Die rund 900 Benue-Kongo-Sprachen werden von über 270 Millionen Menschen in West-, Zentral- und Südafrika gesprochen. Das Benue-Kongo zerfällt in zwei ungleich große genetische Untereinheiten, nämlich West-Benue-Kongo (70 Sprachen mit knapp 50 Mio. Sprechern in Togo, Benin und Nigeria) und Ost-Benue-Kongo (830 Sprachen mit 225 Mio. Sprechern in Südost-Nigeria und ganz Zentral- und Südafrika). Ost-Benue-Kongo schließt insbesondere die große Familie der Bantusprachen mit ein.
Der Name Benue-Kongo wurde von Joseph Greenberg 1963 geprägt, der diese Gruppe in vier Einheiten teilte: Platoid, Jukunoid, Cross River und Bantoid. Nach Shimizu (1975) und Gerhardt (in Bendor-Samuel 1989) wurden Platoid und Jukunoid als Zentral-Nigerianisch zusammengefasst. Bennett und Sterk (1977) erweiterten Benue-Kongo durch die östlichen Gruppen von Greenbergs Kwa, nämlich Yoruboid, Edoid, Igboid, Nupoid und Idomoid. Diese Gruppen wurden dann von Blench 1989 als West-Benue-Kongo vereinigt, während das ursprüngliche Greenbergsche Benue-Kongo zum Ost-Benue-Kongo wurde. Ohiri-Aniche vermuteten 1999, dass die Sprache Ukaan (vielleicht zusammen mit dem Akpes) ein Bindeglied zwischen West- und Ost-Benue-Kongo bildet, Connell (1998) schlug dagegen das Cross River als ein solches Bindeglied vor. In der vorliegenden Klassifikation nach Williamson-Blench (in Heine-Nurse 2000) wird Cross River zum Ost-Benue-Kongo gerechnet, Ukaan und Akpes (die möglicherweise eine Einheit bilden) dagegen zum West-Benue-Kongo.
Klassifikation des Benue-Kongo
Klassifikation des Benue-Kongo nach Williamson-Blench 2000
In der folgenden Tabelle sind die Benue-Kongo-Sprachen mit mindestens 3 Mio. Sprechern mit der Angabe ihrer Sprecherzahl (inklusive der Zweitsprecher), ihrer Kurzklassifikation und ihres Verbreitungsgebietes aufgeführt. Es gibt insgesamt 26 Benue-Kongo-Sprachen mit mindestens 3 Mio. Sprechern, davon gehören alle außer Yoruba, Igbo und Efik zu den Bantusprachen.
Benue-Kongo-Sprachen mit mindestens 3 Millionen Sprechern
Die Sprecherzahlen basieren auf dem unten angegebenen Weblink zu Klassifikation der Benue-Kongo-Sprachen. Kongo steht für die Demokratische Republik Kongo, Kongo-Brazzaville für die Republik Kongo.
Die Klassenpräfixe für Bantu-Sprachnamen (z. B. ki-, chi-, lu-, se-, isi-) werden in der sprachwissenschaftlichen Literatur heute üblicherweise nicht mehr verwendet. Auch in diesem Artikel wird die Kurzform ohne Präfix benutzt, also z. B. Ganda statt Luganda; die Langform mit Präfix ist als Alternativname angegeben. Die Nummern der Bantusprachen (z. B. G40) geben die Einteilung in die Guthrie-Zonen wieder (G40 = Zone G, Zehnergruppe 40; siehe Bantusprachen).
Joseph Greenberg: The Languages of Africa. Mouton, The Hague and Indiana University Center, Bloomington 1963.
Bernd Heine und andere (Hrsg.): Die Sprachen Afrikas. Buske, Hamburg 1981.
Bernd Heine, Derek Nurse (Hrsg.): African Languages. An Introduction. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2000, ISBN 0-521-66178-1. Darin: Kay Williamson und Roger Blench: Niger-Congo.
John Bendor-Samuel (Hrsg.): The Niger-Congo Languages: A Classification and Description of Africa's Largest Language Family. University Press of America, Lanham, New York, London 1989. Darin: Kay Williamson: Benue-Congo Overview.
Zur Klassifikation
Merritt Ruhlen: A Guide to the World's Languages. Classification. Arnold, Stanford 1987.
Diedrich Westermann: Die westlichen Sudansprachen und ihre Beziehungen zum Bantu. Mitteilungen des Seminars für orientalische Sprachen. Berlin 1927.
Joseph Greenberg: Studies in African Linguistic Classification. Southwestern Journal of Anthropology 1949–1950.
Kiyoshi Shimizu: A Lexicostatistical Study of Plateau Languages and Jukun. Anthropological Linguistics 17. 1975.
Patrick Bennett and Jan Sterk: South Central Niger-Congo: A Reclassification. Studies in African Linguistics. 1977.
Ludwig Gerhardt: Kainji and Platoid. In: Bendor-Samuel 1989.
Chinyere Ohiri-Aniche: Language Diversification in the Akoko Area of Western Nigeria. In: Roger Blench und Matthew Spriggs: Language and Archaeology IV. Routledge, London 1999.