Bahnstrecke Kassel–Waldkappel
Die Bahnstrecke Kassel–Waldkappel – auch Lossetalbahn oder Kassel-Waldkappeler Eisenbahn genannt – ist die 1879–1880 erbaute Eisenbahnstrecke vom Kasseler Hauptbahnhof nach Waldkappel im Kaufunger Wald im Werra-Meißner-Kreis in Hessen. Heute wird das Teilstück Kaufungen Papierfabrik–Hessisch Lichtenau von der Regionalbahn Kassel GmbH (RBK) betrieben und ist nach dem Tram-Train-Prinzip betrieblich eng mit dem Kasseler Straßenbahnnetz verknüpft. Das Reststück Kassel-Wilhelmshöhe–Kaufungen Papierfabrik ist im Eigentum der DB Netz, alle weiteren Teile sind stillgelegt oder abgebaut. GeschichteDie Strecke Bettenhausen–Waldkappel wurde am 1. Dezember 1879 eröffnet, der Anschluss zum Hauptbahnhof Kassel folgte am 15. März 1880. In Walburg zweigte die Gelstertalbahn nach Großalmerode ab. In Waldkappel bestand Anschluss an die Strecke Eschwege–Treysa, die Teil der Kanonenbahn war. Anfänglich wurde die ursprünglich 49,830 Kilometer lange Strecke von der privaten Cassel–Waldkappeler Eisenbahn (CWE) betrieben. Der letzte reguläre Personenzug fuhr am 31. Mai 1985 von Kassel nach Eschwege. Der Güterverkehr bis Walburg wurde noch bis zum 31. Dezember 2002 aufrechterhalten. Es fuhren noch Braunkohlenzüge von Rommerode nach Kassel. Weiterhin war es notwendig, der Blücher-Kaserne einen Gleisanschluss zu geben. Am Bahnhof Walburg lagern Eisenbahnfreunde eine Sammlung historischer Schienenfahrzeuge. Der Bau der Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg erforderte umfangreiche Gleisänderungen, im Zuge deren der alte Bahnhof Kirchditmold abgebrochen wurde. Für den Bau der Bundesautobahn 44 beantragte die DB Netz Anfang 2009 die Freistellung von Bahnbetriebszwecken der Trasse von Walburg (km 39,810) bis Waldkappel (km 49,690),[4] und es wurden die Gleisanlagen zwischen Walburg und Küchen abgebaut, um Platz für den Straßenbau zu schaffen. Der Streckenabschnitt zwischen dem Streckenkilometer 35,0 bei Hessisch Lichtenau und Walburg ist mittlerweile ebenfalls stillgelegt worden. Reaktivierung1997 begann der Ausbau der Strecke zwecks Integration in das Netz der Straßenbahn Kassel. Sie wurde mit 600 Volt Gleichspannung elektrifiziert und im Kaufunger Ortsteil Papierfabrik an das Straßenbahnnetz angeschlossen. Die Strecke wird seither von der Kasseler Straßenbahn befahren. Zwischenzeitlich fuhren auch Fahrzeuge der RegioTram Kassel auf der Strecke. Die Strecke wurde so ausgebaut, dass sie auch noch Güterverkehr ermöglicht. Dafür wurde für den Güterverkehr in jeder Station ein eigenes Gleis verlegt, das die Station entweder außen tangiert oder aber mittels Verschwenkung in größerem Abstand zum Bahnsteig verläuft. In mehreren Haltepunkten wurde ein aufwändiges Sechsschienengleis eingebaut, bei dem der Güterverkehr in der Mitte fährt. Somit ist sichergestellt, dass das Lichtraumprofil nicht durch die Bahnsteige eingeschränkt wird. Die Bahnhöfe sind dabei mit H/V-Signalen im Kompaktform gesichert. Der Straßenbahnbetrieb wurde am 8. Juni 2001 bis Helsa aufgenommen und am 29. Januar 2006 bis nach Hessisch Lichtenau ausgedehnt. In Kaufungen weicht die Straßenbahntrasse von der ursprünglichen, abseits der Bebauung gelegenen Strecke ab. In Hessisch Lichtenau verlässt sie die Bahntrasse, quert diese mittels einer Unterführung und endet nach weiteren Stationen in einer Wendeschleife