Bananen
Die Bananen (Musa), veraltet Paradiesfeigen, sind eine Pflanzengattung in der Familie der Bananengewächse (Musaceae) innerhalb der Einkeimblättrigen Pflanzen (Monokotyledonen). Die etwa 80 Arten stammen alle aus dem tropischen bis subtropischen Asien und westlichen Pazifikraum.[1] Einige Arten und Hybriden bilden essbare Früchte, von denen die der Dessertbanane (Musa × paradisiaca) für die Nahrungsmittelproduktion angebaut werden. BeschreibungErscheinungsbild und BlätterMusa-Arten und -Sorten sind immergrüne, ausdauernde, krautige Pflanzen. Unterirdisch besitzen sie ein Rhizom, aus dem Ausläufer treiben. Die eigentliche Sprossachse bleibt bis zur Blütezeit sehr kurz. Der „Stamm“ ist ein aus den massiven Blattstielen bzw. Blattscheiden bestehender, nicht verholzender Scheinstamm mit in der Mitte einem echten Stamm. Er wird mindestens einen halben Meter, meist aber drei bis zehn Meter hoch. An der Basis kann er etwas verdickt sein. Die großen, einfachen, ganzrandigen Laubblätter sind in der Knospenlage gerollt: Wie auch bei der Schwestergruppe der Strelitziaceae zeigen die Laubblätter convolute Vernation (gerollte Knospenlage). Sie sind deutlich in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattspreite ist länglich oder länglich-elliptisch geformt, sie erreicht eine Länge von zwei bis drei Metern bei einer Breite von 30 bis 60 Zentimetern. Ältere Blätter sind oft mehrfach bis zur Mittelrippe eingerissen.[2][3] Die Blätter werden besonders in der südostasiatischen Küche gern zum Einwickeln von Speisen verwendet, die dann darin gegrillt oder gekocht werden. Blütenstände und BlütenDer endständige Blütenstand hängt meist über, manchmal steht er jedoch auch aufrecht. Er ist meistens mit zahlreichen grünen, braunen oder rot-violetten spathaförmigen Hochblättern besetzt, die nach und nach abfallen. An der Unterseite eines jeden Hochblatts befinden sich mehrere Blüten in einer oder zwei Reihen. An der Basis des Blütenstandes sind die, von einem Hochblatt umgebenen Blüten weiblich (mit verkümmerten Staubblättern), zum Ende des Blütenstandes hin befinden sich schnell verblühende, röhrenförmige männliche Blüten mit fünf Staubblättern im sogenannten „Bananenherz“ (Glocke), einer großen herabhängenden farbigen Knospe. Die männlichen Blüten sind, in den von mehreren Hochblättern gebildeten Schichten (Knospe), in Reihen angeordnet, in der Knospenmitte befindet sich ein weißlicher Kern (das Herz). Fünf der sechs farbigen, gezahnten, gelappten Blütenhüllblätter der Blüten sind zu einer Röhre verwachsen, die an einer Seite bis zum Grund aufreißt. Der dreikammerige Fruchtknoten ist unterständig.[2][3] Zwittrige Blüten können zwischen den weiblichen und männlichen Blüten stehen. Die strukturell dreizähligen Blüten werden oft durch Fledertiere bestäubt (Chiropterophilie).[4][5][6] Fruchtstände, Früchte und SamenDer Fruchtstand von Bananen wird als „Büschel“ bezeichnet. Ein „Büschel“ kann aus 6 bis 19 sogenannten „Händen“ bestehen, welche die einzelnen Reihen eines Büschels umfassen.[7] Die einzelnen Früchte, die botanisch zu den Beeren gehören, werden meist 20 bis 35 Zentimeter lang und auch als „Finger“ bezeichnet. Sie sind länglich geformt, meist gekrümmt, im Querschnitt leicht kantig.[2][3] Die Krümmung entsteht aufgrund des negativen Gravitropismus.[8] Jede „Hand“ eines „Büschels“ enthält etwa 10 bis 20 „Finger“. Bei Wildformen werden nach der Befruchtung in der Beere viele Samen gebildet. Bei parthenokarpen Kulturformen entwickeln sich keine Samen. Die Samen sind unregelmäßig kugelig bis linsenförmig.[2][3] Die meisten Arten sind monokarp, sterben also ab, nachdem sie gefruchtet haben. In der Regel haben sich aber am Wurzelknollen Kindel gebildet, so dass die Pflanze ausdauernd ist. ChromosomensätzeJe nach Sektion beträgt die Chromosomengrundzahl x = 10 oder 11. Bei den Wildformen ist meist Diploidie vorhanden. Kulturformen weisen andere Ploidiegrade, beispielsweise Triploidie auf. SchädlingeAuf den Staudenblättern der Dessertbanane breitet sich der Pilz Black sigatoka aus,[9] weshalb industriell betriebene Bananenplantagen einmal pro Woche mit Fungiziden besprüht werden.[10] NutzungNahrungsmittelDas Fruchtfleisch vieler Sorten der Musa × paradisiaca und anderer Hybriden ist essbar. Die Zuchtbananen bringen es heute zusammen auf über 1000 Kreuzungen und Varianten.[11] Im Vergleich mit anderen Obstsorten enthalten die herkömmlichen Zuchtbananen viel Fruchtzucker, also viele Kohlenhydrate und deshalb viel Nahrungsenergie. Dennoch sind Bananen neben den Äpfeln das beliebteste Obst der Deutschen. Eine Umfrage aus dem Jahr 2015 besagt, dass der Durchschnittsbürger in Deutschland pro Jahr ca. 12 Kilogramm Bananen verzehrt.