Bernhard ClaußenBernhard Claußen (* 7. April 1948 in Hamburg) ist Diplompädagoge und Professor für Erziehungswissenschaft am Institut für Didaktik der Politik an der Universität Hamburg. TätigkeitenBernhard Claußen ist Haupt- und Realschullehrer sowie Diplompädagoge. Er wurde 1974 zum Dr. phil. promoviert[1] und habilitierte sich 1980 an der Universität Gießen für Didaktik der Sozialwissenschaften zum Dr. phil. habil.[2] Seit dem 11. März 1977 ist er Professor für Erziehungswissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Vor- und Grundschulpädagogik an der Universität Hamburg. Im Jahre 2013 wurde er in den Ruhestand versetzt.[3][4] Claußen ist freier Mitarbeiter verschiedener Trägereinrichtungen zur sozialwissenschaftlichen Weiterbildung und zur politischen Jugend- und Erwachsenenbildung, außerdem arbeitete er im ETHICA mit (eine interdisziplinäre Quartalschrift für Verantwortung in Wissenschaft, Forschung, Lehre und Verhalten, die von 1993 bis 2017 in Innsbruck erschien),[5][6] ist Mitglied im Berufsverband Deutscher Soziologinnen und Soziologen und in der Gesellschaft Politiklehrender[7]. Seine Arbeitsschwerpunkte sind fachliche und didaktisch-methodische Grundlagen der Politischen Bildung, Theorie und Praxis der politischen Sozialisation sowie Problemfelder einer demokratischen Politischen Kultur, Politikwissenschaft, Pädagogik und politische Dimensionen kritisch-emanzipatorischer Gesellschaftstheorie. Bernhard Claußen ist Herausgeber/Schriftleiter der Sozialwissenschaftlichen Umschau der Studiengesellschaft für Sozialwissenschaft und Politische Bildung. ArbeitsschwerpunktePolitische BildungInhaltDer Sinn der politischen Bildung ist es, dem Menschen politische Sachverhalte näher zu bringen. Durch Bewusstseinserweiterung sollen die Merkmale und Chancen politischer Veränderungen verdeutlicht werden mit dem Ziel, Kompetenz in der Bewertung und Handhabung politisch relevanter Situationen zu gewinnen, primär in der demokratischen Regelung öffentlicher Angelegenheiten. Gegenstände sind Schlüsselprobleme, die auf das Leben einwirken und den Menschen als soziales und personales Wesen (Gerhard Wurzbacher) beeinflussen. PositionClaußen betont die Relevanz der Politischen Bildung in Hinsicht auf die Deutsche Wiedervereinigung. Laut Claußen ist der Wiedervereinigungsprozess noch längst nicht abgeschlossen, im Gegenteil bedürfe er wieder viel mehr Aufmerksamkeit und einer genaueren, detaillierten Darstellung, in der Öffentlichkeit und Fachwelt. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass unerkannte, da unbehandelte Faktoren die Vereinigung in negativer Art und Weise beeinträchtigten. Als vernachlässigte Faktoren nennt er die wirtschaftliche und gesellschaftliche Vereinheitlichung, gestaute und geballte Gefühle sowie verzerrte Wahrnehmungen seitens der Ostdeutschen und Westdeutschen. Ausschlaggebend jedoch sei die Einheit des Volkes, und deswegen müsse dieses eingebunden werden, es müsse angesichts dieser spannungsgeladenen Herausforderung partizipieren. Ein anderer Schwerpunkt Claußens betrifft den Umweltsektor: Er sieht den Gentechnologie-Diskurs als vernachlässigt an. Während am Anfang der 90er Jahre noch erörtert wurde, welche Risiken und welche Vorteile die Gentechnik berge, sei schon drei Jahre später die Diskussion erloschen aufgrund von wirtschaftlichen Interessen (Standortsicherung und Konkurrenzfähigkeit im internationalen Wettbewerb). Da auch eine