Barry CommonerBarry Commoner (* 28. Mai 1917 in Brooklyn, New York, Vereinigte Staaten; † 30. September 2012 in Manhattan, New York, Vereinigte Staaten) war ein US-amerikanischer Biologe und Ökologe. Commoner war Autor mehrerer einflussreicher Sachbücher über Umweltschutz und gilt als einer der führenden frühen Vertreter der modernen amerikanischen Umweltbewegung. LebenCommoner wurde als Sohn jüdischer Einwanderer (eines Schneiders und einer Näherin) aus Russland geboren. Er studierte zunächst Zoologie an der Columbia University, wo er 1937 den Bachelor erhielt. Er wechselte an die Harvard University und promovierte bis 1941 zur Zellbiologie. Im Zweiten Weltkrieg war er Leutnant in der U.S. Navy.[1][2] Von 1947 bis 1981 war Commoner Professor für Biologie an der Washington University in St. Louis. Seine Schwerpunktthemen waren Pflanzenphysiologie und die Wechselwirkungen zwischen Umwelt und Gesellschaft.[3] Er gründete dort 1966 das Center for the Biology of Natural Systems, um die Forschung zu Ökosystemen zu fördern. Im Jahr 1981 kehrte er nach New York zurück und war bis zu seiner Emeritierung 1987 Professor für Geo- und Umweltwissenschaften am Queens College, City University of New York.[4] Commoner starb 2012 im Alter von 95 Jahren. Politisches EngagementBarry Commoner gilt als einer der Begründer der amerikanischen Umweltbewegung. In einem Nachruf bezeichnete ihn The Nation als, nach Rachel Carson, prominentesten modernen Umweltaktivisten in den USA.[5] AtomwaffentestsCommoner engagierte sich für die öffentliche Aufklärung über die damals in den USA stattfindenden oberirdischen Atomwaffentests. Er gründete 1959, unter anderen zusammen mit Louise Reiss, das Greater St. Louis Citizens’ Committee for Nuclear Information. Das Komitee wollte in der sogenannten „Milchzahn-Untersuchung“ (engl. Babytooth-Survey) anhand der Konzentration von Strontium-90 in Milchzähnen prüfen, in welchem Ausmaß der Fallout vom menschlichen Körper aufgenommen wurde. Die Untersuchung rief ein großes Echo hervor, Bürger übermittelten zehntausende Milchzähne ihrer Kinder. Erste Untersuchungsergebnisse wurden 1961 in Science veröffentlicht, sie bestätigten die Befürchtung zunehmender Strontium-Konzentrationen. Im Jahr 1963 unterzeichnete John F. Kennedy das Moskauer Atomteststoppabkommen. Commoners Fähigkeit, Wissenschaft einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und sie teilhaben zu lassen, trug wesentlich zum politischen Erfolg der Untersuchung bei.[6] UmweltBarry Commoner sah viele Entwicklungen in Wissenschaft und Gesellschaft als reduktionistisch an. Für ihn war ein zentraler Gedanke, dass der Mensch nicht in Isolation, sondern eingebettet in seiner Umwelt lebt. Sein vielleicht bekanntester Beitrag im Kampf gegen die von ihm kritisierte reduktionistische Sichtweise waren seine viel zitierten vier ökologischen Gesetze:[7][8]
Die vier Gesetze der Ökologie veröffentlichte er in seinem vielleicht wichtigsten Buch, The Closing Circle (dt. „Wachstumswahn und Umweltkrise“). Commoner betonte hierin die Bedeutung von Externalitäten, also Seiteneffekten menschlicher Aktivität auf die Gesellschaft oder Umwelt.[9]
– Commoner: The Closing Circle, S. 13 Anlässlich des ersten Tags der Erde brachte das Time Magazine auf der Titelseite sein Porträt und nannte ihn den „Paul Revere des Umweltschutzes“, in Anspielung auf einen Freiheitskämpfer des Unabhängigkeitskriegs, dem oft die Warnung der amerikanischen Kolonisten vor den britischen Truppen durch den Mitternachtsritt zugeschrieben wird. Citizens PartyBarry Commoner war Gründer der Umweltpartei Citizens Party. Bei der Präsidentschaftswahl 1980 trat Commoner als Kandidat für diese Partei an. Er erhielt knapp 0,3 % der abgegebenen Stimmen. AuszeichnungenIm Jahr 1953 erhielt Commoner den Newcomb Cleveland Prize der American Association for the Advancement of Science für seine Arbeit Studies on the Biosynthesis of Tobacco Mosaic Virus (dt. Studien zur Biosynthese des Tabakmosaikvirus). Für seine Aktivitäten zur Bewahrung der Umwelt verlieh ihm 1970 als ersten Preisträger die Internationale Humanistische und Ethische Union den International Humanist Award. Schriften (Auszug)
Literatur
WeblinksCommons: Barry Commoner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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