Bewegungen der Figur im Raum in den Dienst der jeweiligen Aussage gestellt werden können. Gelingt es, starke Formveränderungen einer Figur miteinander ins Gleichgewicht zu bringen, können sie als natürliche Körperformen wahrgenommen werden. 2004 zeigte er erstmals öffentlich Ergebnisse seiner weiter im Wandel begriffenen neuen Arbeitsweise. Suchte er anfangs den konsequenten Bruch mit seiner bisherigen Arbeitsweise, so strafften und bereicherten gebaute Binnenformen bald wieder stärker seine Plastiken. Stets sucht er nach der großen Form, die ein Thema sofort erschließen kann, will aber im Detail ohne Abschweifungen nah am Menschen bleiben.[4]
Ausstellungen (unvollständig)
Personalausstellungen
1993: Christian Schulze: Skulpturen; Leonhardimuseum Dresden
1994: Galerie Goppelsröder, Bretten
2001: Ausstellung zum Nosseni-Altar, Villa Eschebach, Dresden
2012: Kunstpavillon Heringsdorf
2013: Nikolaikirche Görlitz
2022: Galerie Budissin in Bautzen (Figürliche Plastik)
1978 bis 1979: Sandsteingruppe für 71. POS (Polytechnische Oberschule) Wilhelm Dieckmann, Franzweg, Dresden
1978 bis 1985: Leben, Sandsteinbrunnen mit Skulpturengruppe, Frankfurt (Oder)
1979 bis 1982: Rekonstruktion der Plastiken Amor und Psyche, der Reliefs Pegasus und Sphinx sowie von Schmuckelementen der Rangbrüstungen, alles Stuckgips, Semperoper Dresden
1985 bis 1986: Frau mit Ziegenbock Sandsteingruppe, Garten am Hotel Bellevue, Dresden
1985 bis 1988: Rekonstruktion von sechs überlebensgroßen Postarbeiterstatuen Stuckplastiken, Museum für Kommunikation Berlin
1987–1990: Fruchtbarkeit, drei Terrakottastelen, Borthen, jetzt Dohna[9]
Hertha Fürch: Galerie F Dresden: Ausstellungskatalog: Dresdner Künstler unter der steinernen Glocke; Sächsisches Finanzministerium Dresden; 16. November bis 17. Dezember 2004; S. 19ff