Boeing ScanEagle

ScanEagle

ScanEagle auf dem Startkatapult
Typ UAV
Entwurfsland

Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten

Hersteller
Erstflug 20. Juni 2002[1]
Indienststellung 2004[2][3]

Die ScanEagle ist ein unbemanntes Luftfahrzeug des US-amerikanischen Herstellers Boeing und Insitu, der seit 2008 zu Boeing gehört. Hauptaufgaben der ScanEagle sind Aufklärung, Überwachung und die Gewinnung nachrichtendienstlicher Informationen.

Geschichte

Die ScanEagle wurde 2001 ursprünglich unter dem Namen SeaScan für die Fischwirtschaft entwickelt, um aus der Luft Thunfischschwärme suchen und verfolgen zu können. Hierzu war ein Fluggerät nötig, das von normalen Schiffen aus starten und landen konnte. Aus Kostengründen und um den Nachteilen eines Hubschraubers zu entgehen, wählten die Entwickler stattdessen ein Flächenflugzeug mit speziellen Start- und Landeverfahren.[4] Der Bedarf des US-Militärs, lokale Gebiete über längere Zeit aus der Luft beobachten zu können, führte schließlich 2002 zu einer Adaption der ScanEagle hinsichtlich militärischer Belange.[5]

Im Iran wurde im Jahr 2012 bis Ende 2013 unter dem Namen Yasir eine Kopie der ScanEagle nachgebaut.[6][7]

Konstruktion

ScanEagle mit am Flügelende eingerasteter Fangleine

Die ScanEagle ist als schwanzloses Flugzeug mit Winglets als Seitenruder und 23,2° Flügelpfeilung ausgelegt. Flügel und Rumpf bestehen vollständig aus Faserverbundwerkstoffen. Um einen problemlosen Transport zu gewährleisten und im Schadensfall einfach einzelne Teile austauschen zu können, ist das Fluggerät modular aufgebaut. Angetrieben wird die SeaEagle von einem Zweitaktmotor mit Druckpropeller. Hierfür wurde der ursprünglich für Benzin ausgelegte Motor für den Betrieb mit Kerosin umgerüstet.[8] Für die Steuerung des Flugzeugs sind ein Flight Control System von Athena Technologies sowie zahlreiche Sensoren integriert. Neben einem GPS-Empfänger und einer INS-Plattform stehen ein Magnetometer sowie Luftdatensensoren zur Verfügung.[8] Die Steuerung und Telemetrie erfolgt über einen UHF-Datenlink, während die Nutzlastdaten im S-Band bei Frequenzen um 2,4 GHz übertragen werden. Die Datenübertragung ist hierbei durch Einsatz von Frequency Hopping Spread Spectrum gesichert.[9]

Als Nutzlast trägt die ScanEagle einen von verschiedenen SAR- (ImSAR), Wärmebild- (DRS E6000) oder Photodetektoren.[10][9]

Für den seegestützten Einsatz wurden für die SeaScan bzw. ScanEagle angepasste Start- und Landeverfahren entwickelt. Der Start erfolgt mittels eines pneumatischen Katapults, welches das Flugzeug auf ca. 90 km/h beschleunigt. Die Landung kann entweder konventionell erfolgen (nur an Land) oder mittels des patentierten SkyHook-Systems. Dabei fliegt das Flugzeug gegen eine vertikal gespannte 15 m lange Leine, die aufgrund der Flügelpfeilung an die äußeren Enden der Tragfläche gleitet und dort in ein Hakensystem einrastet.[8]

Um die Kosten niedrig zu halten, wurde bei der Konstruktion der SeaScan, insbesondere zu Anfang wo immer es möglich war, auf gewöhnliche Standardkomponenten (COTS-Bauteile) zurückgegriffen. So wurde der Zweitaktmotor für den Antrieb aus einem Modellflugzeugmotor abgeleitet, eine handelsübliche Videokamera (Sony 1000) eingebaut und für das Landesystem eine normale Arbeitsbühne modifiziert. Erst im Zuge militärischer Umrüstmaßnahmen kamen weitere Sensoren hinzu.[3][5]

Betreiber

Folgende Staaten betreiben die ScanEagle:

Nutzung

Die ScanEagle wurde bis jetzt hauptsächlich im Irak, Afghanistan und Pakistan eingesetzt. Dort wird sie von australischen, amerikanischen und kanadischen Streitkräften eingesetzt.[15][16] Doch auch bei der Bekämpfung von Piraten kam sie bereits zum Einsatz. So wurde die Maersk Alabama während der Besetzung durch Piraten von ScanEagles überwacht.[11] Kolumbien setzt die ScanEagle im Kampf gegen Terroristen und Drogenschmuggler ein.[13]

