Belecke
Belecke ist seit 1975 ein Ortsteil der Stadt Warstein im Kreis Soest in Nordrhein-Westfalen (Deutschland). Zum 1. Oktober 2020 hatte er 5386 Einwohner.[1] Der Ort liegt zwischen dem Haarstrang im Norden und dem Sauerland im Süden an der Möhne. Das Zentrum des Orts befindet sich auf einer Höhe von 255 Metern über dem Meeresspiegel. GeografieBelecke liegt am Naturpark Arnsberger Wald an der Mündung der Wester in die Möhne und am nördlichen Rande des Sauerlandes zum sich nördlich daran anschließenden Haarstrang und der Westfälischen Bucht. Das Stadtgebiet Beleckes gliedert sich in den von Wald bedeckten Süden und den unbewaldeten Norden (Haarstrang). Die Grenze zwischen den beiden Landschaftsformen bildet der Fluss Möhne. Der Haarstrang bildet die Grenze zwischen der im Süden gelegenen naturräumlichen Einheit „335 Nordsauerländer Oberland“ und der nördlich vom Haarstrang gelegenen Einheit „542 Hellwegbörden“. Höchster Punkt mit 372 m über NN ist der Butterberg 3 km südwestlich des Ortes (51°28′07″ Nord und 8°18′19″ Ost), niedrigster Punkt 246 m im Möhnetal 0,5 km südwestlich von Welschenbeck (51°29′15″ Nord und 8°19′11″ Ost). NachbarorteBeleckes Nachbarorte, im Uhrzeigersinn beginnend im Norden: Uelde, Effeln, Drewer, Suttrop, Warstein, Sichtigvor und Mülheim. KlimaDie Jahresmitteltemperatur liegt im Belecker Stadtgebiet zwischen 8,4 °C und 7,7 °C. Der kälteste Monat ist der Januar mit einem Temperaturmittel von −0,1 °C bis +0,7 °C. Der heißeste Monat ist der Juli, hier liegt das Mittel bei 15,7 °C bis 16,4 °C. Die tiefsten absoluten Temperaturen werden aufgrund der Kaltluftseen (Inversion) im Möhne- und Westertal gemessen. Die absoluten Höchstwerte werden wegen der Südhanglage und der Thermik, vermutlich am oberen Beckerhaan erreicht. Dieses Gebiet ist damit die wärmste Region in Belecke. Der Niederschlag ist stark standortabhängig. An der Niederschlagsstation des DWD, im Ortszentrum von Belecke, waren es 903,4 mm Niederschlag. Auf der Haar waren es um 960 mm, am Butterberg ca. 1025 mm und im Möhnetal östlich von Belecke um 890 mm. Diese Unterschiede kommen durch die Topographie und die damit verbundenen Lee- und Luveffekte zustande. Im Winter sind die Unterschiede zwischen Butterberg und Möhnetal besonders groß. Im Sommer hingegen ist der Unterschied nicht so deutlich, da hier der meiste Niederschlag in Form von Gewittern und Schauern zu Boden geht, die recht gleichmäßig verteilt sind. Die Sonnenscheindauer im Belecker Stadtgebiet ist mit ca. 1440 Stunden recht gleichmäßig verteilt. Die Anzahl der Schneetage mit einer Schneehöhe von ≥ 1 cm beträgt je nach Höhenlage zwischen 42 und 56 Tage. Alle angegebenen Werte beziehen sich auf das Mittel 1961–1990. Gegenüber diesen Mittelwerten haben sich die Mittelwerte der Jahre 1981–2010 wie folgt verändert. Das Jahresmittel stieg auf 8,3 °C bis 9,1 °C, das Januarmittel auf 0,6 °C bis 1,3 °C und das Julimittel auf 16,7 °C bis 17,5 °C. Der Jahresniederschlag stieg auf 950 mm bis 1087 mm. Die Anzahl der Schneetage ging auf 32 bis 47 Tage zurück und die Sonnenscheindauer ist mit 1504 Stunden etwas größer geworden.
