Er unterrichtete seit 1979 am Immanuel-Kant-Gymnasium Bad Oeynhausen das Fach Kunst und betätigte sich zudem seit 1980 als Fachleiter am Studienseminar Minden. Außerdem hatte er Lehraufträge an der Staatlichen Kunstakademie in Münster sowie an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe.[3]
Seit 1983 ist er mit der Philosophie- und Deutschlehrerin sowie Kunsthistorikerin Rosemarie Sprute verheiratet, die ebenfalls künstlerisch tätig ist. Das Ehepaar hat zwei erwachsene Töchter.[4]
Künstlerische Ausdrucksweise, (Mal-)Technik und Motivkreise
Seit 1982 ist Bernhard Sprute in einem eigenen Atelier in Bad Oeynhausen tätig.[3] Während er in den ersten Jahren seines künstlerischen Schaffens vorrangig auch Zeichnungen und künstlerische Fotografien anfertige und teilweise in von ihm so genannten Schautafeln miteinander verband, liegt der Schwerpunkt seiner Arbeit seit Ende der 1980er Jahre auf der Malerei. Er hat auf Tuch ebenso gemalt wie auf Leinwand und Karton. Gelegentlich gestaltet Sprute auch Skulpturen und Installationen.
Bei seinen Bildern arbeitet Bernhard Sprute mit Materialien, die eigentlich untereinander nicht verträglich sind und sich gegenseitig abstoßen. Er kombiniert Ölfarben, die er direkt mit der Tube aufträgt, mit flüssiger Beize, Dispersionsfarben sowie Farb- und Grafitstiften.[1] Diese Farbmaterialien arrangieren sich jedoch nach einer gewissen Zeit. Aus diesem Grund entstehen Sprutes Werke allerdings nicht an einer Staffelei, sondern auf dem Boden oder einer anderen planen Unterlage. Um den direkteren malerischen Ausdruck zu finden, malt Sprute in der Regel zwar direkt mit der Farbtube, nutzt zum Verteilen der Farbe aber auch seine Hände.[5] Den Pinsel meidet er hingegen weitestgehend und nutzt ihn fast ausschließlich zum behutsamen Verteilen der Beize. Daneben verwendet er Lacke und Montagekleber, experimentiert auch mit Sand, Salzen und Mörtel.[6]
Eine Besonderheit der Bilder Sprutes ist, dass sie vielfach aus verschiedenen, sich überlagernden Einzelbildern aufgebaut sind. Dabei überlagern neue Eindrücke die alten, eine Form wird von einer neuen Farbschicht zum Teil verdeckt oder verschwindet ganz darunter. Teilweise trägt der Maler hierfür bis zu 15 unterschiedliche Schichten auf.[5] Das Ergebnis ist nur scheinbar chaotisch, der Künstler gibt in seinen Bildern, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, nachvollziehbare Ordnungsprinzipien vor.[1] Beim fertigen Bild ist es dann Aufgabe des Betrachters, die einzelnen Segmente aufzufinden und in ihrer Beziehung zueinander zu interpretieren.
Aufgrund seiner Malweise und der Natur der verwendeten Materialien, die nach dem Auftragen jeweils ausgedehnte Trocknungszeiten benötigen, arbeitet Bernhard Sprute häufig lange an einem Bild und dann an bis zu zehn Werken gleichzeitig.[5] So entstehen jeweils ganze Bilderserien zu einem Themenkomplex. So hat sich der Künstler beispielsweise im Jahr 2008 intensiv mit dem Thema „Schlaf“ auseinandergesetzt. 2003/2004 entstanden mehrere Bilder mit dem Titel Rückkehr des röhrenden Hirschen, und ebenfalls 2004 mehrere Wespenporträts. Verschiedenste Insekten – namentlich Bienen, Käfer und Schwebfliegen – sind ohnehin regelmäßig Gegenstand seiner Bilder, ebenso wie allerlei Vögel und Berge, beispielsweise das Matterhorn. 2013 und 2014 schuf Sprute mehrere Bilderzyklen mit Spinnenmotiven – auch, um der weit verbreiteten Arachnophobie künstlerisch etwas entgegenzusetzen.
