An der Stelle des Bois de Boulogne lag ursprünglich das Jagdgebiet des um 1154 entstandenen Forêt de Rouvray. Bereits der FrankenkönigDagobert I. kam im 7. Jahrhundert hierher, um zu jagen. Im Jahre 1256 entstand die Abtei Longchamp in Höhe der heutigen Pferderennbahn Longchamp. Hiervon erhalten ist heute noch die aus 1312 stammende Mühle. Um 1308 ließ Philipp der Schöne nach seiner Wallfahrt nach Boulogne-sur-Mer zu Ehren der dort verehrten Marienerscheinung eine Kapelle errichten, die den Namen „Notre Dame de Boulogne“ erhielt. Nach dieser Kapelle, die unter seinem Sohn Philipp V. vollendet wurde, benannten sich der Ort Boulogne-sur-Seine (das heutige Boulogne-Billancourt) und der Bois de Boulogne.
Der in Paris arbeitende Kölner Architekt Jakob Ignaz Hittorff und der Landschaftsarchitekt Lous-Sulpice Varé reichten Pläne für die systematische Anlage eines Stadtparks ein, die im Februar 1853 Napoleon III. genehmigte.[4] Die ihn umgebende Mauer wurde abgetragen, es entstanden Wege und künstliche Wasserflächen. Louis Bonaparte, seit seinem Exil in London durch das Beispiel des Hyde Parks beeinflusst, versuchte, mit dem Bois de Boulogne und dem Bois de Vincennes Ähnliches für Paris zu schaffen. Der Kaiser wünschte deshalb im Park die Anlage eines flussähnlichen Gewässers. Varé bedachte bei dem von ihm geplanten 1,5 km langen Wassergraben nicht richtig dessen Fließgeschwindigkeit, so dass der Bach unterwegs versiegte. Präfekt Georges-Eugène Haussmann entließ deshalb im November 1854 beide Architekten[5] und setzte Jean-Charles Alphand und den Landschaftsgärtner Jean-Pierre Barillet-Deschamps ein. Alphand – seit kurzem Pariser Parkdirektor – übernahm den Weiterbau und überwachte 1200 Arbeiter, wobei er sich keine exakte Kopie der Natur, sondern ein Kunstwerk vorstellte.[6] Die beiden lösten das Wasserproblem durch die Schaffung künstlicher Wasserfälle (Kaskaden). Die zahlreichen Chalets, Pavillons, Restaurants, aber auch der Jardin d’Acclimatation wurden durch den Architekten Gabriel Davioud realisiert. Unter seiner Leitung wurden an die 400.000 Bäume gepflanzt und ca. 95 km Reitwege eingerichtet. Heute bestehen 28 km Reitwege, 15 km Radwege sowie viele Wanderwege. Der Bau des Parks verschlang Baukosten von 14,3 Millionen Francs bis zu seiner Eröffnung am 5. Juli 1854.[7]
Während des Absolutismus duellierten sich dort frühmorgens die französischen Edelmänner (französischgentilshommes) mit Degen oder Pistolen. 1929 wurden der Bois de Boulogne und der etwa gleich große Bois de Vincennes offiziell in die Stadt Paris eingegliedert. Heute repräsentieren diese beiden Parks zusammen etwa 80 Prozent der Grünflächen der Stadtgemeinde.
Seit dem 19. Jh. war der Park Treffpunkt der Kurtisanen Napoleons III. Seit dem 20. Jh. ist der Park bekannt für die sich dort anbietenden Prostituierten. Anfangs waren dies noch einheimische Französinnen, seit den 2000ern vornehmlich südamerikanische Transvestiten und Transgeschlechtliche[8]
.[9][10][11]
Bestandteile des Parks
Der Bois de Boulogne beheimatet einige kulturelle Angebote.
Wasserflächen
Lac Inférieur (aus 1853) ist der größte See im Park, er ist 1152 Meter lang und 100 Meter breit. Auf dem 412 Meter langen oberen See (französischLac supérieur) sind Bootsfahrten möglich.
Grande Cascade (1856) ist ein 14 Meter hoher künstlicher Wasserfall, der aus Felsen von Fontainebleau besteht.
Etang de reservoir ist das Vorratsbecken für die Grande Cascade.
Rouisseau de Longchamp (1855) ist der größte künstliche Fluss im Park.
Mare de Saint-James ist ein See mit zwei Inseln für Vögel und Kleintiere.
Gärten
Parc de Bagatelle (1777) blieb in Privatbesitz, bis die Stadt Paris das Areal 1905 erwarb.
↑Allgemeine Zeitung München vom 8. Februar 1853, S. 616
↑Andrew Ayers, The Architecture of Paris, 2004, S. 319
↑Wojciech Bałus: Stadtparks in der österreichischen Monarchie 1765-1918: Studien zur bürgerlichen Entwicklung des urbanen Grüns in Österreich, Ungarn, Kroatien, Slowenien und Krakau aus europäischer Perspektive. Böhlau Verlag Wien, 2007, ISBN 978-3-205-77638-3 (google.de [abgerufen am 4. August 2023]).
↑Éditions Chronique: Chronique du 5 juillet. Éditions Chronique, 2014, ISBN 978-2-36602-336-7 (google.de [abgerufen am 4. August 2023]).
↑Der Begriff „Transsexualität“ ist veraltet und pathologisierend und kann daher nicht mehr allgemeingültig gebraucht werden, wie es in den Quellen getan wird. „Transgeschlechtlichkeit“ wird stattdessen als neutraler Oberbegriff genutzt. Siehe auch: Begriffserklärungen - Trans*-Inter*-Beratungsstelle. Abgerufen am 3. August 2023. und Internetredaktion des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Trans* - was? Abgerufen am 3. August 2023. und Das Queer-Lexikon: Was bedeutet Transgender? In: Der Tagesspiegel Online. ISSN1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 3. August 2023]).