Charles de l’Ostange

Graf Charles de l’Ostange (auch: Karl von Lostange, eigentlich: Charles de Blancher-Pierrebuffière, comte de Lostanges; * um 1650 im Périgord noir; † 1704) war ein kurfürstlich-brandenburgischer Oberst, Chef des Kürassierregiments Nr. 6 und zuletzt Generalmajor.

Leben

Charles, Comte de Lostanges,[1] war der jüngere Bruder des Schloßbesitzers Claude de Blancher de Pierrebuffière, Marquis de Lostanges (* um 1645). Seine Eltern waren der hugenottische Adlige Théophile de Blancher de Pierrebuffière (* 1616; † 10. November 1656 in Nedde)[2] und dessen Gattin, Suzanne de Murat.[3]

Er kam nach Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 mit anderen Flüchtlingen über Frankfurt nach Brandenburg.[4] Beim Begräbnis des Kurfürsten Friedrich Wilhelm am 12. September 1688 in Berlin trug er das Banner des Fürstentums Barth.[5]

Schlachtordnung der Alliierten, Höchstädt im August 1704. Lostanges Brigade findet sich in der zweiten Linie, Division rechts, dort am linken Rand

Um 1678[6] hatte er bereits in der französischen Armee gedient. Kurfürst Friedrich III. ernannte ihn daher schon bald zum Oberst und gab ihm ein Kürassierregiment. So erschien Lostanges im Oktober und Dezember 1688 als Oberst Charles de Lostanges (bzw. Charles de Feyrac) des damals kurzfristig in niederländischen[7], dann wieder brandenburgisch-preußischen Diensten stehenden Reiterregiments des Freiherrn August Friedrich von Isselstein auf Quartierlisten[8] in ’s-Hertogenbosch, zusammen mit seinem Neffen, dem späteren Oberstleutnant des Regiments, Marquis Louis de Feyrac (1668–1724)[9]. Bei einer erneuten Einquartierung am 30. Oktober 1696 in Hertogenbosch wird Charles de Lostanges als Kommandant einer Kompanie des Regiments Brandenburg[10] aufgeführt.

Ab 1. März 1702 war er Regimentschef des vormaligen Kürassierregiments du Hamel. In der Schlacht bei Höchstädt im August 1704 führte er, in der zweiten Kavallerie-Linie unter Herzog Eberhard Louis, im Rang eines Generalmajors eine etwa 600 Reiter starke Brigade, die aus Schwadronen seines Regiments[11] und des Dragonerregiments Sonsfeld bestand.[12] Er verstarb noch im gleichen Jahr, vermutlich in dieser Schlacht oder kurz danach.

Familie

Er heiratete 1698 in Preußen Agnes Judith von Spaen (1658–1731), Tochter von Generalfeldmarschall Alexander von Spaen. Das Paar hatte Kinder, bevor er 1703 starb.

Sein Sohn Karl († 21. April 1744)[13] war 1740 Major im Regiment Alt-Waldow zu Pferd[14], wurde in der Schlacht bei Mollwitz 1741 verwundet, wurde Oberstleutnant im Kürassierregiment Nr. 12 und heiratete Maria Charlotte von Derschau (1714–1747), verwitwete von der Trenck.[15][16] Sie war auch die Mutter des Abenteurers und Schriftstellers Friedrich von der Trenck sowie Schwester des Dichters und Regierungsrates Christoph Friedrich von Derschau.

Literatur

  • Henri Tollin: Geschichte der Französischen Kolonie in Magdeburg. Band 3, Teil 1b, S. 87
  • Anton Balthasar König: Karl von Lostange. In: Biographisches Lexikon aller Helden und Militairpersonen, welche sich in Preußischen Diensten berühmt gemacht haben. Band 2. Arnold Wever, Berlin 1789, S. 433 (Karl von Lostange bei Wikisource [PDF]).
  • L. Schneider: Das sechste Cürassier-Regiment (Kaiser von Russland). 1854, S. 28.
  • Jean Pierre Erman, Pierre Christian Frédéric Reclam: Mémoires pour servir à l'histoire des réfugiés françois dans les États du roi. Band 9, Berlin 1799, S. 188, Digitalisat (französisch)
  • Pierre Meller: Armorial du Bordelais: Sénéchaussées de Bordeaux, Bazas et Libourne Tome I (Paris und Bordeaux 1906), S. 122 (Digitalisat (pdf 76,47 MB), abgerufen am 31. Januar 2022)
  • Pet Merian: Beiträge zur vaterländischen Geschichte; Historische Gesellschaft zu Basel, Dritter Band. Schweighausersche Buchhandlung (Basel 1846), S. 125–145, S. 134ff (Digitalisat)

