Carl Bernhard von Ibell (* 8. Juli1847 in Ems; † 22. November1924 in Wiesbaden) war ein deutscher Rechtsanwalt und Notar. Von 1883 bis 1913 war er Oberbürgermeister von Wiesbaden.
Ibell stammte aus preußischem Adel und wurde 1847 als Sohn des Landgräflich Hessen-Homburgischen Medizinalrats und Badearztes in Bad Ems Rudolf von Ibell und seiner Frau Berta, geb. Guticke aus Halle (Saale) geboren. Sein Großvater war der Nassauische Reformer Carl Friedrich Emil von Ibell.
Am 1. August 1883 wurde er Erster Bürgermeister von Wiesbaden, durch Allerhöchsten (Kaiserlichen) Erlass vom 10. Juli 1886 mit dem Titel Oberbürgermeister.
Ibell wurde zum Ehrenbürger der Stadt Wiesbaden ernannt[2] und, auf eigenen Antrag, wurde er zum 1. April 1913 in den Ruhestand versetzt. In seiner Amtszeit stieg die Einwohnerzahl der Stadt – ohne Eingemeindungen – von 53.000 (1886) auf 109.000 (1913). Wichtige Infrastrukturprojekte seiner Amtszeit waren die Fertigstellung des Schlacht- und Viehhofs (1884, 1897–1900 erweitert), die neuen Gasanstalten (1895/98), das von der Stadt errichtete Königliche Theater (1893/94), das Elektrizitätswerk (1897/98) und die Erweiterung des städtischen Krankenhauses (1904–1907). So erhielt die Stadt Wiesbaden eine moderne Infrastruktur mit Wasserversorgung, Kanalisation und Beleuchtung.[3] Als Vorbildlich galten die Anstellung von Schulärzten und Schulzahnärzten, die Einführung des landwirtschaftlichen Unterrichts in den Volksschulen und die Einrichtung einer Säuglings-Milchanstalt.
Ibell war Mitglied des Provinzialrats der preußischen Provinz Hessen-Nassau, Vorsitzender des Landesausschusses des Bezirksverbandes des Regierungsbezirks Wiesbaden und in seiner Funktion als Oberbürgermeister Mitglied des Preußischen Herrenhauses.
Die Stadt Wiesbaden stiftete ein Ehrengrab auf dem Nordfriedhof, das sie noch heute unterhält und pflegt.
Familie
1879 heiratete Ibell Clara Versmann, eine Tochter des Ersten Bürgermeisters von Hamburg Johannes Versmann.
Ehrungen
Ehrenbürger von Wiesbaden
Nach Ibell ist ein beliebter Waldweg in Wiesbaden benannt.
200 Semester Münchener Franken. [München] 1936, S. 217–219 (Nr. 379)
Thomas Klein: Leitende Beamte der allgemeinen Verwaltung in der preußischen Provinz Hessen-Nassau und in Waldeck 1867 bis 1945 (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte. Bd. 70), Hessische Historische Kommission Darmstadt, Historische Kommission für Hessen, Darmstadt/Marburg 1988, ISBN 3-88443-159-5, S. 147.
Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 197.
Nassauische Parlamentarier. Teil 2: Barbara Burkardt, Manfred Pult: Der Kommunallandtag des Regierungsbezirks Wiesbaden 1868–1933 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau. Bd. 71 = Vorgeschichte und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen. Bd. 17). Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 2003, ISBN 3-930221-11-X, Nr. 173.