Der Borgerforeningen wurde im 19. Jahrhundert unter dem deutschen Namen „Bürgerverein“ in Flensburg gegründet.[1] Heute ist der Borgerforeningen durch sein in der Flensburger Innenstadt liegendes Restaurant und den Hof gleichen Namens bekannt. Der Verein selber versteht sich als offener dänischer Verein.[2]
Am 12. Mai 1835 wurde das Borgerforeningen unter dem Namen „Bürgerverein“ als Geselligkeitsverein gegründet.[3][1] 1844 erwarb der Bürgerverein das Grundstück Holm 17 und baute das heute noch bestehende Quergebäude,[4] zu dem auch ein Festsaal gehört. Der zunächst schleswig-holsteinische und liberale Verein wandte sich im Zuge des Nationalitätenstreites der dänischen Seite zu. In Folge wurde auch der Name zu Borgerforeningen geändert.[3] In den Jahren 1846 und 1847 hatte der Verein den dänischen König Christian VIII. zu Gast.[4] Ab 1857 besuchte König Friedrich VII. von Dänemark regelmäßig die Vereinsfeste. Der Verein organisierte damals auch die Einweihungsfeier des Idstedt-Löwen am 25. Juli 1862 auf dem Alten Friedhof,[3] bei der der König jedoch nicht erschien.
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Restaurant Borgerforeningen eine Anlaufstelle für Flüchtlinge. Sein Pächter Hanni Matthiesen beteiligte sich ab 1944 am Widerstand in Flensburg, der mit dem dänischen Widerstand kooperierte und Flüchtlingen und Deserteuren über die Grenze half. Außerdem verschaffte man dem dänischen Widerstand Waffen, die aus Lokalen von Polizisten und Marineangehörigen entwendet wurden. Der Pächter versteckte die Waffen danach vorübergehend in der Kegelbahn des Borgerforeningen. Danach wurden die Waffen beispielsweise in Kinderwagen oder in einem doppelten Boden einer Tasche einer Hebamme und später auch durch Fuhrunternehmer über die Grenze geschmuggelt. Matthiesen schmuggelte zudem Sprengstoff in seiner Beinprothese, die er nach einer Kriegsverletzung trug, über die Grenze. Mit dem Sprengstoff wurden Sabotageaktionen verübt. Matthiesen hatte Kontakt zu Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen in Flensburg, die versuchten, die Kriegsproduktion auf der Flensburger Werft zu behindern.[7]
Der Festsaal ist der letzte erhaltene große Saal eines alten Flensburger Vereins und bietet 180 Sitzplätze an einer Tafel oder 250 Stehplätze für einen Empfang.[4] Heutzutage dient der Saal des Restaurants national ungebundenen Zusammenkünften. Das Borgerforeningen hat sich einer breiteren Zielgruppe geöffnet.[3]
Hof Borgerforeningen
Der Hof vor dem Stammsitz des Vereins trägt mittlerweile den Namen des Borgerforeningens. Sein ursprünglicher Name lautete Norweger Hof. Der Hof, heute einer der belebtesten Kaufmannshöfe der Stadt, ist über den Holm erreichbar. Über ihn gelangt man auch zum Flensburger ZOB, sodass der Weg häufig einer Abkürzung entspricht. Sowohl das Borgerforeningen als auch die anderen alten Gebäude des Hofes sind als Kulturdenkmale der Flensburger Innenstadt eingetragen. Im vorderen Bereich zum Holm hin liegt das Tort-Jepsen-Haus, das vom Hof aus nur von der Seite erkennbar ist. Dort an der Seite befindet sich in einer angebauten Bude ein Crêpe-Stand. Des Weiteren existieren noch weitere Geschäfte im Hof.
Anekdote von der Übernachtung Friedrich des Siebenten im Borgerforeningen
Aus der Zeit, als König Friedrich VII. das Borgerforeningen regelmäßig besuchte, ist die folgende Anekdote überliefert: In der Nacht, nach der vorhergehenden Versammlung, übernachteten Friedrich VII. und Gräfin Danner im Borgerforeningen. Doch das gebrechliche Bett musste unter den beiden schweren Menschen nachgeben und brach schließlich zusammen. Am nächsten Vormittag fragte man beim König nach, wie es der Gräfin ergangen sei. Friedrich VII. antwortete: „Sie schlief wie ein Engel!“[8]
Advokat am Ober- und Landesgericht; Preis: 4500 Reichstaler
1782
Cathrine Feddersen
Witwe; Preis 8500 Reichstaler
1803
Catharine Feddersen
1819
Friedrich Feddersen
Preis: 16.000 Reichstaler
1835
Friederikke Feddersen
geb. Bøvens
1844
Borgerforeningen
Preis: 24.660 mk. Cour.
1900
Aktieselskabet Borgerforeningen
1920
Borgerforeningen GmbH
Literatur
Eskild Bram (Text 1985) und Iver H. Ottosen (Textbearbeitung und Text im Abschnitt 1985–2010): Klog skæmt er alvors tale. Borgerforeningen i Flensborg 1835 – 2010. Hrsg.: Borgerforeningen Flensborg. Flensburg 2010 (dänisch).
Einzelnachweise
↑ abSchriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, Seite 400
↑ abcdAndreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg! (= Schriftenreihe der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte. Band71). 1. Auflage. Büro Oeding, Agentur Sturm, Gesellschaft für Flensburger Stadtarchiv e. V., Flensburg 2009, ISBN 978-3-925856-61-7, Borgerforeningen.
↑Ludwig Hecker (Redaktion), Irene Dittrich (Autorin): Auf den Spuren von Verfolgung und Widerstand 1933–1945 in Flensburg. Ein Stadtrundgang. Hrsg.: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Kreisvereinigung Flensburg. Flensburg 2013, S.41f. (deutsch-dänische Broschüre in Kooperation mit der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (GFS) und mit Unterstützung vom Sydslesvigsk Oplysningsforbund, SOF).
↑Paul Selk: Flensburger Anekdoten. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 1978, ISBN 3-88042-072-6, S.48 (plattdeutsch).