GeschichteMittelalterFür das Jahr 938 wird Belecke erstmals erwähnt.[2] In diesem Jahr geriet Belecke für einen einzigen Tag in den Blick der Reichsgeschichte: 938 kam es zu einem Bündnis verschiedener Adliger, die sich in ihren Rechten beschnitten sahen: Frankenherzog Eberhard, Wichmann d. Ä. und Thankmar – ein Halbbruder von Otto I. – verbündeten sich. Eberhard und Thankmar eroberten die Burg Belecke, in der sich Thankmars Halbbruder Heinrich (Bruder Ottos I.) aufhielt. Heinrich wurde gefangen genommen. Die Aufständischen zogen weiter zur Eresburg (Obermarsberg), die sie eroberten. Im Juli des Jahres 938 zog Otto mit einem Heer zur Eresburg. Die Überlieferung berichtet über die folgenden Ereignisse: Die Burgbesatzung habe die Übermacht der Belagerer erkannt und die Tore geöffnet. Thankmar sei in die Peterskirche geflohen, wohin ihn das Heer verfolgte. Auf dem Altar der Kirche habe er seine Waffen und seine goldene Halskette abgelegt – was wohl als Zeichen der Unterwerfung gedeutet werden darf. Dennoch sei der Kampf bis in die Kirche hineingetragen worden – eine Ungeheuerlichkeit nach mittelalterlichem Verständnis. Thankmar sei dort durch einen Speerwurf getötet worden, der durch ein Fenster hinter dem Altar, also von außerhalb der Kirche, geführt wurde. Der Aufstand brach zusammen. Belecke ist in der Folgezeit als Reichs- bzw. Reichskirchengut ausgewiesen. Der Besitz gelangt während der Unmündigkeit König Heinrichs IV. an Erzbischof Anno II. von Köln, der den dortigen Zehnten an die Klöster Siegburg bzw. Grafschaft vergibt. Diese frühen Erwähnungen Beleckes beziehen sich ausnahmslos auf eine Burg, die sicherlich auf dem heutigen Stadtberg, der Belecker Altstadt, als Spornbefestigung, gelegen hat. Daneben gibt es noch eine interessante Flurbezeichnung: Altenbelecke. Diese bezeichnet ein Gebiet am Nordrand des Möhnetals in idealer Siedlungslage: Im Quellbereich eines kleinen Baches (der Selbke), gegen Westwind geschützt, Südhang. Hier darf die ursprüngliche Siedlung Belecke/Baduliki vermutet werden. (Nicht zu verwechseln mit der heutigen Silbkestraße am Silbkebach, der im Belecker Stadtwald entspringt.) Belecke – in verschiedenen Namensformen überliefert (Baduliki, Badiliki, Badilikki, Patelecke, Badelecca) – erscheint in einigen wenigen Urkunden des hohen Mittelalters, interessanterweise gleich zweimal in der gefälschten Gründungsurkunde des Klosters Grafschaft, angeblich 1072 von Erzbischof Anno II. von Köln, einmal im Text der Urkunde (Badelecche, dann im Nachtrag von ca. 1200 Badelike). Belecke gehörte von 1072 bis zur Säkularisation im Jahre 1803 zum Kloster Grafschaft bei Schmallenberg. Kurz nach 1120 (wohl 1127) gründete das Kloster Grafschaft in Belecke eine Propstei auf dem Stadtberg. Erstmals erwähnt wird ein Probst in Belecke zum Jahr 1244, im Jahr 1270 erscheint die Propstei als mit dem Kloster Grafschaft verbunden, dessen Abt den Propst einsetzt. Am 12./16. Dezember 1296 verleiht Erzbischof Siegfried von Westerburg, Erzbischof von Köln, dem Ort Belecke Stadtrechte. Diese Urkunde ist erhalten und hat übersetzt den folgenden Text: „Allen die diese Urkunde sehen und von ihr hören, tuen wir, Siegfried von Gottes Gnaden Erzbischof der hl. kölnischen Kirche, Erzkanzler des hl. Reiches in