Carl Desiderius de Royer auch Royer und Royer de Nommcy (* um 1650 in Saarbockenheim (heute Sarre-Union); † 25. März1707 in Ladenburg) war ein katholischer Priester, geistlicher Schriftsteller bzw. Dichter in den Bistümern Metz und Worms; außerdem königlich französischer Visitator und Reorganisator des katholischen Kultes im Fürstentum Pfalz-Zweibrücken.
Carl Desiderius de Royer entstammte einer lothringischen Adelsfamilie.[1] Auf die Frage nach seiner Herkunft antwortete er:
„Ob ich Deutscher bin, fragst du? Nein. Franzose? Auch das nicht. Und Lothringer? Am wenigsten. Lothringisch-Französisch-Deutsch. Das bin ich.“[2]
Er wurde im elsässischen Hagenau am Jesuitenkolleg ausgebildet, empfing dort 1669 die Dichterkrone, studierte an der Akademie in Pont-à-Mousson und promovierte hier zum Doktor beider Rechte. Er erhielt die Priesterweihe und kam zur Zeit der Reunion (1680–1697) in das von der französischen Armee besetzte Fürstentum Pfalz-Zweibrücken. In dieser Gegend lebte durch den politischen Anschluss an das Königreich Frankreich auch die fast völlig untergegangene katholische Religion wieder auf und Royer wurde königlicher Visitator der katholischen Gemeinden in den besetzten Gebieten.[3]
Zunächst wirkte Carl Desiderius de Royer 1686 als Pfarrer von Hornbach, dann von 1687 bis 1692 in Zweibrücken[4] und von 1692 bis 1697 in Homburg (Saar). Während seiner Zweibrücker Amtszeit nahm er auf eigene Rechnung die Papierproduktion und den Druck in der herzoglichen Druckerei wieder auf, veräußerte den Betrieb aber später wieder. Anfangs war die dortige Alexanderskirche durch die Kriegsereignisse 1676/1677 weitgehend zerstört und de Royer musste die katholischen Gottesdienste in einem Privathaus feiern. Endlich wurde die Kirche renoviert und dort ein Simultaneum eingerichtet. Nach Abschluss der Arbeiten ließ der Priester einen von ihm gedichteten Vers in die Außenmauer einhauen, der lautete: „Tausend sechs hundert und siebenzig sieben, von dieser Kirch ist wenig blieben, indem durch Krieg sie ganz verstört, die Stadt auch wurd durchs Feuer verzehrt. Tausend, sechshundert, achtzig neun wurd sie wieder erbauet fein.“[5]
De Royer war in Hornbach wie in Zweibrücken der erste katholische Seelsorger nach der Reformationszeit und er betätigte sich eifrig am Wiederaufbau des katholischen Lebens in der Region. In diesem Zusammenhang wirkte er auch als religiöser Schriftsteller. 1689 schrieb er das katechetische Buch Catholische Glaubens-Burg, für die Wallfahrt zur Kreuzkapelle in Blieskastel verfasste er 1692 ein Pilgerbüchlein mit dem Titel Die glorreiche Erhöhung des Heiligen Kreuzes.[6]
1696 hatte Royer ein Haus bei der alten Kirche von Meisenbach (heute Ruine, zu Thaleischweiler-Fröschen gehörig) gekauft, um die dortigen Cyriakus-Wallfahrten wieder zu beleben. Er setzte einen Pater ein, der vor Ort wohnte und die Kirche betreute. Hierüber kam es mit dem zuständigen Bischof von Metz zu Streitigkeiten und er entließ Royer als Pfarrer von Homburg.[7]
Der Geistliche wechselte ins Bistum Worms. Am 7. Januar 1699 taufte er noch im westpfälzischen Rodalben, als der Diözese Metz angehörender Dechant von Zweibrücken, vertretungsweise ein Kind.[8] Am 26. Mai des Jahres ernannte ihn der Bischof von Worms bereits zum Pfarrer von St. Gallus in Ladenburg. Über seine dortige Tätigkeit heißt es in dem Werk Politische und Kirchen-Geschichte von Ladenburg und der Neckarpfalz:
„Dieser erste Weltgeistliche nach Vertreibung der Kapuziner spielte in der kritischen Lage, worin sich damals die katholische Geistlichkeit befand, eine Rolle, die seinen Namen auf immer der Vergessenheit entreißen muß. Seine Pastoralklugheit war vortrefflich und ganz dem Geiste der Religion angemessen. Er wagte Alles zum Flor derselben ohne dabei eine andere Religionspartei feindlich zu behandeln. Er war äußerst darauf bedacht den Katholiken ihre alte Vorzüge zu verschaffen ohne denen nachtheilig zu werden, die sich zu andern Confessionen bekannten. Die Lutheraner erhielten freie Religionsübung unter ihm und die Reformirten zollen ihm dazu ihre Zufriedenheit, daß unter den aufgehäuften Stößen von Religionsbeschwerden, welche der Kirchenrath zu Heidelberg gesammelt hat, nicht eine Silbe gegen Royer vorkömmt.“[9]
Zum 16. Heiligen Jahr, 1700, verfasste Royer das Buch Christ-Catholisches Tractätlein von dem Ablas und Jubilæo, 1702 publizierte er den Christkatholischen Wormssischen Catechismus, 1707 das umfangreiche Werk Florilegium oratorium.
