Bernhard Friedrich Kühl (* 7. August 1808 in Malchow; † 1882) war Ratsapotheker in Rostock.
Sein Vater Michael Friedrich Kühl († 1836) war Apotheker in Malchow[1] und erwarb 1818 die Ratsapotheke Rostock für 40.000 Reichstaler vom Sohn des verstorbenen Apothekers Jacob Christoph Mähl (1757–1818),[2] nachdem die Stadt auf ihr Vorkaufsrecht verzichtet hatte.[3]
Bernhard Friedrich Kühl übernahm die Ratsapotheke nach des Vaters Tod. Er erweiterte sie um einen Gewerbebetrieb, in dem er Kakaopräparate, Schokolade und künstliche Mineralwässer herstellte.[1]
Von 1844 bis 1846 absolvierte Friedrich Gaedcke, der durch die Wirkstoff-Isolierung des Kokains bekannt wurde, eine Apothekerlehre in Kühls Ratsapotheke.[4][5]
Kühl war „GehülfsDirector“ der Philomatischen Gesellschaft zu Rostock.[6] Er engagierte sich berufsständisch und war Kreisdirektor im Norddeutschen Apotheker-Verein.[7] 1861 wurde er zum Medizinalassessor und Beisitzer der Medizinalkommission des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin ernannt.[8]
1871 wurde Kühl in die zwölfköpfige Kommission mit Vertretern verschiedener deutscher Staaten zur Herausgabe eines gemeinsamen deutschen Arzneibuchs berufen,[9] in der die Apotheker mit fünf Vertretern angemessene Berücksichtigung fanden.[10] 1872 wurde das erste reichseinheitliche Arzneibuch, die Pharmacopoea Germanica, durch amtlichen Erlass in Kraft gesetzt.[11]
Sein ältester Sohn, Johann Friedrich Kühl (1837–1909) studierte Pharmazie in Berlin und Rostock und bereiste Italien, Frankreich und die Schweiz. 1864 erwarb er das Rostocker Bürgerrecht[12] und wurde als Prokurist eingetragen,[13] 1866 übernahm er in dritter Generation die Ratsapotheke, die er bis 1877 führte.[14]
Literatur
- Harald Schümann: Von Apothecarii, Physici und Clystierweibern: Apotheker und Apotheken der Stadt Rostock in acht Jahrhunderten; ein pharmaziehistorischer Abriss, Redieck & Schade, Rostock 2003, ISBN 3-934116-25-6, S. 51 ff.
Anmerkungen
- ↑ a b Rudolph Zaunick: Zur Vorgeschichte der Kokain-Isolierung: der Dömitzer Apotheker Friedrich Gaedcke (1828-1890); ein Beitrag zur mecklenburgischen Apotheker-Geschichte. In: Beiträge zur Geschichte der Pharmazie und ihrer Nachbargebiete, Bd. 2 (1956), S. 5–13
- ↑ Matthias Manke: Rostock zwischen Revolution und Biedermeier: Alltag und Sozialstruktur, Rostocker Studien zur Regionalgeschichte Bd. 1, Neuer Hochsch.-Schr.-Verl., Rostock 2000, ISBN 3-929544-92-X, S. 354
- ↑ Harald Schümann: Von Apothecarii, Physici und Clystierweibern, Rostock 2003, S. 51
- ↑ Gisela Boeck: Eine Sternschnuppe am Himmel der Chemie. Der Dömnitzer Apotheker Friedrich Gaedcke (1828-1890), in: Ernst Münch, Kersten Krüger: Der Festungskurier Band 13, Beiträge zur Mecklenburgischen Landes- und Regionalgeschichte vom Tag der Landesgeschichte im Oktober 2012 in Dömitz, Norderstedt 2013, ISBN 978-3-7322-4255-9, S. 55 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ Kalenderblatt Oktober 2012 - Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät - Universität Rostock. Abgerufen am 25. März 2024.
- ↑ Grosherzoglich Meklenburg-Schwerinscher Staats-Kalender. 1840, Schwerin 1840, S. 216 (Digitalisat in der Google-Buchsuche)
- ↑ L. F. Bley: Geschichtlich-topographische Darstellung des Apothekervereins in Norddeutschland, in: Archiv der Pharmazie, 1844, S. 98 (Digitalisat in der Google-Buchsuche)
- ↑ Regierungsblatt für das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, Jahrgang 1861, Nr. 1–45, S. XXIX (Digitalisat in der Google-Buchsuche)
- ↑ G. C. Wittstein: Pharmacopoea germanica, Rezension in: Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie, 22. Band 1873, S. 120 (Digitalisat der Universitätsbibliothek Braunschweig)
- ↑ Peter Braun: Die Apotheke im Krankenhaus: ein Beitrag zur Sozialgeschichte des Krankenhauses und zur Berufssoziologie des Apothekers, Konstanzer Schriften zur Sozialwissenschaft Bd. 55, Hartung-Gorre, Konstanz 2000, ISBN 3-89649-535-6, S. 292
- ↑ Wolfgang Schneider: Vorgeschichte der ersten Pharmacopoea Germanica, in: Pharmazeutische Zeitung, 104. Jg., 1959, S. 1085 ff. (Digitalisat der Universitätsbibliothek Braunschweig)
- ↑ Officielle Beilage für amtliche Bekanntmachungen der Stadt Rostock. Zu Nr. 161 der „Rostocker Zeitung“, Nr. 9, 9. Juli 1864, S. 104 (Digitalisat in der Google-Buchsuche)
- ↑ Officielle Beilage für amtliche Bekanntmachungen der Stadt Rostock. Zu Nr. 215 der „Rostocker Zeitung“, Nr. 12, 10. September 1864, S. 121 (Digitalisat in der Google-Buchsuche)
- ↑ Neuer Markt 13 (Memento vom 21. November 2008 im Internet Archive), archivierte Website zum Neuen Markt (Rostock)