Berlin-Kolleg
Das Berlin-Kolleg (vollständige Eigenbezeichnung: BERLIN KOLLEG – Institut zur Erlangung der Hochschulreife[2]) ist eine staatliche Tagesschule des zweiten Bildungswegs im Berliner Ortsteil Moabit, an der Erwachsene mit Berufserfahrung das Abitur, die Fachhochschulreife sowie den mittleren Bildungsabschluss erlangen können. Das Institut besteht seit 1960 und ist berlinweit das älteste und größte seiner Art. GeschichteDas Berlin-Kolleg wurde am 1. April 1960 als Sonderlehrgang zum Erwerb der Hochschulreife in Berlin gegründet.[3][4] Während in den ersten Jahren die rechtliche Reglementierung zur Unterrichtsgestaltung und zum Selbstverständnis solcher Institute fehlte,[3] folgte im Juli 1965 mit der Vereinbarung über die Institute zur Erlangung der Hochschulreife[5] der erste regulierende Senatsbeschluss. Nachdem erste Gespräche bereits im Oktober des Vorjahres stattfanden, genehmigte Carl-Heinz Evers, der damalige West-Berliner Schulsenator, am 25. Oktober 1968 die angestrebte Reform des Berlin-Kollegs.[6] Mit der Reform erhielten die Teilnehmenden der Jahrgänge Freiheiten und Rechte oberhalb der damaligen Norm. Nach dem Rücktritt des Schulsenators am 4. März 1970[7] ernannte man Gerd Löffler zum Nachfolger.[8] Zwei – ihn einbeziehende – Gesamtkonferenzen zum Erhalt der Reform des Berlin-Kollegs wurden am 21. Juni und 29. Juni 1971 erfolglos beendet.[9] Im August desselben Jahres trat eine neue Stipendienregelung in Kraft, die eine elternunabhängige Förderung nach dem neugeschaffenen Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) ermöglichte,[10] 1976 setzte eine eigene Schulaufsicht für den zweiten Bildungsweg ein.[9] Am 21. Juni 1979 beschloss die Kultusministerkonferenz die Vereinbarung über die Neugestaltung der Kollegs[11] und schränkte damit den Handlungs- und Gestaltungsrahmen des zweiten Bildungsweges ein. Im Februar 1981 fand das erste dieser Vereinbarung folgende Semester statt, die Reform des Berlin-Kollegs lief 1983 aus.[9] 1995 kam es zu einem Standortwechsel. Im Jahr 2002 wurde im Rahmen der Senatshaushaltsberatungen ein kostenbedingter Standortwechsel beschlossen, die neuen Räumlichkeiten sollten im Vergleich zum Standort in der Lützowstraße etwa 1,5 Millionen Euro einsparen. Nach langen Sanierungszeiten zog das Berlin-Kolleg 2006 in das Gebäude der ehemaligen Fontane-Schule in der Turmstraße 75. Der Gebäudekomplex in der Turmstraße und der Zwinglistraße ist ein gelistetes Baudenkmal.[12] Im Zuge eines im Vorfeld initiierten Medienkonzeptes konnte das Berlin-Kolleg ab November 2011 dem Senatsprojekt Berlin wird kreidefrei beitreten. Seit dem 1. Mai 2012 gehören nur noch vereinzelte Räume des Vorderhauses der Turmstraße 75 zum Berlin-Kolleg. Seit März 2019 gehört das Berlin-Kolleg als Partnerorganisation zum vom LSVD organisierten Bündnis gegen Homophobie.[13] 2020 stand im Fokus des 60-jährigen Bestehens des Berlin-Kollegs. Entsprechend veröffentlichte die Redaktion des Ergänzungskurses Journalistisches Schreiben ein Sondermagazin mit historischen Informationen und Interviews.[4] Als Zeichen für den erfolgreichen Ausbau der digitalen Infrastruktur erhielt das Berlin-Kolleg am 30. September 2021 das Siegel Exzellente Digitale Schule vom Bündnis für Bildung. Zu den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern des Siegels gehörte die damalige Senatorin für Bildung, Jugend und Familie des Landes Berlin Sandra Scheeres.[14] Seit September 2024 bietet das Berlin-Kolleg einen größtenteils online-basierten Abitur-Lehrgang namens ABITUR ONLINE mit auf zwei Tage pro Woche beschränkten Präsenzphasen an.[15] SchulformAbschlüsseMan kann folgende Schulabschlüsse erlangen:
Notwendige Voraussetzungen für den Besuch dieser Bildungsgänge können auch in Kursen der Volkshochschulen erworben werden. AufnahmevoraussetzungenWer eine Aufnahme an einer Schule des zweiten Bildungsweges zur Erlangung der allgemeinen Hochschulreife des Landes Berlin anstrebt, muss folgende Voraussetzungen erfüllen:
