Der an der Universität zu Köln ausgebildete Diplomkaufmann war bestimmt, die in Halle und in Hamburg ansässige und international tätige Industrietextilfirma Steckner zu übernehmen. Seine künstlerischen Interessen ließen ihn zum Schüler u. a. von Charles Crodel an der Burg Giebichenstein und Assistenten an der Berliner Bauakademie werden. Er schuf Wand- und Glasmalereien (u. a. St. Martin in Muffendorf und St. Bonifatius in Fulda-Horas), fotografierte für seine Veröffentlichungen und illustrierte Bücher (u. a. Herbert Hoffmann/Vera v. Claer: Antiker Gold- und Silberschmuck (1986)); sein Tätigkeitsschwerpunkt lag in der Erforschung der Geschichte des Ortenaukreises bzw. des Hanauerlandes in seinem Straßburger Kontext. Dazu übersetzte er 1979 Gallien. Leben und Kultur in römischer Zeit von Paul-Marie Duval für Reclam, übersetzte archäologische, historische und volkskundliche Museumskataloge von Straßburg und Weissenburg, veröffentlichte kulturgeschichtliche Buchbeiträge sowie Aufsätze u. a. in der Zeitschrift Die Ortenau. Er wirkte in der Bodendenkmalpflege mit,[1] engagierte sich in den Museen Straßburgs und beim Aufbau des Museums Breisach und des Stadtmuseums der von ihm erforschten FestungsstadtKehl, die Festung Kehl.
Am 20. Oktober 1996 ernannte ihn der Historische Verein für Mittelbaden in Würdigung seiner Verdienste um die Geschichte der Ortenau und um den Gesamtverein zum Ehrenmitglied. Dementsprechend ist Steckner 2010 in der Vereins-Festschrift gewürdigt.[2] Der 2004 erschienene archäologische Stadtkataster Kehl ist ihm gewidmet.[3] Sein Forschungsnachlass liegt im Stadtarchiv Kehl.
Stadtbild Kehl
Ein Hauptanliegen Steckners war seit den 1970er Jahren der Erhalt des Stadtbildes von Kehl. Der festungs- und stadtgeschichtliche Nachlass Carl Helmut Steckner bildet einen Grundstock des Kehler Stadtarchivs[4]:
Seit 1771 hatte der Markgraf von Baden (1728–1811) die Entfestigung des geerbten Gebietes der Festung Kehl angestrebt, 1773/1774 die Stadt Kehl gegründet und seit 1780 durch Verpachtung der Festung an die Pariser „Société littéraire typographique“ in Verbindung mit Pierre Augustin Caron de Beaumarchais (1732–1799) auch hier die Entfestigung durchgesetzt. Seitdem war Kehl die Bücherfabrik der europäischen und badischen Aufklärung.
1815 vollendete Friedrich Weinbrenner (1766–1826) die Entfestigung und gab der Stadt bauliche Regeln, die im Laufe der Zeit das Stadtbild formten, wie es Steckner 1979 zur Erläuterung des „Rahmenplan Stadtkern Kehl“ dargestellt hat.[5]
Der im Januar 1977 von der Stadt Kehl vorgelegte Rahmenplan hatte nach dem Maßnahmenplan 1:1000 den Erhalt des darin ausgewiesenen Stadtbildes zum Ziel, sah ferner ein Farbleitbild vor und eine Gestaltungssatzung. Auf dieser Grundlage schützt die 2004 verabschiedete Gestaltungssatzung in der Fassung von 2020 das Stadtbild von Kehl:[6]
Cornelius Steckner: Straßburg und Kehl | Goethe und Beaumarchais. Kehl 1771–2021. 250 Jahre Baden (Kehl I), Köln 2021
Carl Helmut Steckner – Cornelius Steckner: „Rathausplatz und Stadtbild Kehl“ (Kehl II), Köln 2021
Familie Steckner
Die Steckners waren eine in Mücheln (Steckner-Haus von 1750[7]), Leipzig (Steckner-Passage Petersstraße/Thomasgasse)[8] und in Halle (Saale) ansässige Kaufmanns- und Bankiersfamilie.[9] (Bankgebäude der Deutschen Bank am Markt, früher Reinhold Steckner)[10] Der Kaufmannsfamilie gehörte „Steckners Weinberg“, heute Steinmeister-Weinberg bei Naumburg (Saale).[11] Auch „Steckner's Berg“ bei Merseburg erinnert an die Familie.[12]