Phänomene der Natur bilden einen besonderen Themenschwerpunkt im Werk Sprutes. In seinen Bildern verarbeitet er seine tiefgreifenden Kindheitserlebnisse in der Natur und relativiert diese mit seinen Erwachsenenerfahrungen.[1] Dabei vereinfacht der Künstler die Formen der abgebildeten Tiere und Pflanzen. Mit seinen Formabstraktionen will Sprute Assoziationsebenen eröffnen.[1] Bei aller Abstraktion legt er in vielen Bildern jedoch ausdrücklich Wert darauf, dass die jeweils dargestellte Gattung oder Art dennoch exakt erkennbar bleibt. Ein weiteres, für ihn typisches Gestaltungsmittel ist, dass er in seinen Bildern zumeist nur Ausschnitte wiedergibt. Diese können vom Betrachter gedanklich zu allen Seiten weitergeführt werden.[1]
Seine Bilder bezeichnet Sprute selbst als „malerische Untersuchungen“[1]. Er möchte damit Strukturzusammenhänge aufzeigen. Ihm geht es in seinen Werken um ein Erkennen von Systemen, der Kommunikation, speziell der Korrespondenz zwischen Mensch und Natur.[1] Seine ab Beginn der 2010er Jahre entstandenen Bilderzyklen Unruhige Tiere deutet er selbst beispielhaft für das Menschsein, als Seismograph des umtriebigen Menschen.[6] Indem er Abfolgen von scheinbar Gegensätzlichem, wie Tag und Nacht oder Ruhe und Unruhe, verbildlicht, will er das Prinzip der Harmonie der Gegensätze vermitteln. In diesem Zusammenhang ist ihm der Begriff des Sozialen Systems wichtig.[1]
Neben der Natur lässt sich Sprute auch immer wieder von bedeutenden Werken der Kunstgeschichte inspirieren und setzt sich künstlerisch mit ihnen auseinander. So schuf er seit 2008 mehrere Madonnen-Bilder als Interpretation der Werke Giovanni Bellinis. Weitere Werke entstanden nach Vorbildern von Lucas Cranach dem Älteren, Peter Paul Rubens und vor allem in der künstlerischen Auseinandersetzung mit Jacob van Ruisdael. Den Erneuerer der niederländischen Landschaftsmalerei hat er beginnend ab 2010 mit mehreren Bildern neu interpretiert.[7] Auch mit Leonardo da Vinci und Vincent van Gogh hat er sich mehrfach beschäftigt.
Auszeichnungen und Mitgliedschaften
Bernhard Sprute wurden unter anderem der Förderpreis des Westfälischen Kunstvereins, der Kulturpreis Bildende Kunst des Kreises Minden-Lübbecke sowie der Skulpturenpreis der Stadtwerke Minden überreicht. Den Skulpturenpreis teilte er mit Ulrich Kügler.[2]
Das Œuvre Bernhard Sprutes ist außerordentlich umfangreich und umfasst weit über 2000 Werke (Stand 2018). Der Künstler hat 2016 im Selbstverlag ein ziemlich umfassendes Werkverzeichnis seiner Gemälde und Zeichnungen publiziert.[8] Die folgende Tabelle zeigt von Sprute unter freie Lizenz gestellte Werke, die einen repräsentativen Querschnitt durch sein Werk seit 1990 darstellen.
Bild
Titel
Wann entstanden
Größe, Material
Ausstellung/Sammlung/Besitzer
Nach draußen
1990
140 × 140 cm, Öl, Dispersion, Beize, Lack auf Leinwand
200 × 200 cm, Öl, Montagekleber, Firnis auf Leinwand
im Besitz des Künstlers
Vogelgespräch (Was ist wahr?)
2017
100 × 100 cm, Öl auf Leinwand
im Besitz des Künstlers
Weitere Werke
Zahlreiche Werke Bernhard Sprutes sind auch in seinem Wohnort Bad Oeynhausen zu finden. So hat die Stadt Bad Oeynhausen mehrere Bilder des Künstlers erworben, unter anderem für das Deutsche Märchen- und Wesersagenmuseum. Eine besondere Beziehung besteht zum Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW), das über eine umfangreiche Kunstsammlung verfügt. Nach einer ersten Ausstellung 1993 folgten dort weitere in den Jahren 1999, 2010 und 2015, stets dokumentiert durch ein Katalogbuch (Eine große Fülle, Alles in allem, Kleinigkeiten, Anton Fuchs/Bernhard Sprute). 1993 entstand für das HDZ die fest installierte Würfelsäule Fülle, 2012 die 5 × 3 Meter große Wandbildinstallation Pflanzenfülle. In der Sammlung des Hauses befinden sich zudem weitere zehn, zum Teil großformatige Arbeiten Sprutes. Ansonsten befindet sich der Großteil der Werke Bernhard Sprutes in Privatbesitz, zahlreiche sind jedoch auch von öffentlichen Institutionen und Unternehmen angekauft worden. Die folgende Liste bietet eine Auswahl daraus:
Flug, 1976, 63 × 45 cm, Siebdruck handkoloriert (Auflage 30), Kunstmuseum Celle
Anton Fuchs & Bernhard Sprute. HDZ NRW, Bad Oeynhausen, Bad Oeynhausen 2015.
Alles in Allem – Malerei und Zeichnung 2016–1974. Selbstverlag Bernhard Sprute, Bad Oeynhausen 2016.
Tier, Pflanze, Mensch. Selbstverlag Bernhard Sprute, Bad Oeynhausen 2016.
Ausstellungen (Auswahl)
Bernhard Sprute beteiligt sich seit Mitte der 1970er Jahre rege an Kunstausstellungen im In- und Ausland. Bislang (Stand 2018) sind seine Werke in rund 450 Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen gewesen.
↑ abcMarion Pokorra-Brockschmidt: Nur scheinbar chaotisch. Bernhard Sprute zeigt „Detail und Ganzheit – eine Bodenarbeit“ in der Orangerie. In: Neue Westfälische, Nr. 11/2010 vom 14. Januar 2010
↑ abMaria Frickenstein (-maf-): Direkt aus der Tube. Bernhard Sprute stellt seine Bilder in der Galerie „Kunst und Leben“ aus. In: Neue Westfälische, Nr. 40/2015 vom 17. Februar 2015