SchullaufbahnVorkursTeilnehmende ohne Mittleren Bildungsabschluss oder oberhalb des dreißigsten Lebensjahres müssen einen halbjährigen Vorkurs besuchen. Der Vorkurs vermittelt Grundkenntnisse sowie generelle Materialauffrischungen in den Fächern Mathematik, Englisch und Deutsch. Für Teilnehmende mit wenigen Vorkenntnissen kann zudem ein zusätzlicher Deutsch- als auch Englisch-Auffrischungskurs angeboten werden. Für geflüchtete Teilnehmende werden Vorbereitungskurse angeboten. EinführungsphaseDie Einführungsphase vermittelt innerhalb eines Jahres die nötigen Voraussetzungen für den Übergang in die Qualifikationsphase. Wer bereits die Fachhochschulreife besitzt oder die gymnasiale Einführungsphase absolviert hat und Kenntnisse in zwei Fremdsprachen nachweisen kann, kann die Einführungsphase des Berlin-Kollegs nach einer persönlichen Beratung gegebenenfalls überspringen. Wer noch nicht über den Mittleren Bildungsabschluss verfügt, erhält ihn nach dem erfolgreichen Abschluss der Einführungsphase. QualifikationsphaseDie Qualifikationsphase stellt eine Vertiefung der Einführungsphase dar und setzt sich aus Leistungs- und Grundkursen zusammen. Die Leistungskurse vermitteln tiefergehende Kenntnisse, jedoch vermitteln die Grundkurse ebenso ein umfangreiches Wissen. Die Kombination der Fächer folgt dem Recht des Landes Berlin und erlaubt eine vielfältige individuelle Auswahl. AbschlüsseMittlerer SchulabschlussDer Mittlere Schulabschluss wird nach dem erfolgreichen Bestehen der Einführungsphase automatisch vergeben. Eine gesonderte Prüfung wird nicht benötigt. FachhochschulabschlussDie Fachhochschulreife setzt sich aus zwei Komponenten zusammen, die erste kann am Berlin-Kolleg erworben werden.
Allgemeine HochschulreifeKosten und FördermöglichkeitenDer Besuch des Berlin-Kollegs ist kostenlos. Ab der Einführungsphase sind eingeschriebene Personen BAföG berechtigt. Teilnehmende, die das dreißigste Lebensjahr überschritten haben, müssen eine vorausgegangene Teilnahme des Vorkurses nachweisen. Einige Stiftungen vergeben zusätzliche Stipendien an Kollegiaten und Kollegiatinnen, dazu gehören unter anderem: Angebot und KollegsprogrammKollegiatinnen und Kollegiaten des Berlin-Kollegs können eine breite Auswahl an Kursfächern und Zusatzkursen wahrnehmen. Fächerkanon
Fremdsprachenauswahl
2-semestrige Grundkurse
1-semestrige Ergänzungskurse
Arbeitsgemeinschaften
Ehemals angebotene Fächer
Beruf- und StudienvorbereitungDas Berlin-Kolleg verfügt – in Kooperation mit Partnern wie der Bundesagentur für Arbeit – über diverse Beratungs- und Informationsangebote, die Kollegiatinnen und Kollegiaten in Anbetracht ihrer individuellen Laufbahnplanung unterstützend zur Seite stehen. Weitere Angebote
Besonderheiten des Berlin-KollegsFördervereinAm Berlin-Kolleg existiert ein Förderverein, der seine Aufgabe darin sieht, das Schulleben am Berlin-Kolleg aktiv zu unterstützen und das Gemeinschaftsgefühl zu fördern. Dieser Verein der Freunde und Förderer des Berlin-Kollegs gewährt auch kleinere zinsfreie Darlehen, wenn Kollegiaten kurzfristig in finanzielle Notlagen geraten sind und hierdurch der Schulbesuch gefährdet scheint – z. B. bei einem Wohnungswechsel, oder wenn Bafög-Zahlungen nicht rechtzeitig eintreffen. Der Verein finanziert sich ausschließlich durch Spenden. Diese können von der Steuer abgesetzt werden, da der Verein gemeinnützig ist. Historisches Gebäude in der Turmstraße 75Das Gebäude in der Turmstraße 75 wurde im Jahr 1875/1876 errichtet und beherbergte zunächst bis 1934 die 82. und 90. Gemeindeschule sowie einer städtischen Fortbildungsschule für Mädchen. Ab 1934 war es bis zur kriegsbedingten Zerstörung einige Jahre später das Gebäude einer gewerblichen Berufsschule für Jungen und eine hauswirtschaftliche Berufsschule. Ab 1952 erfolgte der Wiederaufbau des Gebäudes. Nach dem erfolgreichen Wiederaufbau beheimatete das Gebäude mit der Elsa-Brändström-Schule bis 1982 erneut eine hauswirtschaftliche Berufsschule. Bis 1982 wurde das Gebäude vielfältig im Rahmen der kulturellen Bereicherung verwendet, es gab unter anderem ein bezirkliches Kulturzentrum sowie Räumlichkeiten für die Volkshochschule. Auszeichnungen und Kooperationen
Bekannte Absolventinnen und Absolventen
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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