Italien, nach Unserem Willen kund und bekennen vor den Anwesenden: Unsere und der kölnischen Kirche Stadt Bedelke, die erst neu gegründet ist, soll um so besser zur rechten und beabsichtigten Freiheit und Blüte gelangen. Unserer Kirche und Unsern treuen Bürgern daselbst, die diese Stadt bewohnen, werden wir Unsere gewohnte Gunst und Wohlgewogenheit besonders schenken. Die Stadt selbst und unsere Bürger darin, die Wir eben erwähnten, erhalten von uns ihre Freiheit und Rechte in jeglichen Dingen, die Unsere Stadt und Bürger in Ruden (Rüthen) von der kölnischen Kirche, von Unseren Vorgängern und Uns bekanntlich erhalten haben. Dies fügen wir besonders hinzu: Wer diese Unsere Stadt, die ja eine Neupflanzung ist, betreten hat, um in ihr zu bleiben, und darin Bürger geworden ist, der soll ohne weiteres, welchen Standes, Herkommens oder Geschlechtes er sei, frei sein und keinem Menschen außer Uns und der kölnischen Kirche – so wie Unsere übrigen Bürger in Unseren anderen Städten nach Bürgerrecht Unserer kölnischen Kirche seit jeher verpflichtet gewesen sind – zu irgendeinem Dienst verpflichtet sein. Und er soll sich allezeit der Freiheit erfreuen, die wir dieser Stadt hiermit aus unserer Machtbefugnis verleihen. Wenn aber einer unserer genannten Bürger oder einen von ihnen gegen unsere Bestimmung schädigen oder nötigen sollte, an seinem Leben oder an seinem Gute, so soll er wissen, daß ihn mit Bestimmtheit Unser und der kölnischen Kirche Zorn treffen wird. Zur Bekräftigung haben Wir unser Siegel unter diese Urkunde setzen lassen. Gegeben zu Soest am 16. Dezember 1296“[3] Höchstwahrscheinlich wurden am gleichen Tag auch Stadtrechtsurkunden für die benachbarten Ortschaften Kallenhardt und Warstein ausgefertigt, die aber nicht erhalten sind. Siegfried ist im Spätherbst/Winter des Jahres 1296 nach Westfalen gereist, wo er Junggraf Wilhelm, den Erben der Grafschaft Arnsberg, mit Beatrix, der Tochter des Grafenpaares Conrad und Mechtilde von Rietberg, verheiratete. Die Stadtrechts-Urkunde, in Soest ausgestellt, liegt in einer späteren Abschrift vor. Zu einem Ausbau der Ortschaft kam es aber offensichtlich nicht. Erzbischof Siegfried starb am 7. April 1297, also nur gut drei Monate nach der „Gründung“ der Stadt Belecke. Sein Nachfolger Erzbischof Wigbold von Holte (1297–1304) verfolgte andere politische Ziele. Erst der zweite Nachfolger Siegfrieds, Heinrich II. von Virneburg (1304/06–1332), nahm die territoriale Konsolidierungspolitik seines Vorvorgängers wieder auf. In einer Urkunde von 1307 legte der Erzbischof fest, dass jetzt auf dem Berg die Stadt Belecke errichtet und befestigt werden sollte. 1307 erhielt der Belecker Propst durch den Kölner Erzbischof das Mahlrecht. Eine Gedenkfeier und Gottesdienste erinnern noch heute jährlich am Mittwoch vor Pfingsten an den „Sturmtag“ zur Zeit der Soester Fehde. An diesem Tag 1448 wehrten die Belecker einen Angriff der Soester mit Erfolg ab. Der Belecker Sturmtag wurde in das Landesinventar des Immateriellen Kulturerbe von Nordrhein-Westfalen aufgenommen.