eindeutige Abneigung der Bevölkerung gegen die Gentechnologie ignoriert werde, sieht Claußen hierbei nicht nur die Vernachlässigung der Diskussion als Gefahr, sondern auch den Sinn einer solchen Diskussion an sich gefährdet, wenn dabei ihre Bedenken ganz und gar überhört werden. Politische SozialisationInhaltDie Politische Sozialisation beschreibt einen lebenslangen, individuell unterschiedlich verlaufenden und sehr komplexen Prozess, der, geprägt von psychischen und umweltbedingten Faktoren, die Entstehung und Veränderung von politischen Dimensionen im menschlichen Individuum beinhaltet. Jede Wechselwirkung zwischen Individuen und ihrer politischen Umgebung bzw. der sozialen, kulturellen, ökonomischen und zivilisatorischen Umgebung, beeinflussen die geistige, emotionale und operative Gesinnung dieser Individuen. Unter welchen Bedingungen und mit welchen Ausprägungen diese entweder selbstständige oder gemeinschaftliche Entwicklung verläuft, ist eine der zentralen Fragestellungen des Faches. In den 60er Jahren etablierte sich die Fachrichtung der Politischen Sozialisation an den amerikanischen Hochschulen, zunehmend dann auch an deutschen Hochschulen. Seitdem findet sie ihre Anwendung nicht nur in der Politischen Bildung, sondern auch in der Praxis der Politik. Gerade in Zeiten von politischen Systemveränderungen (Zusammenbrüche, Umbrüche, Entstehung von nichtstaatlichen und internationalen Kollektiven) sind grundlegende Erkenntnisse und Gegenstände der Politischen Sozialisation eine Hilfestellung zur Bewältigung solcher Neustrukturierungen (zum Beispiel müssen anhand von Erkenntnissen über und Wirkungen von Sozialisationsfaktoren neue Möglichkeiten und Instanzen in Ländern mit ehemals unterdrückter Bevölkerung geschaffen werden, die zum Beispiel der politischen Bildung verpflichtet sind). Die Gestaltung, Beschaffenheit und Ausrichtung solcher Einrichtungen ist Teil der praktischen Sozialisation. Am Beispiel der Basic Education bei Mahatma Gandhi hat Bernhard Claußen in der wissenschaftlichen Reihe Studien zur Politikdidaktik einen pädagogischen Ansatz gefördert. PositionLaut Claußen ist die gesellschaftliche Praxis und die wissenschaftliche Theoriebildung über politische Sozialisation sehr problematisch. Bei der Theorie stehe man vor dem Problem, dass durch die lose Verknüpfung zu etablierten Wissenschaften die Politische Sozialisation als Querschnittsaufgabe nur wenig direkte Erwähnung finde und wenn überhaupt, meist überlagert werde von dem Bezug des Gegenstandes zu dem eigentlichen Ausgangsproblem. Des Weiteren herrsche in der Allgemeinheit eine negative Begrifflichkeit durch Assoziation mit unkonventionellem, unerwünschtem politischem Denken, bzw. verschiedenen Verständnissen von Politisierung (Politisierung als vermehrte Intervention des Staates, Politisierung als geheime erzieherische Maßnahme der staatlichen Institutionen etc.). Letztendlich fehle eine vollkommene Identifikation ihrer selbst (der politischen Sozialisation) als Instrument der Politikvermittlung mit dem Bewusstsein der Reichweite und Konsequenzen ihrer Einflussnahme. Die Praxis stehe vor dem Problem der verschiedenen Zuständigkeitsbereiche bzw. Sozialisationsfaktoren und deren Ausgestaltung. Claußen spricht sich dafür aus, einen weiten Instanzenbegriff zu verwenden, der die einzelnen Sozialisationsfaktoren in verschiedene Klassen typologisiert. Als da wären:
Veröffentlichungen
WeblinksEinzelnachweise
|