Quellen und Hinweise

  1. siehe Pierre Meller (1906) S. 121f.
  2. ab 1655 Marquis von Lostanges, entsprang der Familie Blancher, Seigneurs de Feyrac, aus Sarlat
  3. Archives départementales de la Corrèze: Inventaire sommaire des Archives départementales antérieures à 1790, hrsg. von Vayssière und A. Hugues, Archives civiles - Sèries B,C,D,E (Supplement) Bd. 3 (Imprimerie Veive Lacroix & Louis Molles, Tulle 1889), S. 66 (Digitalisat bei books.google.de)
  4. In den sogenannten Dossiers Bleus (fr:Cabinet des titres) findet man einen N. Blancher, "comte de Lostanges" (DOSSIERS BLEUS (Online bei gallica.bnf.fr), Einsichtnahme am 27. November 2020), der als Brigadier der Kavallerie 1690 bei Mons gefallen sein soll, was wohl der Vertuschung des Übertritts zum Feind diente: Zum einen fand die Belagerung von Mons erst März 1691 statt, wobei tatsächlich Charles älterer Bruder, der Marquis Claude de Lostanges, fiel. Zum anderen gab es seinerzeit nur einen Comte de Lostanges aus der Familie Blancher de Pierrebuffière (vgl. Archives départementales de la Corrèze: Inventaire sommaire des Archives départementales antérieures à 1790, Archives civiles - Sèries B,C,D,E (Supplement) Bd. 3 (Tulle 1889), S. 66), der tatsächlich den Namen Charles trug.
  5. Karl Friedrich Pauli: Allgemeine preussische Staats-Geschichte. Band 5, 1764, S. 363.
  6. Nach Erinnerungen des Hauslehrers der Kinder seines Bruders, Jakob Bernoulli, im Schloss Nedde, der Lebensumstände, Vermögen und Mitglieder der Familie des Marquis de Lostanges genau beschrieb. vgl. Pet Merian: Beiträge zur vaterländischen Geschichte Historische Gesell. zu Basel, Dritter Band. Schweighausersche Buchhandlung (Basel 1846), S. 134ff
  7. Private Seite: Die altpreußischen Regimenter 2005, Einsichtnahme am 27. November 2020
  8. Niederländisches Stadsarchief OSA 4156(41), Einsichtnahme am 27. November 2020
  9. Oud-archief van 's-Hertogenbosch 1356-1810(1858), Az. 4156 (1685-1690) Einsichtnahme 27. November 2020
  10. Stadsarchief OSA 4158(3) Einsichtnahme 27. November 2020
  11. Private Webseite spanishsuccession.nl (Abgerufen am 8. August 2021)
  12. Higgins, David R. (September 2006): "Tactical File: The Famous Victory: Blenheim, 13 August 1704." Strategy & Tactics, Number 238; Englisches Magazin, online bei yumpu, Seite 24 (Abgerufen am 8. August 2021)
  13. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der briefadeligen Häuser. Band 5, 1911, S. 161, Digitalisat
  14. Militärwochenblatt Beihefte (Mittheilungen aus dem Archiv des königl. Kriegsministeriums): Zwei Ranglisten 1713 und 1740 (Mittler, Berlin 1891), S. 64 (Digitalisat)
  15. Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues Preussisches Adels-Lexicon. Band 5, 1839, S. 444
  16. August Wilhelm Bernhardt von Uechtritz: Diplomatische Nachrichten adelicher Familien. Band 3, 1792, S. 102.