im Ortskern von Hessisch Lichtenau. Zum Zwecke des Naturschutzes wurde zwischen den Haltestellen Eschenstruth und Fürstenhagen (in Höhe der Kläranlage) auf einer Länge von circa 650 Metern spezielle Maßnahmen getroffen, um Amphibien den Weg zu den Laichgebieten durch die Wiederaufnahme des Bahnverkehrs nicht zu behindern. Der Kabelkanal wurde dazu auf die Schwellen verlegt, und zwischen Untergrund und Schienen finden Amphibien eine Erdschicht und Freiraum. Die Baukosten für den Ausbau der Strecke betrugen etwa 65 Millionen Euro. BetriebAuf der Lossetalbahn verkehrt heute die Straßenbahnlinie 4. Der dichteste Takt beträgt in den Hauptverkehrszeiten 15 Minuten, am Wochenende fahren die Züge teilweise aber nur alle 60 Minuten. Alle Stationen sind barrierefrei, alle auf der Strecke eingesetzten Fahrzeuge niederflurig. In Helsa und Hessisch Lichtenau bestehen Busanschlüsse. An vielen Haltestellen wurden zudem Park-and-Ride-Plätze eingerichtet. Zwischen dem 29. Januar 2006 (Eröffnung der Verlängerung nach Hessisch Lichtenau) und dem 8. Juli 2007 verkehrten zusätzlich auch die Züge der RegioTram-Linie RT2 auf der Strecke. Dafür wurden Zweikrafttriebwagen des Typs Alstom RegioCitadis eingesetzt, diese nutzten zwischen Niederkaufungen Bahnhof und Oberkaufungen Bahnhof die nicht elektrifizierte alte Eisenbahnstrecke. Dennoch ist die Strecke auch weiterhin integraler Bestandteil des Regio-Tram-Systems, auch wenn die RegioTram-Triebwagen hier nicht mehr verkehren. Das Expressgleis, das Kaufungen umfährt, ist daher weitgehend ungenutzt. Der Ausbau der alten Eisenbahnstrecke zum Expressgleis kostete 300.000 Euro.[5] Seit einigen Jahren wird die Wiederaufnahme des Betriebes auf der alten, nicht elektrifizierten Eisenbahnstrecke, die zwischen Niederkaufungen und Oberkaufungen verläuft und dabei einige Haltestellen in Oberkaufungen umfährt, diskutiert.[6] Grund dafür ist die bald entstehende Konkurrenz durch die Fertigstellung des Teilstücks der A 44, welche dann Kassel und Hessisch Lichtenau miteinander verbinden würde. Der NVV (Mitbetreiber) befürchtet dadurch einen Rückgang der Fahrgäste, weil diese dann möglicherweise auf das Auto umsteigen, anstatt weiterhin die Bahn zu nutzen, um nach Hessisch Lichtenau zu gelangen.[7] Damit das früher extra für den Schnellverkehr ausgebaute Expressgleis in Zukunft genutzt werden kann, ist allerdings die Elektrifizierung erforderlich, da die bis 2007 eingesetzten Zweikrafttriebwagen mittlerweile auf anderen Strecken eingesetzt sind und die durch Oberkaufungen verkehrenden Straßenbahntriebwagen der Linie 4 nicht über einen zweiten Antrieb verfügen. Die Fahrzeit von der Kasseler Innenstadt nach Hessisch Lichtenau über das Expressgleis könnte zudem um einige Minuten verkürzt werden, was der eigentliche Grund dafür ist, weshalb überhaupt Planungen in Auftrag gegeben wurden, um die Schnellstrecke zu reaktivieren. Im Oktober 2017 wurde bekannt, dass der NVV weitere Fahrzeuge beschaffen muss, wenn die RegioTram in Zukunft wieder über das Expressgleis in Kaufungen über Helsa nach Hessisch Lichtenau fahren soll. Hintergrund ist, dass der gesamte Fuhrpark des Verkehrsbetriebes bereits ausgelastet ist.[8] WeblinksCommons: Bahnstrecke Kassel–Waldkappel – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise
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