Biringuccit konnte bisher nur in Form winziger, lamellarer bis nadeliger Kristalle mit hexagonalem Querschnitt und erdiger Massen von weißer bis hellgelber Farbe entdeckt werden.
Erstmals entdeckt wurde Biringuccit nahe Larderello in der mittelitalienischen Region Toskana und beschrieben 1961 durch Curzio Cipriani und Piero Vannuccini, die das Mineral nach dem italienischen Alchemisten, Metallurg und Politiker Vannoccio Biringuccio (auch Vannoccio Vincenzio Austino Luca Biringucci)[8] benannten.
Ursprünglich erhielt das Mineral von Cipriani und Vannuccini den Namen Hoeferit (auch Höferit) zu Ehren des Chemikers Uberto Francesco Hoefer, der in den Kondensaten der bei Larderello herausschießenden Dampffontänen (Soffioni) Borsäure nachweisen konnte. Um Verwechslungen mit dem von Friedrich Katzer beschriebenen Mineral Hoeferit (richtiger Höferit) zu vermeiden, benannten Cipriani und Vannuccini ihr Mineral in Biringuccit um.[9]Höferit stellte sich allerdings später als Varietät von Nontronit heraus.[3]
Klassifikation
In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Biringuccit zur gemeinsamen Mineralklasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort zur Abteilung der „Kettenborate (Inoborate)“, wo er zusammen mit Kernit und Preobrazhenskit die unbenannte Gruppe Vc/C.04 bildete.
Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. V/K.03-20. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Abteilung „Schichtborate mit komplexen Baugruppen [Bx(O,OH)y]“, wo Biringuccit zusammen mit Nasinit und Tuzlait eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet.[10]
Die seit 2001 genutzte und von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[11]9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Biringuccit in die nun eigenständige Klasse der „Borate“ und dort in die Abteilung der „Pentaborate“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Schicht-Pentaborate (Phyllo-Pentaborate)“ zu finden ist, wo es zusammen mit Nasinit die „Biringuccitgruppe“ mit der System-Nr. 6.EC.05 bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Biringuccit wie die veraltete Strunz’sche Systematik in die gemeinsame Klasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort in die Abteilung sowie gleichnamigen Unterabteilung der „Wasserhaltigen Borate mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 26.05.07 zu finden.
An seiner Typlokalität Larderello wurde Biringuccit in enger Paragenese mit Nasinit als Verkrustungen an Rohrleitungen zum sogenannten „Hole of the Storehouse“, das 1927 nahe Larderello gebohrt wurde. Als weitere Paragenesen traten noch Auripigment, Thénardit und Quarz auf.[6]
Larderello ist auch der bisher einzige Fundort für Biringuccit (Stand 2022).[12]
Curzio Cipriani, Piero Vannuccini: Hoeferite [= biringuccite] e nasinite: due nuori borati fra i prodotti di Larderello. In: Accademia Nazionale dei Lincei, Rendiconti della Classe di Scienze Fisiche, Matematiche e Naturali. Serie VIII, Nr.30, 1962, S.74.
Michael Fleischer: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band48, 1963, S.708–712 (minsocam.org [PDF; 382kB; abgerufen am 16. Mai 2022] Biringuccit (Mineral A)/Nasinite (Mineral B) ab S. 2).
Egizio Corazza, Silvio Menchetti, Cesare Sabelli: The crystal structure of nasinite, Na4[B10O16(OH)2]·2H2O. In: American Mineralogist. Band59, 1974, S.1005–1015 (minsocam.org [PDF; 1,4MB; abgerufen am 16. Mai 2022]).
↑ abcMichael Fleischer: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band48, 1963, S.708–712 (minsocam.org [PDF; 382kB; abgerufen am 17. Juni 2018] Biringuccit (Mineral A)/Nasinite (Mineral B) ab S. 2).
↑ abcdefHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.351 (englisch).
↑David Barthelmy: Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 16. Mai 2022 (englisch).
↑ abc
Biringuccite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 66kB; abgerufen am 16. Mai 2022]).
↑ abcBiringuccite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 16. Mai 2022 (englisch).
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Marco E. Ciriotti, Lorenza Fascio, Marco Pasero: Italian Type Minerals. 1. Auflage. Edizioni Plus – Università di Pisa, Pisa 2009, ISBN 978-88-8492-592-3, S.51.
↑Carl Hintze: Handbuch der Mineralogie. Erg.-Band 3: neue Mineralien und neue Mineralnamen (mit Nachträgen, Richtigstellungen und Ergänzungen). Hrsg.: Karl F. Chudoba. de Gruyter, Berlin 1968, S.486 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.