[4] Verwaltung der mittelalterlichen StadtDer Stadt stand wohl seit der Gründung ein Bürgermeister vor, der die wichtigen Angelegenheiten regelte. Seine Amtszeit betrug ein Jahr er wurde nicht von den Bürgern direkt, sondern von vier Wahlmännern gewählt. Es sind Bürgermeister als consules und proconsules erwähnt, vermutlich verhielt es sich ähnlich wie bei den Bürgermeistern in Brilon. Der Rat und der Bürgermeister bildeten den Stadtrat. Dem Bürgermeister waren als Berater zwei Kämmerer beigeordnet, die auch häufig Urkunden mit ihrem Namenszug versahen. Der erste Kämmerer war für die Führung der Stadtkasse verantwortlich. Der Stadtsekretär, nicht Mitglied des Rates, führte den gesamten Schriftverkehr, er war besoldet und einer der wenigen Einwohner, die lesen und schreiben konnten. Bei ihrem Amtsantritt leisteten die Bürgermeister ihren Mitbürgern den sogenannten Bürgermeister Aid Der Text ist in dem alten Stadtbuch überliefert. Nicht jeder im Ort Ansässige war Vollbürger. Die Aufnahme der Bürgersöhne erfolgte bei Erreichen der Volljährigkeit, Hinzugezogene mussten sich, so sie das wollten, um das Bürgerrecht bewerben und eine doppelte Aufnahmegebühr entrichten. Menschen die in Belecke wohnten, aber das Bürgerrecht nicht besaßen, wurden Beilieger genannt, wollten sie Vollbürger werden, mussten auch sie die doppelte Gebühr zahlen. Ein Bürger, der eine auswärtige Frau heiratete, musste Einzugsgeld bezahlen. Jeder Bürger hatte einen Ledereimer für Löschzwecke zu stellen. Der Vorteil der Bürger gegenüber den Beiliegern, die weniger Abgaben zu entrichten hatten, war das Recht zur Hude, Mast- und Holzberechtigung.[5] Wenn Häuser leerstanden, erbrachten deren fehlende Bewohner keine Einnahmen in die Stadtkasse, das bedeutete aber nicht, dass um jeden Preis neue Einwohner gewonnen werden sollten. Es wurde besonderen Wert auf die finanzielle Leistungsfähigkeit der Neubürger gelegt. Unvermögende Menschen und Arme waren nicht erwünscht. Die Stadt war reichlich mit Kranken, Krüppeln und Bettlern belastet. Invaliden waren auch zum Betteln verurteilt, wenn sie kein eigenes Vermögen besaßen. Jeder Neubürger hatte vor seiner Aufnahme einen Geburtsbrief vorzulegen um einen Nachweis über seine Herkunft und eventuelle Hörigkeit zu haben. Ebenso war es wichtig von früheren Straffälligkeiten Kenntnis zu erlangen.[6] Frühe NeuzeitWährend des Dreißigjährigen Krieges wurde der Ort immer wieder von Einquartierungen verschiedener Truppen geschädigt, hierbei vorrangig von marodierenden Söldnern der Protestantischen Allianz und der katholischen Liga. Hessische Marodeure metzelten 1636 Frauen, Kinder und alte Menschen nieder, im selben Jahr brach noch einmal die Pest aus und forderte viele Opfer.[7] Im Jahr 1599 suchte die Pest den Ort heim, über die Hälfte der Bewohner fielen der Seuche zum Opfer. Um wieder ein funktionierendes Sozialwesen zu ermöglichen, durften Männer und Frauen in die Stadt ziehen, ohne das sonst übliche Bürgergeld zu zahlen.[8] Im Jahre 1712 erneuerte sich das Belecker Schützenwesen zur „Bürgerschützengesellschaft Belecke“. 