Christian R. SchmidtChristian R. Schmidt (* 25. Februar 1943 in Zürich, heimatberechtigt in Küsnacht, Kanton Zürich) ist ein Schweizer Zoologe und Verhaltensbiologe. 1985 war er in Antwerpen einer von acht Begründern des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) für vom Aussterben bedrohte Tierarten, und von 1994 bis 2008 war er Direktor des Zoo Frankfurt.[1] LebenVon 1950 bis 1962 absolvierte Christian Schmidt seine Schulausbildung, die Maturitätsprüfung erfolgte an der Oberrealschule Zürich. Bereits als Schüler unterstützte er ab 1959 im Zoo Zürich ehrenamtlich die Tierpfleger. Auch während seines Biologie-Studiums an der Universität Zürich in den Fächern Zoologie, Anthropologie, Botanik und – als propädeutisches Fach – Paläontologie hielt er Kontakt zum Zoo Zürich, der damals von Heini Hediger geleitet wurde. Hediger, der in Zürich zugleich eine Titularprofessor für Tierpsychologie innehatte, stellte Schmidt 1963 zunächst als wissenschaftlichen Assistenten seiner Tierpsychologischen Abteilung der Universität Zürich am Zoologischen Garten und ab 1966 als vom Zoo bezahlten wissenschaftlichen Assistenten ein. 1976 promovierte Schmidt bei Hediger mit einer Studie über das Verhalten einer Zoogruppe von Halsband-Pekaris (Tayassu tajacu). Bereits ab 1974 und bis 1994 war er am Zoo Zürich als Kurator für Vögel und Säugetiere und ab 1991 zusätzlich drei Jahre lang als stellvertretender Zoodirektor tätig. Zum 15. März 1994 wechselte er als Direktor an den Zoologischen Garten in Frankfurt am Main, den er bis zum 29. Februar 2008 leitete. Auf seiner Website würdigte ihn der Frankfurter Zoo nach seinem Abschied insbesondere für die bauliche Erneuerung und Weiterentwicklung der Tierhäuser: „Dr. Schmidt verwirklichte nach Abriss des alten Katzenhauses den Neubau des Katzendschungels, die Sanierung und Attraktivitätssteigerung der Robbenklippen durch Unterwassereinblicke, die Mähnenwolfpampa und die Planung des Borgoriwaldes für Menschenaffen. Die konzeptionelle Neugestaltung der Informationssysteme mit interaktiven Elementen wurde ebenfalls von Dr. Schmidt angeregt.“[1] Zur Vorbereitung des Neubaus der von ihm initiierten Menschenaffen-Anlage, die wenige Monate nach dem Ende seiner Amtszeit als „Borgoriwald“ eröffnet wurde, hatte er bereits 1989 drei Monate lang im Zoo von Atlanta das dortige Zoo-Management und das Verhalten der Orang-Utans erkundet. Als Ersatz veralteter Anlagen entstanden während seiner Amtszeit infolge des 1999 vom Magistrat der Stadt Frankfurt und von der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung verabschiedeten Zielplanung Zukunft Zoo weitere Neuanlagen und grundlegende Umgestaltungen für insgesamt rund 25 Millionen Euro: Streichelgehege mit Zwergziegen (1994), Helmkasuar-Waldlichtung (1999), Okapi-Gehege (2000), Eulen-Taiga (2000), Zwergotter-Außenanlage (2004), Grzimek-Camp (2004), zweites Okapigehege (2005), Nebelparder-Anlage (2005), Nashorn-Außenanlage (2006), Reitbahn (2006) und Gibbon-Haus (2007). Neben seiner Tätigkeit für die beiden Zoologischen Gärten hielt Christian Schmidt von 1980 bis 1994 Vorlesungen über Tiergartenbiologie und Artenschutz an der Universität Zürich und später – von 2001 bis 2008 – an der Universität Gießen. Seit 1969[2] führt er – inzwischen wieder unter Schirmherrschaft vom Zoo Zürich – das im gleichen Jahr von ihm bei der damaligen International Union of Directors of Zoological Gardens angeregte Zuchtbuch für Vikunjas,[3] einer südamerikanischen Art aus der Familie der Kamele, die 1985 auf Schmidts Initiative hin auch zu den ersten 19 Arten des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms gehörte. Von 1994 bis 2005 war er zudem als Nachfolger von Rosl Kirchshofer Koordinator des Erhaltungszuchtprogramms für die Westlichen Flachlandgorillas, deren Zuchtbuch am Zoo Frankfurt geführt wird.[4] Christian Schmidt lebt seit 2008 wieder, gemeinsam mit seiner Ehefrau Annemarie Schmidt-Pfister, in Küsnacht bei Zürich. Das Ehepaar engagiert sich seit vielen Jahren privat für die Zucht von Rhodesian Ridgebacks.[5] Bekannt wurden beide auch als Kinderbuch-Autoren, insbesondere durch das Buch Sirih, kleine Schwester, in dem die Aufzucht mehrerer Menschenaffen-Babys (vor allem des Orang-Utan-Kindes Sirih) in ihrer Privatwohnung geschildert wird;[6] Sirih war im Zoo Zürich von ihrer Mutter nicht angenommen, ihre Ziehmutter kurz darauf vergiftet aufgefunden worden. Christian und Annemarie Schmidt haben drei erwachsene Kinder. Fabian Schmidt, einer der beiden Söhne, ist Seniorkurator im Zoo Leipzig und insbesondere zuständig für Gondwanaland, ein 16.500 Quadratmeter großes Tropenhaus.[7] Von 1988 bis 1994 war Christian Schmidt Präsident der Freunde der Serengeti Schweiz (FSS), von 1992 bis 1994 Vorsitzender der Schweizer CITES-Kommission, und von 1996 bis 2008 Vizepräsident der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt. Seit seiner Rückkehr in die Schweiz gehört er dem Vorstand der Zoologischen Gesellschaft Zürich an. EhrungenIm September 2007 erhielt Christian Schmidt für seine Verdienste als Mitbegründer des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms und für die innovative Neuausrichtung der Zoos in Zürich und Frankfurt am Main den Award for Professional Excellence der European Association of Zoos and Aquaria verliehen.[1] 2015 wurde er zum Ehrenmitglied des Natur- und Tierparks Goldau ernannt.[8] Ferner ist er Ehrenmitglied im Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) und in der World Association of Zoos and Aquariums (WAZA). Publikationen (Auswahl)
Literatur
Weblinks
Belege
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