Die Canon de 80 modèle 1877 de Bange war eine Kanone der französischen Artillerie des 19. Jahrhunderts. Das Rohr war aus Stahl mit Zügen und Feldern und einem Verschluss vom System de Bange ausgestattet.[1] Als Geschütz mittleren Kalibers war sie zum Einsatz gegen nur leicht oder ungeschützte Objekte und gegen menschliche Ziele vorgesehen.
Es existierten Ausführungen als Feldgeschütz auf Kastenholm-Feldgeschützlafette, Belagerungs/Festungsgeschütze auf eiserner Rahmenlafette mit externer, hydraulischer Rücklaufbremse, sowie Gebirgsgeschütze auf einer verkleinerten Feldgeschützlafette und einer verlängerbaren Gebirgslafette.
Verwendung fanden die Kanonen in den Kolonialkriegen und hauptsächlich noch im Ersten Weltkrieg, da der enorme Bedarf an Geschützmaterial dazu zwang, auch dieses relativ alte Muster verstärkt zu nutzen und an allen Fronten einzusetzen.[2]
Bei Kriegsbeginn 1914 waren noch 778 Stück (davon 78 Gebirgsgeschütze) im Bestand. Feld, Festungs- und Belagerungsgeschütze wurden der Fußartillerie zugewiesen. Bei der Feldartillerie waren die Feldgeschütze bereits in den Jahren 1900 bis 1906 durch die Nachfolgemodell Canon de 75 mm modèle 1897, bei der Gebirgsartillerie durch die Canon de montagne de 65mm modèle 1906 ersetzt worden.
Es wurde keine Patronenmunition verwendet, d. h. Granate und die Treibladung in Pulversäckchen wurden getrennt geladen.
Die Kanone hatte als erste einen gasdichten Schraubenverschluss, ein System das bis heute verwendet wird. Der Verschluss erlaubte einen ungleich besseren Einsatz als es bis dahin möglich gewesen war. Die bisherigen Systeme krankten daran, dass aus dem Verschluss Gase und Flammen austraten, was nicht nur die Kanoniere gefährdete, sondern auch zu einem unbefriedigenden Leistungsverlust führte. Durch den fehlenden Rohrrücklauf und das dadurch notwendige neue Einrichten nach jedem Schuss war jedoch ein wirksames Schnellfeuer nicht möglich. Dieses Manko konnte erst mit der Einführung der Canon de 75 mle 1897 behoben werden.
Feld- und Gebirgsgeschütze waren mit den üblichen Holzrädern mit Eisenreifen ausgestattet. Für die Festungsgeschütze standen die Räder “mle 95” und solche vom System “Arbel” zur Verfügung.
Die Räder “mle 95” waren einfacher in der Herstellung, da sie nur aus der Nabe, einem Eisenreifen und Speichen aus Flacheisen bestanden. Die qualitativ hochwertigeren Räder “Arbel” waren aus einem Stück Gusseisen, auf den äußeren Ring war eine Lage Holz aufgefüttert und diese nochmals mit einem Eisenreifen umgeben. Die bessere Qualität musste mit einem um 108 kg höheren Gewicht erkauft werden.
Notwendige Deckenhöhe beim Einsatz in einer Kasematte: 1,85 m (Feldgeschütz), 2,70 m (Festungs/Belagerungsgeschütz)
Kosten pro Stück: (nur Rohr mit Verschluss) etwa 1800 Goldfranc
Gebirgsgeschütz
Die Canon de 80 de montagne mle 1877 war die Ausführung des “Modells Canon de Bange de 80” und war als Gebirgsgeschütz konzipiert. Es existierten zwei unterschiedliche Lafette, eine einteilige und eine verkürzte zweiteilige, die mit einer Verlängerung versehen werden konnte.
Gebirgsgeschütze
80-mm-Gebirgsgeschütz System de Bangne mit einteiliger Lafette. Man kann deutlich die geteilte Munition erkennen.
Canon de Bange de 80 mm auf Gebirgslafette im Militärmuseum in Budapest.
Technische Angaben Gebirgsgeschütz
Militärische Bezeichnung: Canon de 80 de montagne modèle 1877
Hersteller: Manufactures de Puteaux
Gewichte:
Gewicht Rohr: 105 kg
Gesamtgewicht: 270 kg
Gesamtgewicht mit Lafettenverlängerung: 317 kg
Kaliber: 80 mm
Kaliberlänge: L/15
Rohrlänge: 1,2 m
Munitionszufuhr: manuell
Maximale Schussweite:
mit Lafettenverlängerung 3635 m
ohne Lafettenverlängerung 4251 m (wegen der dadurch möglichen größeren Rohrerhöhung)
Kadenz: 1,5 bis 2 Schuss/min
Feuerarten: Einzelfeuer
Zündung: Reibungszündung
Mündungsgeschwindigkeit_V0: 257 m/s
Richtbereiche:
Höhenrichtbereich mit Lafettenverlängerung: −12° bis +23°
Höhenrichtbereich ohne Lafettenverlängerung: −2° bis +33°
Seitenrichtbereich: 0°
Züge: 24
Drall: 7° rechtsdrehend
Ladeprinzip: Hinterlader mit Drehkurbelverschluss System Bange