Carl Renninger

Carl Renninger um 1910

Carl Renninger (* 18. August 1881 in Mainz; † 28. August 1951 in München) war ein deutscher Fabrikant und von 1933 bis 1945 nationalsozialistischer Oberbürgermeister von Mannheim.

Leben

Renninger besuchte zunächst die Realschule in Mainz, woran er eine Lehre bei der Allgemeine Elsässische Bankgesellschaft in Mainz anschloss. Nach der Ausbildung hielt er sich zu Sprachstudien für zwei Jahre in Frankreich, England, Spanien und Italien auf. 1902 besuchte er die Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften in Frankfurt am Main und war danach kurz berufstätig bei der Deutschen Bank in Berlin.

1905 zog er nach Mannheim und gründete mit Geld aus dem väterlichen Erbe eine Eisen- und Blechwarenfabrik. Im Ersten Weltkrieg gehörte er dem Fußartillerieregiment Straßburg und dem Kraftfahrbataillon Mannheim an. 1925 stellte er seine Fabrik auf die Herstellung von Blei- und Zinkfarben um. Ende der 1920er Jahre geriet sie in wirtschaftliche Schwierigkeiten.[1]

Seit 1930 Mitglied der NSDAP, wurde Renninger 1933 zum Oberbürgermeister von Mannheim ernannt, nachdem Hermann Heimerich in Haft genommen worden war. Kurz vor der Einnahme Mannheims durch die US-Armee 1945 setzte er sich mit der Spitze der Stadtverwaltung nach Schloss Babstadt ab, wo er am 3. April in Haft genommen wurde. Im Spruchkammerverfahren wurde er als Hauptschuldiger angeklagt.[2] Verurteilt wurde er 1948 als Belasteter zu 10.000 RM Geldstrafe und zwei Jahren Arbeitslager, die durch die Untersuchungshaft als abgesessen galten.[3] Nicht nur der Architekt und Oberbaudirektor Josef Zizler, sondern auch Carl Renninger, beanspruchte den Erfolg des Bunkerbaus in Mannheim für sich.[4]

Renninger war seit 1906 mit Amalie „Addie“ Pauline Stumpf (1883–1965) verheiratet, der Tochter des Sozialisten und Revolutionärs Paul Stumpf, und hatte sieben Kinder.[5] Der Neurowissenschaftler Christoph von der Malsburg ist sein Enkel.

Politische Rolle

Die politische Rolle Renningers ist noch weitgehend unerforscht. Jacob Toury bezeichnet ihn als „konsequent nazi-antisemitisch“ und nennt ihn einen besonderen Scharfmacher.[6] Dazu würde passen, dass der Mannheimer Stadtrat 1935 von der jüdischen Gemeinde verlangte, einen Friedhof zu schließen, weil es in dem in Frage stehenden Stadtteil einen „Mangel an freien Plätzen“ gebe. Der sich weigernden jüdischen Gemeinde drohte Renninger, bei weiterer Weigerung „werde man einmal in Berlin die Frage aufrollen müssen, ob man nicht die alten Judenfriedhöfe in Deutschland ganz verschwinden lassen soll.“[7]

Ehrenämter

Werke

  • Wirtschaft und Gemeinde. In: Jahrbuch für Kommunalwissenschaft, Stuttgart, 5. Jahrg., 1938, Heft 2, S. 239–262.

Literatur

  • Alexander Knipsis: Carl Renninger: Mannheims nationalsozialistischer Oberbürgermeister. In: Mannheimer Geschichtsblätter 20/2010. Heidelberg 2010, ISBN 978-3-89735-671-9.
  • Degeners Wer ist’s?, X. Ausgabe, Berlin 1935, S. 1289.
  • Das Deutsche Führerlexikon 1934/1935, Berlin 1934, S. 379 f.
  • Oberbürgermeister Renninger 60 Jahre, in: Mannheimer Generalanzeiger vom 18. August 1941.
  • Erich Stockhorst, Fünftausend Köpfe – Wer war wer im Dritten Reich, Velbert 1967, S. 342.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Carl Renninger in: Internationales Biographisches Archiv 00/1934 vom 1. Januar 1934, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  2. Staatsarchiv Ludwigsburg, Signatur: EL 902/19 Bü 4533 (Verfahrensakten der Spruchkammer Öhringen; mit dem Vornamen Karl statt Carl)
  3. Sebastian Parzer: „Mannheim soll nicht nur als Stadt der Arbeit neu erstehen…“ – Die zweite Amtszeit des Mannheimer Oberbürgermeisters Hermann Heimerich (1949–1955). (= Mannheimer historische Schriften; 1). Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2008, ISBN 978-3-89735-545-3, S. 44 (zugl. Dissertation, Universität Mannheim 2007/2008).
  4. Der NS-Oberbürgermeister und die Bunker: Carl Renninger | Marchivum. Abgerufen am 9. November 2021 (deutsch).
  5. Zu seiner Familie vgl. Jürgen Herrlein: Renninger, in: Deutsches Geschlechterbuch, Band 211, Limburg/Lahn 2000, S. 607 ff.
  6. Jacob Toury, Jüdische Textilunternehmer in Baden-Württemberg 1683-1938 (= Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts, Bd. 42), Tübingen 1984, S. 234, Fußnote 17 unter Hinweis auf Hans-Joachim Fliedner, Die Judenverfolgung in Mannheim, Bd. I, Stuttgart 1971, S. 175.
  7. Auszug aus dem Stadtratsprotokoll vom 23. Oktober 1935, zitiert in: Hans-Joachim Fliedner, Die Judenverfolgung in Mannheim 1933-1945, Bd. II: Dokumente, Stuttgart 1971, Nr. 136, S. 230 sowie bei Andreas Wirsching, Jüdische Friedhöfe in Deutschland 1933-1957, Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 2002, Heft 1, S. 7. (PDF; 7,5 MB)