Infolge „zerrütteter Gesundheit“ kehrte Carl Desiderius de Royer am 31. Oktober 1705 nach Ladenburg zurück, wo er 1707 starb. Er wurde in der St. Galluskirche beigesetzt; dort hat sich sein Epitaph erhalten.
Er publizierte zahlreiche Schriften in lateinischer, deutscher und französischer Sprache und gab daneben 1701 die gesammelten Werke des Kirchenlehrers und Patriarchen von Konstantinopel Johannes Chrysostomos griechisch-lateinisch heraus. Persönliche Angaben enthält das 1690 in Paris publizierte Epigrammwerk Musae juveniles. Dort ist er im Titelkupfer von Johann Adam Seupel mit Dichterlorbeer abgebildet, wobei der linke Engel am Portraitmedaillon eine Bibel und ein Birett hält, als Hinweis auf seinen Priesterstand. Manche der Epigramme betreffen das Zeitgeschehen, etwa die Zerstörung der Stadt Speyer 1689.
Schriften
Die Vorrede zu den Musae juveniles (zweite, vermehrte Ausgabe, Paris 1690, S. 6f.) zählt zwölf vor 1690 erschienene Schriften einzeln auf und weitere zehn druckreife. Weiter erschienen:
Die glorreiche Erhöhung des Heiligen Kreuzes. 1692
Tu en agiois patros ēmōn Iōannu Chrysostomu, Archiepiskopu Konstantinupoleōs, apanta ta euriskomena: = Sancti Patris Nostri Ioannis Chrysostomi Archiepiscopi Constantinopolitani Opera omnia. Mainz 1701. Neudruck Antwerpen 1723
Christian Theophil Schuch: Politische und Kirchen-Geschichte von Ladenburg und der Neckarpfalz. Heidelberg 1843, S. 143–144
Friedrich Butters: Royer: der erste kathol. Pfarrer nach der Reformation in Zweibrücken. In: Pfälzisches Memorabile, 10.1882, S. 30–68
Joseph Levy: Geschichte der Stadt Saarunion seit ihrer Entstehung bis zur Gegenwart. Vorbruck-Schirmeck 1898, S. 124, S. 323, S. 326
Pierre Paulin: Karl Desiderius Royer, ein lothringischer Verskünstler. In: Jahrbuch der Gesellschaft für lothringische Geschichte und Altertumskunde, Jg. 16, Metz 1904, S. 238–250. Komplettansicht
Albert Becker: Karl Desiderius Royers Epigramme auf Speyer. In: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, Band 36, 1916, S. 177–184
Gert Buchheit: Karl Desiderius Royer: Pfarrer von Hornbach, Zweibrücken und Homburg. In: Pfälzer Tagblatt, 23. Juli 1931
↑zur Abstammung, books.google.de. Im Titel und nochmals auf S. 9 seiner Schrift von 1690 nennt er sich Herr von Barvilla und Kirberga. Wie der Stammort (Paulin 1904, S. 239 identifiziert diesen als „Nomecey südlich von Nancy“; dort findet sich nur Nomexy) sind Barvilla und Kirberga in der Literatur unzureichend identifiziert.
↑Carl Desiderius Royer: Musae juveniles. Paris 1690, Seite 10