Ben KiernanBenedict Francis „Ben“ Kiernan (* 29. Januar 1953 in Melbourne) ist ein australischer Historiker, der sich mit der Geschichte Südostasiens im 20. Jahrhundert und speziell des Pol-Pot-Regimes befasst und mit der Geschichte von Genoziden wie dem in Kambodscha. Er ist A. Whitney Griswold Professor für Geschichte und war von 1998 bis 2015 Direktor des Genocide Studies Program an der Yale University. Leben und WirkenKiernan studierte an der Monash University in Melbourne Geschichte (B.A.-Abschluss mit Auszeichnung 1975). Als Student war er Mitte der 1970er Jahre in Kambodscha, wo er die Khmer-Sprache lernte, und wurde wie andere Ausländer 1975 von den Roten Khmer ausgewiesen. Anschließend war er als Tutor für Südostasiatische Geschichte an der University of New South Wales tätig. Anfangs stand er dem kommunistischen Regime in Kambodscha wie viele linke Intellektuelle noch positiv gegenüber[1] (und entsprechende Veröffentlichungen von ihm aus den 1970er Jahren wurden später herangezogen, um seine Qualifikation als Historiker des kambodschanischen Genozids zu bezweifeln)[2], was sich aber ab 1978 nach Interviews mit zahlreichen Flüchtlingen aus dem Land änderte.[1] Er promovierte 1983 an der Monash University bei David P. Chandler mit der Arbeit How Pol Pot Came to Power über die Geschichte der kommunistischen Bewegung in Kambodscha von 1930 bis 1975 zum Ph.D. Danach blieb er zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Monash University. Er begann in den 1980er Jahren über die Verbrechen des Regimes zu veröffentlichen und diese in breiten Kreisen bekannt zu machen.[1] Von 1986 bis 1989 lehrte er als Lecturer bzw. Senior Lecturer für Geschichte an der University of Wollongong. Ab 1990 war er Associate Professor für Geschichte an der Yale University im US-Bundesstaat Connecticut, wo er 1994 das Cambodian Genocide Program (CGP) am Yale Center for International and Area Studies initiierte. Im Rahmen des CGP erhielt er ca. 2 Millionen Dollar Fördermittel (hauptsächlich vom US-Außenministerium), um in Kambodscha ein Dokumentationszentrum aufzubauen. Ein Gericht der Roten Khmer verurteilte ihn 1995 aufgrund seiner Veröffentlichungen über deren Verbrechen in Abwesenheit zum Tode.[1] 1997 wurde er zum (ordentlichen) Professor ernannt, seit 1999 hat er die A. Whitney Griswold-Professur für Geschichte inne. Kiernan gründete 1998 ein Programm für Vergleichende Völkermordforschung, das er bis 2015 als Direktor leitete. 2000 lancierte er auch ein Osttimor-Projekt in Yale (in Osttimor fand etwa gleichzeitig mit dem in Kambodscha auch ein Genozid durch die indonesische Regierung statt). Von 2005 bis 2021 war er außerdem Professor für Internationale und Regionalstudien am MacMillan Center der Yale University. Sein 1996 veröffentlichtes Buch über das Pol-Pot-Regime gilt als Standardwerk. Er erschloss nicht nur neue Quellen, sondern räumte auch mit Missverständnissen über das Regime auf, zeigte das Ausmaß ethnischer Säuberungen, die mit dem Terror verbunden waren, und wies auch auf inneren Widerstand im Regime hin, der schließlich zum Sturz nach der vietnamesischen Invasion 1979 beitrug.[3] Sein Ruf als Genozidforscher wurde durch sein Buch Blood and Soil von 2007 gefestigt, das eine Übersicht über die Geschichte von Genoziden gibt. Er macht vier Grundthemen aus (Rassismus, Expansion, Rückkehr zu landwirtschaftlichen Ursprüngen und eine idealisierte Vergangenheit).[4] 2006 hatte er eine auf fünf Jahre laufende Federation Fellowship des australischen nationalen Forschungsrats an der Universität Sydney, und er ist Honorary Professorial Fellow an der Universität Melbourne. Schriften
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