[12] Trotz des hohen Anteils des Einfachzuckers Fruktose (Monosaccharid) ist in der Ernährungswissenschaft aber nach wie vor unumstritten, dass die Hybriden der Musa x paradisica gesund sind. Der hohe Anteil an Kalium, Antioxidantien und Vitamin C begünstigt die Muskelfunktionen, hemmt Entzündungsherde und reguliert die Stoffwechselprozesse. Weltweit stellen Bananen gerade in Schwellenländern einen großen Teil des Grundumsatzes und des Vitaminbedarfs sicher. Neben den mehlig-süßen Dessertbananen sind auch Kochbananen eine bedeutende Nahrungsquelle. Ihr weißlich-gelbes Fruchtfleisch, das im Geschmack mild bis leicht säuerlich ist, ist nicht zum Rohverzehr geeignet. Es wird sowohl gekocht als auch gebacken oder gegrillt. Ferner werden auch Bananenblüten (auch als „Bananenherzen“ bezeichnet) in der südostasiatischen Küche als Frucht verwendet, während Bananenblätter oft als eine Art Serviertablett oder geschmackstragende Back- und Grillhülle dienen. Essbar ist auch das „Bananenherz“, sowohl der fleischige, weißliche Kern (das Herz) als auch die Hochblätter und die Blüten. TextilienVon den in Indonesien verbreiteten Faserbananen (Musa textilis), Abacá genannt, werden die sogenannten Manilafasern der Blattscheiden zu Netzen, Tauwerk und Garnen verarbeitet. ZierpflanzenEinige Bananenarten werden, vor allem in tropischen und subtropischen Ländern, als Zierpflanzen verwendet.[13] Darunter sind sowohl Sorten, die über Samen, als auch solche, die vegetativ mittels Ablegern vermehrt werden. Die am weitesten verbreitete Zierpflanze ist Musa ornata[14], diese wurde schon in europäischen Ziergärten gepflanzt, bevor sie wissenschaftlich beschrieben war.[15] Während Zierbananen in tropischen Klimaten rund ums Jahr wachsen und blühen, legen sie in subtropischen und warmtemperaten (mediterranen) Klimaten im Winter eine Dormanzphase ein. Es existieren moderat frostharte Sorten, die auch im Freiland ohne besonderen Schutz im Boden überwintern und im Folgejahr neu austreiben. Eine bekannte „winterharte“ Bananenart ist die Japanische Faserbanane (Musa basjoo); von ihr sind mehrere Sorten mit verbesserter Frostresistenz gezüchtet worden.[16] Krankheiten und SortenAnfang des 20. Jahrhunderts waren Anbauregionen von der Panamakrankheit betroffen. Der Pilz Fusarium oxysporum f. sp. cubense, Stamm TR1 (= tropical race 1), der jahrelang im Boden ausdauert, drang in die Wurzeln ein. Um 1960 wurde von der Sorte Gros Michel breit auf die widerstandsfähigere Cavendish umgestellt. Eine neue Variante des Pilzes – TR4 – wurde in mehreren Untervarianten in den 1990ern in Südostasien entdeckt und breitete sich auch auf Afrika und den Nahen Osten aus. Inzwischen tritt der Pilz fast weltweit, in allen größeren Anbaugebieten, darunter Malaysia, Indonesien, Thailand, Indien, China und den Philippinen, und damit in den größten Anbaugebieten weltweit, auf. Varianten kommen auch in subtropischen Anbaugebieten vor. Nun wird angestrebt, die Cavendish-Monokulturen durch neue Sorten zu ersetzen, um die massive Verbreitung einer Krankheit in Zukunft zu erschweren. Keine der bisher registrierten Sorten dürfte dafür in Frage kommen.[17] An der KU Leuven existiert eine Gendatenbank mit derzeit über 1530 Bananensorten.[18][19] Hierdurch wird sichergestellt, dass diese verschiedenen Sorten für zukünftige Generationen erhalten bleiben. ElektrochemieDie sogenannte Bananatrode ist ein elektrochemischer Biosensor für Dopamin auf der Basis von Bananengewebe. EtymologieDas Wort Banane gelangte über das portugiesische banana ins Deutsche. Es stammt ursprünglich aus einer westafrikanischen Sprache, vermutlich aus dem Wolof. Die Banane bekam ihren wissenschaftlichen Namen, als der Botaniker Carl von Linné 1753 die Flora der Welt klassifizierte. Er nannte die Banane unter Verwendung der arabisch-persischen Bezeichnung موز / mauz für die Frucht Musa paradisiaca (für die Kochbanane) bzw. Musa sapientium (für die Dessertbanane)→ Musa Cliffortiana. SystematikDie Gattung Musa wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 2, S. 1043[20] aufgestellt. Als Lectotypusart wurde 1763 Musa paradisiaca L. durch Michel Adanson in Familles des plantes, 1. Auflage, Band 2, S. 525, 580 festgelegt.[21] Sektionen und ArtenDie Einteilung der Gattung Musa in Sektionen hat sich wiederholt gewandelt. Nach Wong et al. 2002 wird die Gattung Musa in die drei Sektionen Musa, Callimusa und Ingentimusa eingeteilt; sie stellten die Arten der Sektion Rhodochlamys in die Sektion Musa und die der Sektion Australimusa in Callimusa. Markku Häkkinen stellte 2013 auch Ingentimusa in Callimusa; somit sind es nur noch zwei Sektionen, die sich beispielsweise in der Chromosomengrundzahl x = 11 und x = 10 unterscheiden. Die Gattung Musa wird seither nur noch in die zwei Sektionen Musa und Callimusa gegliedert und enthält etwa 83 Arten und einige Unterarten bzw. Varietäten.[22][1][23][24]
HybridenEs gibt einige Hybriden, beispielsweise:
Literatur
Film
WeblinksCommons: Bananen (Musa) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Banane – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise
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