1703 ereignete sich der erste große Stadtbrand. Konflikt um das SendgerichtDer Pfarrpropst in Belecke hatte das Vorrecht, ein Sendgericht abzuhalten. Bei dieser Art niedriger Gerichtsbarkeit konnte er Rügeverfahren durchführen und Kirchenstrafen aussprechen. Das Sendgericht stand zwischen Seelsorge und ordentlicher Gerichtsbarkeit. Früher hatte der Archidiakon das Recht zur Ausübung des Sendgerichtes in Belecke, allerdings drängten ihn der Abt des Klosters Grafschaft und der Propst nach und nach zurück. Der Archidiakon versuchte 1660 sein Recht wieder auszuüben, Propst und Abt widersprachen dem eindringlich. Der Archidiakon versuchte es trotzdem, der amtierende Propst Michael Crusen warf dem Archidiakon den Tisch, an dem dieser Recht sprechen wollte um, und befahl seinen Pfarrkindern, nach Hause zu gehen. Der Archidiakon fuhr unverrichteter Dinge nach Soest zurück. Der Propst hielt in Zukunft das Sendgericht zweimal im Jahr ab, seit etwa 1700 nur noch einmal, am Feiertag Allerseelen. Dem Propst standen zwei Sendschöffen zur Seite, die für jeweils ein Jahr gewählt wurden und Stillschweigen bewahren mussten.[9] Seit dem 19. JahrhundertBeim zweiten und letzten großen Stadtbrand am 13. April 1805 brannten 2/3 der gesamten Stadt ab. Der Wiederaufbau prägte das heutige Gesicht des Ortes. Die Ackerbürgerhäuser hatten untereinander größere Abstände voneinander als vorher und die Straßen wurden breit angelegt. Eine Hausinschrift aus dieser Zeit besagt: „Laßt laut des Schöpfers Ruhm erschallen, der diese schöne Stadt gebaut, und nun mit heiligem Gefallen auf alle seine Werke schaut. Laßt uns die Brüder nicht vergessen, durch Hilfe sie, durch Trost erfreu’n, laßt uns im Glücke nicht vermessen und nicht verzagt im Unglück sein!“ In dieser Zeit gab es auch im Bereich der Justiz und Politik große Veränderungen. Bei der Einführung des neuen Grundsteuersystems im Jahr 1807 ersetzten Flurbücher die vorherigen Steuererhebungen durch Schatzung. Wegen der noch zu zahlenden Kriegslasten und auch wegen wachsender staatlicher und kommunaler Aufgaben kamen Bürgersteuern, Vieh- und Gewerbesteuern hinzu. Bis dahin wählten die Bürger ehrenamtliche Bürgermeister, an deren Stelle hessisch-darmstädtische Beamte dienst taten. Das Justizamt Belecke ersetzte die vorherige städtische Gerichtsbarkeit.[10] 1808 eröffnete die erste Apotheke und 1828 das erste Postamt. 1921 wurde der „Katholische Gesellenverein Belecke“ gegründet, der sich 1933 in „Kolpingsfamilie Belecke“ umbenannte. Seit 1924 gibt es die Freiwillige Feuerwehr. Belecke war Mitglied der Hanse 3. Klasse/Ordnung (Rüthen 2. Kl., Soest 1. Kl.). Trotzdem herrschte die Landwirtschaft vor, Handel und Handwerk gab es kaum. Wirtschaftlich aufwärts ging es 1911, als die Siepmann-Werke in Belecke eröffneten; nach 1945 kamen andere Großunternehmen wie die AEG dazu. Bedingt durch die geschaffenen Arbeitsplätze verdreifachte sich die Einwohnerzahl von Belecke, auch durch den Zuzug vieler Gastarbeiter, vornehmlich aus Italien, sowie Ruhrgebietler. 1970 hatte Belecke über 7100 Einwohner. 1872 wurde die Telegraphie installiert. 1899 wurde die alte Schützenhalle eingeweiht, die 1942 abbrannte. Im Jahr 1915 erhielt Belecke die Elektrizität. Damals habe es in jedem Haus nur drei Glühbirnen gegeben. 1934 wurde das Kaiser-Heinrich-Bad an der Külbe erbaut. Durch diese alte Kaiser-Heinrich-Solequelle war Belecke bis in die 1960er Jahre Kurbad und hieß „Bad Belecke“. Die Quelle sprudelt nur noch recht gering. Das trinkbare Heilwasser ist aber immer noch für jeden frei zugänglich im Quellenhäuschen vor dem historischen Bade-Gebäude gegenüber den mächtigen Külbensteinen. Seit der kommunalen Neuordnung, die am 1. Januar 1975 wirksam wurde, ist Belecke der größte Ortsteil der Stadt Warstein. Bis dahin war Belecke eine selbständige Stadt im ehemaligen Kreis Arnsberg.