Um 1784 gab es in dem Kirchdorf Groß Bozepol oder Boschpoll unter anderem zwei Vorwerke, von denen eines Golecza oder Golitz genannt wurde und auf der Feldmark lag, eine Wassermühle, drei Bauernhöfe, drei Kossäten, eine Gaststätte an der Landstraße von Lauenburg nach Danzig, »Groß-Ankerholz« genannt, und insgesamt 16 Feuerstellen (Haushaltungen). Das Dorf gehörte seinerzeit der Gutsbesitzerin Henrietta Sophia Louisa von der Goltz, geb. von Krockow, die mit dem königlich-polnischen Generalmajor Heinrich von der Goltz verheiratet war.[1] Bereits 1777 erwarb die Frau Generalin von der Goltz das Gut des Franz von Rexin, Wert des Besitzes damals 19.000 Thlr. über Roggen gerechnet.[2]
Seit 1874 war Groß Boschpol Verwaltungssitz des Amtsbezirks Groß Boschpol, zu dem folgende Ortschaften gehörten: 1) Gutsbezirk Paraschin, 2) Gutsbezirk Groß Boschpol, 3) Landgemeinde Groß Boschpol, 4) Gutsbezirk Klein Boschpol, 5) Landgemeinde Klein Boschpol und 6) Gutsbezirk Chmelenz.[3] Amtsvorsteher zum damaligen Zeitpunkt war der Gutspächter von Weiher zu Groß Boschpol (Stellvertreter Rittergutsbesitzer von Zelowski zu Paraschin).[3] Um 1912 umfasste der Amtsbezirk nur noch fünf Ortschaften, da die Landgemeinde Groß Boschpol ihre Eigenständigkeit zwischenzeitlich verloren hatte.[4] Besitzer des Guts Groß Boschpol war von circa 1890[5] bis zu seinem Tod 1928 Maximilian von Weiher, verheiratet mit Adelheid von Rexin. Erbe wurde deren zweiter Sohn Karl-Eugen von Weiher, der in den letzten Kriegstagen in Groß-Boschpol von der Roten Armee erschossen wurde.[6] Das Gut umfasste 1939 noch 477 ha. Der 530 ha Forst wiederum gehörte der Schwester des Gutsherrn, Renate von Diezelsky, geborene von Weiher.[7]
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region. Bald darauf wurde Hinterpommern zusammen mit Westpreußen und der südlichen Hälfte Ostpreußens von der Sowjetunion unter polnische Verwaltung gestellt. In Groß Boschpol begann danach die Zuwanderung polnischer Zivilisten. Groß Boschpol erhielt den polnischen Ortsnamen Bożepole Wielkie. In der darauf folgenden Zeit wurden die deutschen Einwohner vertrieben.
Helmut Reese (1909–2002), Theologe, u. a. nebenamtlicher Konsistorialrat in Görlitz, in Groß Boschpol geboren[12]
Literatur
Ludwig Wilhelm BrüggemannAusführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 2: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. H. G. Essenbart, Stettin 1784, S. 1065, Absatz (9).
Franz Schultz: Geschichte des Kreises Lauenburg in Pommern. H. Badengoth Buchdruckerei, Lauenburg i. Pom. 1912, S. 328–332.
Heinrich Koops: Heimatbuch Lauenburg/Pom. Verlag Oberbergischer Kreis / Heimatkreis Lauenburg/Pommern, Gummersbach 1967.
↑Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 2: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 1065, Absatz (9).
↑Friedrich Karl von Zitzewitz-Muttrin: Bausteine aus dem Osten. Pommersche Persönlichkeiten im Dienste ihres Landes und der Geschichte ihrer Zeit, Rautenberg, Leer 1967, S. 86.
↑ abExtrablatt zum Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Cößlin vom 16. März 1874, S. 3.
↑Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. Hrsg. H. Seeliger, Letzte Ausgabe Paul Niekammer, 9. Auflage, Band I f. Ausgabe Pommern, Kreis Lauenburg, Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1939, S. 312. Reprint Klaus D. Becker, Facsimile Edition Auflage, Potsdam 2019. ISBN 978-3-88372-201-6.
↑ abPreußisches Statistischen Landesamt: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung (Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern), Verlag des Königlich Statistischen Bureaus (Dr. Engel), Berlin 1873, S. 164–165, Nr. 5.
↑Die Gemeinde Groß Boschpol im ehemaligen Kreis Lauenburg in Pommern, in: Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011.
↑ abMichael Rademacher: Lauenburg_p. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900