Die Bahnstrecke Teiuș–Brașov ist eine Hauptbahn in Rumänien. Sie verläuft überwiegend in den Tälern der Flüsse Târnava Mare (Große Kokel) und Olt (Alt) durch Teile der (ehemals) deutschen Siedlungsgebiete in Siebenbürgen.
Zur Zeit der Entstehung der hier beschriebenen Bahnstrecke gehörte Siebenbürgen zum Königreich Ungarn. 1868 war die erste Eisenbahnlinie nach Siebenbürgen (Arad–Alba Iulia) entstanden. Die meisten größeren Städte Siebenbürgens hatten jedoch nach wie vor keine Bahnanbindung.
1868 begann der ungarische Staat mit dem Bau mehrerer Strecken in Siebenbürgen, gab die Arbeiten jedoch kurze Zeit später an eine private englische Gesellschaft ab.[1] Zunächst wurde im November 1871 von Alba Iulia eine Strecke durch das Tal des Mureș nach Târgu Mureș in Betrieb genommen.[2] Vom Bahnhof Teiuș (ungarisch Tövis) aus wurde die Eisenbahn nach Brașov (deutsch Kronstadt, ungarisch Brassó) errichtet. Der Abschnitt von Teiuș nach Mediaș (dt. Mediasch, ung. Medgyes) wurde am 6. Mai 1872, von Mediaș nach Sighișoara (dt. Schäßburg, ung. Segesvár) am 8. Juli 1872 eröffnet.[3] Am 1. Juni 1873 war die ganze Strecke bis Brașov durchgehend befahrbar.[4]
Wegen finanzieller Schwierigkeiten musste der ungarische Staat das private Konsortium mehrmals unterstützen; 1876 wurde die Gesellschaft schließlich verstaatlicht und von der MÁV übernommen.[1]
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde Siebenbürgen und damit auch die Bahnlinie ein Teil Rumäniens.
Aktuelle Situation
Die gesamte Strecke ist zweigleisig und mit Wechselstrom (25 kV, 50 Hz) elektrifiziert. Sie ist sowohl vom Personen- als auch vom Güterverkehr stark frequentiert.
Von 2012 bis 2018 wurde die Strecke Teiuș/Coșlariu–Sighișoara im Rahmen des Europäischen Verkehrskorridors IV modernisiert. Dafür waren 1 Mrd. Euro veranschlagt. Die Modernisierung umfasste Linienverbesserungen, darunter den Bau von Brücken und zweier Tunnels bei Sighișoara. Personenzüge können nun mit bis zu 160 km/h und Güterzüge mit bis zu 120 km/h verkehren.[5]
Darüber hinaus soll die Strecke Coșlariu–Sighișoara mit dem Zugsicherungssystem ETCS Level 2 ausgerüstet werden.[6] Ende 2014 beauftragte der Infrastrukturbetreiber CFR-SA Alstom, Alcatel-Lucent und Pas 97 Impex, die 170 km lange Strecke Simeria–Coșlariu–Sighișoara im Zuge von Ausbauarbeiten zur Erhöhung der Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h auf 160 km/h entsprechend auszurüsten. Der Auftragswert beläuft sich auf etwa 500 Mio. Lei.[7]
2019 und 2020 wurden Aufträge zum Ausbau der Streckenabschnitte Sighișoara–Cața, Cața–Apața und Apața–Brașov vergeben. Die Kosten des Ausbaus der zusammengenommen etwa 130 km langen Abschnitte zur Erhöhung der Höchstgeschwindigkeit auf bis zu 160 km/h und die Ausstattung der Strecke mit ETCS belaufen sich auf etwa 616 Mio. Euro, von denen etwa 82 % Connecting Europe Facility und 18 % Rumänien übernehmen sollen.[8][9] Die Modernisierung der Strecke Sighișoara–Cața–Apața–Brașov gilt als das derzeit größte Eisenbahnbauprojekt Rumäniens.[10]
Die Modernisierung des Abschnitts Cața–Apața umfasst den Bau zweier doppelröhriger Tunnel bei Ormeniș (6,9 km Länge) und Homorod (5,2 km) und weitere Linienverbesserungen, sodass sich die Streckenlänge von 43 auf 28 km verkürzen wird. Darüber hinaus werden Kreuzungsbauwerke erstellt und Bahnhöfe erneuert.[11] Die Tunnelbaumaschinen sollen im Laufe des Jahres 2023 geliefert werden, die Fertigstellung ist für 2027 vorgesehen (Stand 2023).[10] Nach Medienberichten kommen die Bauarbeiten langsamer voran als geplant.[11] Im März 2024 fand der Tunnelanstich der ersten Röhre des Tunnels Ormeniș statt.[12]