Am 4. Dezember 2012 meldeten die iranischen Streitkräfte, eine Drohne vom Typ ScanEagle abgefangen zu haben.[17][18][19] Dies wurde jedoch kurz darauf seitens des US-Militärs dementiert.[20] Ein namentlich unbekannter Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums der USA sagte: „Was auch immer die Iraner behaupten zu besitzen, es ist keine aktiv operierende Drohne der US-Navy.“[21]

Technische Daten

ScanEagle beim Start von der USS Comstock (LSD-45)
Kenngröße Daten[2][3][8][22]
Länge 1,37 m
Spannweite 3,11 m
Nutzlast 6,5 kg
Leermasse 13,1 kg
max. Startmasse 20,0 kg
Höchstgeschwindigkeit 114 km/h
Reisegeschwindigkeit 69 km/h
Dienstgipfelhöhe 5944 m
max. Steigrate 150 m/min
Reichweite 1500 km
Flugdauer über 28 h
Triebwerk ein 3W-28-Zweitaktmotor (1,9 PS)

Siehe auch

Commons: Boeing ScanEagle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. designation-systems.net: Boeing/Insitu ScanEagle. Abgerufen am 12. Mai 2011.
  2. a b insitu.com: ScanEagle. (PDF; 1,36 MB) Archiviert vom Original am 16. Dezember 2010; abgerufen am 3. September 2022 (englisch).
  3. a b c flightglobal.com: Scan Eagle Cutaway and feature. Archiviert vom Original am 11. Juni 2009; abgerufen am 12. Mai 2011.
  4. U.S. Department of Defense: ScanEagle Proves Worth in Fallujah Fight. Abgerufen am 12. Mai 2011.
  5. a b c Flight Global: ScanEagle Story – finding tuna and terrorists: how a UAV evolved. (PDF) In: insitu.com. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 12. Mai 2011.@1@2Vorlage:Toter Link/www.insitu.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  6. Bericht zur iranischen Produktion auf Press TV (Memento des Originals vom 1. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.presstv.ir
  7. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 11. Februar 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.farsnews.com
  8. a b c d naval-technology.com: ScanEagle Mini-UAV, USA. Abgerufen am 12. Mai 2011.
  9. a b ScanEagle A-15. (PDF; 175 KB) In: insitu.com. Archiviert vom Original am 23. Oktober 2006; abgerufen am 3. September 2022 (englisch).
  10. gizmag.com: ScanEagle UAV gets Synthetic Aperture Radar (SAR). Abgerufen am 12. Mai 2011.
  11. a b c d Gary Mortimer: Boeing ScanEagle. In: suasnews.com. Archiviert vom Original am 1. November 2011; abgerufen am 3. September 2022 (englisch).
  12. flightglobal.com: Insitu receives contract to deliver ScanEagles to Poland. Abgerufen am 12. Mai 2011.
  13. a b uasvision.com: ScanEagles in Colombia Since 2006. Abgerufen am 12. Mai 2011.
  14. Indonesian unmanned aviation squadron to be formed (Memento des Originals vom 15. Juli 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/en.c4defence.com auf c4defence.com, abgerufen am 15. Juli 2018
  15. Out-of-Country Operational Military Deployments. (PDF; 18 kB) In: uasresearch.com. Archiviert vom Original am 1. Februar 2014; abgerufen am 3. September 2022 (englisch).
  16. Daily Times: US ready to supply UAV ScanEagle to Pakistan. Archiviert vom Original am 22. Februar 2010; abgerufen am 12. Mai 2011.
  17. Frankfurter Allgemeine: Iran meldet Abschuss amerikanischer Drohne. Abgerufen am 4. Dezember 2012.
  18. Tagesschau: Iran meldet Abfangen einer US-Drohne. Archiviert vom Original am 6. Dezember 2012; abgerufen am 4. Dezember 2012.
  19. Reuters: Iran will US-Spionagedrohne abgefangen haben. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Dezember 2012; abgerufen am 4. Dezember 2012. abgerufen am 17. Mai 2023
  20. Spiegel.de: USA dementieren iranischen Drohnen-Fang. Abgerufen am 4. Dezember 2012.
  21. Iran claims seizure of U.S. drone over Persian Gulf. In: edition.cnn.com. 4. Dezember 2012, abgerufen am 13. Februar 2024 (englisch).
  22. barnardmicrosystems.com: InSitu Group Scaneagle A-15 UAS. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. September 2011; abgerufen am 12. Mai 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.barnardmicrosystems.com