Bahnstrecke Mikułowa–Bogatynia
Die Bahnstrecke Mikułowa–Bogatynia ist eine eingleisige Hauptbahn in Polen, die von den PKP PLK, dem Infrastrukturunternehmen der polnischen Staatsbahn, betrieben wird. Sie verläuft von Mikułowa (Nikolausdorf) nach Bogatynia (Reichenau). GeschichteNach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam ein zwischen der Lausitzer Neiße im Westen und dem tschechischen Friedländer Zipfel im Osten liegendes Gebiet zu Polen, das mit dem Rest des Landes nur über einen schmalen Korridor im Norden verbunden ist. Die bis 1945 in dieser Gegend existierenden Eisenbahnstrecken konnten durch die neue Grenzziehung entstandene Verkehrsbedürfnisse nicht abdecken. Der nun auf polnischem Gebiet liegende Bahnhof Zawidów (früher Seidenberg), Grenzbahnhof zur Tschechoslowakei, hatte keine direkte Anbindung an das polnische Eisenbahnnetz. Die vorher existierende Bahnstrecke Görlitz–Zawidów in Richtung Westen war zudem durch die Oder-Neiße-Grenze ganz unterbrochen worden. Die PKP besaß bis zu diesem Zeitpunkt auch keinen Zugang zum polnischen Teil der Bahnstrecke Zittau–Hagenwerder (Neißetalbahn).[1] Besonders wichtig war die Eisenbahnverbindung jedoch für die großen nun auf polnischem Gebiet liegenden Braunkohlevorkommen um den Tagebau Turów. Ausgangspunkt der heutigen Bahnstrecke Mikułowa–Bogatynia war die Kleinbahn Schönberg–Nikolausdorf. Deren Strecke führte ab 1923 vom damaligen Bahnhof Nikolausdorf (Mikułowa) nach Schönberg (heute Sulików). Eine Weiterführung nach Seidenberg war bereits vor dem Zweiten Weltkrieg geplant, wurde aber nicht umgesetzt. Schon bald nach dem Krieg wurde durch die Polnische Staatsbahn (PKP) die bislang in Sulików endende Kleinbahn nach Zawidów verlängert, der Abschnitt ging am 3. Oktober 1948 in Betrieb.[2] Am 15. Mai 1949 ging die Verbindung von Zawidów zum Tagebau Turów mit dem Bahnhof Turoszów in Betrieb.[2] Dabei wurde zwischen dem Abzweigen Ręczyn und Trcziniec auf 11,7 Kilometern Länge das zu Polen gekommene Teilstück der Neißetalbahn genutzt. Die Stadt Bogatynia (früher Reichenau) im äußersten südwestlichen Zipfel Polens war bis 1945 über die Schmalspurbahn Zittau–Hermsdorf angebunden. Das auf polnischer Seite verbliebene Teilstück der Strecke diente bis 1961 der Erschließung der Gegend im Braunkohlebergbaugebiet um das Kraftwerk Turów. Am 8. Mai 1960 wurde die Verlängerung der Regelspurstrecke von Turoszów nach Bogatynia eröffnet und die Schmalspurbahn in diesem Abschnitt eingestellt. Der alte Bahnhof der Schmalspurbahn im Zentrum von Bogatynia wurde nicht mehr genutzt, ein neuer Bahnhof entstand am nördlichen Stadtrand. Der Personenverkehr auf der Strecke wurde im April 2000 eingestellt.[3] Güterzüge verkehren sowohl grenzüberschreitend nach Tschechien über den Grenzbahnhof Zawidów als auch zur Versorgung des Kraftwerkes Turów. Eine Instandsetzung der stillgelegten Strecke zwischen Turoszów und Bogatynia ist vorgesehen. Im Rahmen des Programmes Kolej plus soll der planmäßige Reiseverkehr in der Relation Zgorzelec–Bogatynia zeitnah wieder aufgenommen werden. Eine entsprechende Vereinbarung zwischen der Wojewodschaft Niederschlesien und der Stadt Bogatynia wurde am 30. August 2021 unterzeichnet.[4] Literatur
WeblinksCommons: Bahnstrecke Mikułowa–Bogatynia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
|