Bianca Lancia war wahrscheinlich eine Tochter von Manfred I. Lancia (ca. 1140-nach 1214), dem ersten urkundlich erwähnten Vertreter der sizilianischen Adelsfamilie Lancia. Ihre Mutter könnte die ebenfalls erwähnte Bianca Lancia die Ältere gewesen sein. Ob diese tatsächlich ihre Eltern waren, ist jedoch unsicher. Sie wuchs vermutlich auf der Burg Brolo auf, die der Familie Lancia gehörte.
Friedrich II. heiratete sie kurz vor ihrem Tod (confirmatio matrimonii in articulo mortis), wodurch ihre gemeinsamen Kinder, die als Bastarde geboren waren, nachträglich als ehelich legitimiert wurden (legitimatio per matrimonium subsequens). Damit wollte der Kaiser die Anzahl seiner legitimen Nachkommen und möglichen Nachfolger erhöhen.[3]
Ein paar Autoren haben behauptet, dass sie die einzige wahre Liebe von Friedrich war, jedoch ist wahrscheinlicher, dass die romantisch wirkende Heirat auf dem Sterbebett neben der Legitimation der Kinder auch politischen Zweckes war, um die Bündnispartnerschaft zwischen Manfred II. Lancia und dem Kaiser zu bestärken. Beide waren 1245 exkommuniziert worden und die Familie Lancia bekleidet laut Houben[4] seit 1246 höchste Ämter in Sizilien.
Violanta (vor 1233 – nach Sommer 1264); heiratete um 1245 Ricardo Graf von Caserta (schreibt die ältere Literatur, jedoch finden sich dafür keine Belege); sie wird auch als Ehefrau des Grafen Corrado Gaetani d'Oriseo e Terriccio, Vizekönig von Sizilien, erwähnt.
Nach einer örtlichen Überlieferung starb Bianca im Castello di Gioia del Colle, zwischen Bari und Tarent gelegen. In der dortigen Pfarrkirche soll ihr Grab Anfang des 18. Jahrhunderts entdeckt worden sein.[5] Auch das Castello di Monte Sant’Angelo wird in Quellen als Ort der geheimen Beziehung zwischen Friedrich II. und Bianca Lancia genannt.
Legenden
Ein paar Legenden ranken sich um diese mögliche Liebesgeschichte:
In Mazzarino (CL) wird erzählt, dass auf dem Schloss Castello di Grassuliato noch heute der Geist Friedrichs spukt, da dort Bianca und Friedrich sich liebten.
Der Priester Bonaventura da Lama schrieb, dass Bianca während der Schwangerschaft mit Manfred von Friedrich im Turm des Castello di Gioia del Colle (BA) eingesperrt wurde, weil er eifersüchtig war. Als Beweis ihrer Treue überlieferte sie Friedrich nach der Geburt Manfreds das Kind und ihre abgeschnittenen Brüste auf einem Tablett.
Literatur
Uwe A. Oster: Die Frauen Kaiser Friedrichs II. Piper Verlag, München 2008. (populärwissenschaftlich)
Hubert Houben: Friedrich II. (1194–1250). Herrscher, Mensch und Mythos. Stuttgart 2008. (fachwissenschaftliche Monographie)
Natale Ferro: Chi fu Bianca Lancia di Agliano. In: Bianca Lancia d'Agliano, fra il Piemonte e il regno di Sicilia. Atti Del Convegno. (Asti-Agliano, 28–29 aprile 1990), redigiert durch Renato Bordone, Ricerche di Storia Schauplatz 4 (Alessandria, 1992) S. 55–80. (italienisch)
↑Zeitgenössische Quellen, wie die "Annali Genovesi" gaben für den Tod Biancas die Jahre zwischen 1244 und 1246 an. Ebenso berichtete Matthäus von Paris, dass Bianca 20 Jahre nach dem ersten Zusammentreffen mit Friedrich II. verstarb. Dies wäre 1246 gewesen. aus: Uwe A. Oster; Die Frauen Kaiser Friedrichs II.; Piper Verlag GmbH München, ungekürzte Taschenbuchausgabe 2009, S. 214 - Oster hat jedoch keine neuen Forschungsergebnisse über das Leben Biancas zwischen 1233/34 und 1244/46 vorzuweisen. Betrachtet man jedoch die neuere italienische Forschung von Natale Ferro, gibt es genügend Belege, die den Anlass der Neudatierung weitaus mehr bestätigen, in der deutschen Literatur finden sich bei Armin Wolf Referenzen auf den italienischen Artikel. in der Fußnote Zitat von Tosco in "Frauen der Staufer"
↑Olaf B. Rader: Friedrich der Zweite. Der Sizilianer auf dem Kaiserthron. München 2010, S. 254.