An Stiftungen der Familie haben sich Gemälde[13] (zudem von Carl Helmut Steckner bewahrte kunstgeschichtlich bedeutsame Architekturteile aus der Stadt Halle) in der Moritzburg (Halle) und im Stadtmuseum Halle erhalten.[14] Zu den Familienstiftungen gehört auch der Stecknerweg.[15]
Bauten
Weddy-Poenicke & Steckner AG. Halle, Leipziger Str. 6[16]
Ehemalige Textilfabrik Steckner, Halle, Viehhofstraße 2
Wohn- und Kontorhaus Steckner mit Café Bauer, Halle, Große Steinstraße 58
Villa Steckner, Halle, Neuwerk 7, seit 1975 Fachbereich Design und Verwaltung der Kunsthochschule Burg Giebichenstein
Bankhaus Steckner am Markt in Halle
Steckner-Passage in Leipzig (zerstört)
Steckners Weinberg, Weinberg des Kaufmanns Richard Steckner (1853–1912) bei Naumburg, Lage Steinmeister; Weinberghaus aus dem 18. Jahrhundert mit Anbauten nach 1895[17]
Erbbegräbnis Richard Steckner, Stadtgottesacker Halle
Literatur
Gallien: Leben und Kultur in römischer Zeit. Text von Paul-Marie Duval. Aus d. Franz. übers. von Carl Helmut Steckner. Stuttgart: Reclam, 1979, ISBN 3-15-010288-X.
Carl Helmut Steckner: Die Kehler Festung von 1781. Ein Beitrag zu Vaubaun's Befestigungstechnik. In: Die Ortenau, 59, 1979, S. 256–261.
Carl Helmut Steckner: Die Festung Kehl. und Das Schloß Willstätt. In: Burgen und Schlösser in Mittelbaden. Sonderband Die Ortenau, 1984, S. 260–271 und 278–286.
Das Archäologische Museum von Strassburg. Text von Bernadette Schnitzler und Malou Schneider. Übertr. von Carl Helmut Steckner. Musées de Strasbourg, Strasbourg 1985.
Das Elsässische Museum in Strassburg. Text von Georges Klein. Übertr. von Carl Helmut Steckner. Musées de Strasbourg, Strasbourg 1986.
Strassburg, Colmar, Elsass: Sonderteil: D. Kathedralbaukunst d. Gotik von Carl Helmut Steckner u. a. HB-Verlags- und Vertriebs-Ges., Hamburg 1986 (HB-Kunstführer 20).
Angelika Sadlau, Helmut Schneider, Carl Helmut Steckner: Die Lange Bruck: 600 Jahre Wege zum Nachbarn, Kehl 1989, Einführungstext S. 11–37.
Carl-Helmut Steckner: Breisach, in: Hans-Rudolf Neumann (Hrsg.), Historische Festungen im Südwesten der Bundesrepublik Deutschland; Stuttgart 1995, S. 7–16.
Carl-Helmut Steckner: Festungen in Vorderösterreich, in: Vorderösterreich – nur die Schwanzfeder des Kaiseradlers – Die Habsburger im deutschen Südwesten; Stuttgart 1999, S. 373–383.
Bertram Jenisch unter Mitarbeit von Valerie Schoenenberg, Carl Helmut Steckner und Rolf Jogerst: Kehl. Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg, Bd. 25, Esslingen 2004, ISBN 3-927714-72-0.
↑Wolfgang M. Gall (Hrsg.): Frestschrift - 100 Jahre Verein für Mittelbaden e.V.: 1910–2010, Offenburg 2010, S. 72, 75, 83, 84, 86, 91, 194, 314.
↑Bertram Jenisch unter Mitarbeit von Valerie Schoenenberg, Carl Helmut Steckner und Rolf Jogerst: Kehl. Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg, Bd. 25, Esslingen 2004, ISBN 3-927714-72-0.
↑Stadtarchiv Kehl: Findbuch B 13 - Nachlass Carl Helmut Steckner, Kehl 2021
↑Carl Helmut Steckner: Das Kehler Stadtbild - statt einer Baugeschichte, in: Franz Friedrich Brost (Hrsg.): Kehl, Kehl 1979, S. 99–122.
↑Paul Mebes, um 1800. Architektur und Handwerk im letzten Jahrhundert ihrer traditionellen Entwicklung, Bruckmann: 1908, Abb. 16 Archivierte Kopie (Memento vom 18. März 2012 im Internet Archive)