[11] 2004 wurde eine Ortsumgehung fertiggestellt. EinwohnerentwicklungWappenDas Wappen zeigt den Heiligen Pankratius. Im silbernen Schilde erkennt man das Brustbild des heiligen Pankratius in rotem Mantel, in der rechten Hand hält er ein gesenktes Schwert. Das älteste Siegel der Stadt (1401) zeigt die jugendliche Figur des Schutzheiligen, dessen Gewand fast unsichtbar ist. Daraus wurde in späteren Siegeln irrig eine weibliche Figur. Sehenswürdigkeiten
SchnadezügeDa es in früheren Jahrhunderten noch keine Katasterkarten gab, um die Grenzen der Gemeinde und deren Flur festzulegen und zu kontrollieren, wurde alle paar Jahre eine sogenannte Schnade abgehalten. Hierbei begingen die männlichen Bürger die Grenzen, um sie kennenzulernen und eventuellen Grenzverletzungen durch Nachbarn entgegenzutreten. Dabei waren auch immer sogenannte Schöffen und Zeiger zugegen, ältere Mitbürger, die sich mit den Grenzen genau auskannten. Auch der kurfürstliche Richter, der Rat und der amtierende Bürgermeister nahmen teil. Bei solchen Umzügen ging es feierlich zu, mit Trommeln und Fahnen zog man zu den Toren hinaus, um möglichst zusammen mit den Mitgliedern der benachbarten Markgenossenschaften eine von beiden Seiten anerkannte Grenze zu dokumentieren. Sichtbare Grenzzeichen waren auffällige Bäume und Felsen oder Steine sowie Bäche. Die entsprechenden Bäume wurden durch Kerben gekennzeichnet. Gelegentlich kam es auch zu Streitigkeiten, die dann in Prügeleien ausarteten. Angeblich waren dann Steine versetzt oder gekennzeichnete Bäume gefällt worden um sich Vorteile zu verschaffen. Es gibt noch Aufzeichnungen zu fünf Schnadezügen zwischen 1653 und 1743.[21] VerkehrBelecke liegt an der 1883 eröffneten Bahnstrecke Lippstadt–Warstein der Westfälischen Landes-Eisenbahn. Ab 1898 kreuzte hier die Möhnetalbahn der gleichen Gesellschaft. Auch wenn auf beiden Strecken seit 1975 der Personenverkehr eingestellt ist, so gibt es auf der ersten Strecke noch regen, auf der zweiten noch gelegentlichen Güterverkehr bis Rüthen. VereineIn Belecke gibt es ein reges Vereinswesen, u. a. zwei Spielmannszüge, ein sinfonisches Blasorchester „Musikvereinigung Belecke“[22], zwei Karnevalsgesellschaften, ein Schützenverein, ein Sportverein und den Löschzug Belecke der Freiwilligen Feuerwehr Warstein. Der Schützenverein Bürgersellschaft Belecke Möhne wurde am 23. Juni 1712 gegründet.[23] In Belecke ist eine von zwei Zugwachen der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Warstein angesiedelt. Zurzeit versehen 55 Feuerwehrfrauen und -männer hier ihren Dienst. In diesem Feuerwehrhaus an der Silbkestraße sind die Fahrzeuge und Anhänger stationiert. Im Feuerwehrhaus ist zudem auch die zentrale Atemschutzwerkstatt der Stadt Warstein untergebracht und wird von einigen Kameraden des Löschzuges betrieben. Pro Kalenderjahr werden ca. 110 Einsätze im Ortsteil Belecke, sowie in den anderen Ortsteilen gefahren. Söhne und Töchter Beleckes
Literatur
WeblinksCommons: Belecke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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