Casanova (Miniserie)
Casanova ist eine 2005 erstausgestrahlte dreiteilige Historien-Dramedy-Miniserie von Drehbuchautor Russell T Davies. In der Hauptrolle des Giacomo Casanova waren David Tennant (Royal Shakespeare Company, Doctor Who) und Peter O’Toole (RSC, Lawrence von Arabien) zu sehen. Regie führte Sheree Folkson, die Produktion leitete die Red Production Company im Auftrag der BBC Wales und in Zusammenarbeit mit Granada Television (ITV). ÜbersichtRussell T Davies erzählt die Legende des italienischen Abenteurers Giacomo Casanova (Venedig, 18. Jhd.), basierend auf dessen eigenen zwölfteiligen Memoiren, mit dem Hauptaugenmerk auf der Liebesgeschichte zwischen Giacomo und Henriette. Ein weiterer Fokus seiner Interpretation des Stoffes liegt auf der Darstellung von Casanovas „Liebe zum weiblichen Geschlecht, das Klugheit und Schönheit vereinigt“. Im Gegensatz zu anderen Frauenhelden bekannter klassischer Legenden (Bsp. Don Juan, ital. Don Giovanni) und darauf basierenden modernen Charakteren (Bsp. Barney Stinson) gibt sich Casanova nicht aus rein egoistischer, lustgesteuerter, ja misogynistischer Motivation seinen Liebesabenteuern hin. Figuren wie Don Juan oder Barney Stinson haben Freude daran, besonders einfältige Frauen auszumachen, mit billigen Tricks zu beeindrucken und zum Sex-Objekt zu degradieren. Das Leben ist ein Spiel für diesen Figurentypus, Frauen die Spielsteine und zu seinem Vergnügen bestimmt. Casanova dagegen scheint ernsthaft fasziniert von den klugen Frauen in seiner Umgebung und gewinnt ihre Zuneigung, indem er ihnen eine Wertschätzung entgegenbringt, die sie in ihrer patriarchal geprägten Lebenswelt sonst nicht zu spüren bekommen. Er verführt sie als ausgezeichneter Zuhörer und belesener Gentleman, er objektiviert oder sexualisiert die Frauen nicht. Es bleibt ihm natürlich das Charakteristikum des archetypischen Frauenhelden, sich niemals lange in einer Beziehung aufzuhalten und stattdessen ständig auf der Jagd nach einem neuen sexuellen Abenteuer zu sein. Auf diese Weise wird er also durchaus seinem Ruf als Herzensbrecher gerecht. Auch dieses Merkmal wird allerdings durch die Darstellung seiner stetig wachsenden Liebe zu und lebenslangen Suche nach Henriette in gewisser Hinsicht relativiert. HintergrundDie geschäftsführende Produzentin (Exec. Producer) Julie Gardner beauftragte Davies mit dem Stoff noch während ihrer Anstellung bei London Weekend Television (gehört zum Ko-Produzenten ITV Granada Television). 2003 stieg sie jedoch zur Chefredakteurin, dem Head of Drama, der BBC Cymru/Wales auf und vergab den Auftrag erneut an Davies, diesmal aus BBC-Mitteln. Mit demselben Vertrag machte Gardner Davies außerdem zum Verantwortlichen für die überarbeitete Fortführung der 1989 unterbrochenen Kultserie Doctor Who. Davies konnte die Serie als Showrunner (leitender Autor und Exec. Producer) zu neuen Höhen führen und arbeitete weitere fünf Jahre mit Julie Gardner an vier Staffeln, bevor beide den Stab an Steven Moffat und ein neues Produzententeam weiterreichten. In beide Projekte involviert war außerdem der Filmkomponist Murray Gold, mit dem Davies seit 1999 (Queer as Folk) regelmäßig zusammenarbeitet. Die Besetzung der Hauptrolle erwies sich Davies zufolge als schwierig, doch David Tennant, der bis 2004/2005 hauptsächlich als Mitglied der Royal Shakespeare Company und anderer Theatertruppen Bekanntheit erlangt hatte und verhältnismäßig wenig Filmerfahrung aufwies, überraschte Gardner und Davies bei den Castings und erhielt die Rolle des Casanova umgehend. Der gebürtige Schotte spricht als Casanova mit einem standard-englischen Akzent – gleiches gilt für den Iren Peter O’Toole. Wenige Monate nach der Ausstrahlung übernahm Tennant auch die Hauptrolle in Russell T Davies’ Doctor Who von seinem Vorgänger Christopher Eccleston; Charaktereigenschaften und Sprechweise seines Doktors basieren in Teilen auf seiner Darstellung des jungen Casanova, so auch die Wahl des Akzentes. Für die Science-Fiction-Serie finden aufgrund des hohen Medieninteresses keine öffentlichen Castings statt, einzelne Darsteller werden stets unter strengster Geheimhaltung direkt von der BBC angesprochen. Davies bestätigte, Tennants überzeugende Darstellung des jungen Casanova sei der Grund für die Rollenvergabe des Doktors in Doctor Who gewesen. Tennant verließ die Serie erst 2010 gemeinsam mit Gardner und Davies. Die erste Ausstrahlung erfolgte ab dem 13. März 2005 auf dem Digitalsender BBC Three, in Folge guter Einschaltquoten wurde die Ausstrahlung bereits am 4. April auf BBC One, dem analogen Hauptsender der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt, wiederholt. Im Mai 2005 erschien der Dreiteiler im Vereinigten Königreich (Regionalcode 2) auf DVD.[1] Diese Fassung ist auch im deutschsprachigen Raum abspielbar. In den USA (R-1) und Australien (R-4) wurde die Miniserie 2006 als Zweiteiler ausgestrahlt. Die ungekürzte britische Fassung erschien dort in der Folgewoche, am 17. Oktober 2006, auf DVD.[2] Handlung
Besetzung
Die Comedians Matt Lucas, Mark Heap, Simon Day und Matthew Holness haben je einen Cameo-Auftritt in der Miniserie. Rezeption und AuszeichnungenDer Dreiteiler fand sowohl bei Kritikern als auch bei Zuschauern Anklang. Von der Royal Television Society (RTS) wurde er 2005 zweifach ausgezeichnet, für die beste Kameraführung/Beleuchtung/Kameraregie und die beste Kostümierung. 2006 erhielt er drei BAFTA-Nominierungen für die beste Musik, die beste Maske und den besten Filmschnitt, sowie jeweils eine für den Broadcasting Press Guild Award (Bester Schauspieler: David Tennant) und den Satellite Award (Beste Miniserie).[3] Aus 4.115 Zuschauerangaben schloss die Internet Movie Database (IMDb) eine mittlere Bewertung von 8,0/10 Sternen. Genau ein Drittel der Zuschauer vergab sämtliche zehn, nur 6,2 % fünf oder weniger Sterne. Die Bewertungen waren über alle Altersstufen hinweg konstant, Frauen bewerteten die Miniserie altersunabhängig im Schnitt um etwa 0,4 Sterne mehr als Männer.[4] Bei der Einzelbewertung der drei Episoden zeigte sich kein Unterschied zwischen den Teilen der Miniserie, von maximal zehn Sternen erhielt Teil 1 in 63 Bewertungen durchschnittlich 8,9 Sterne, Teil 2 in 53 Bewertungen 8,8 und Teil 3 abermals 8,9 Sterne in 56 Wertungen.[5] Metacritic schloss aus den Rezensionen von sieben Kritikern einen sogenannten MetaScore von 67 %, aus 14 Zuschauerwertungen ergab sich dagegen ein MetaScore von 82 %.[6] Weblinks
Einzelnachweise
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